1984 (Autor: George Orwell)
 
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1984 von George Orwell

Rezension von Matthias Hofmann

 

Im Frühjahr 2021 schießen sie wie Pilze aus dem Boden. Die Rede ist von den Neuausgaben des ultimativen Science-Fiction-Klassikers, der Dystopie schlechthin, dem Roman 1984 des Engländers George Orwell. Gibt es ein besonderes Jubiläum zu feiern?

 

Nein. Aber von den Werken des Eric Arthur Blair, wie der weltberühmte Schriftsteller eigentlich hieß, ist am 1. Januar 2021 der Schutz des Urheberrechts erloschen. Das bedeutet, dass Orwells Texte in die Gemeinfreiheit übergegangen sind und jeder, der lustig ist, diese neu publizieren kann. Das betrifft in diesem Jahr übrigens auch das Werk von Edgar Rice Burroughs, was die unzähligen Tarzan-Neuausgaben erklärt, die neuerdings per Print-on-Demand angeboten werden.

 

Die Geschichte von Winston Smith, der in einem totalitären Überwachungsstaat im Jahr 1984 lebt, ist eigentlich Pflichtlektüre. Für alle. Der Roman wird nicht nur in Schulen gelesen, sondern zählt zu den global bekanntesten Büchern überhaupt. Deswegen würde eine Inhaltsangabe an dieser Stelle bedeuten, Eulen nach Athen zu tragen.

 

Orwells Visionen von Polizeistaat, allmächtiger Partei, dem Verlust der Privatsphäre und einem großen Bruder, der alle beobachtet, entfalten auch 2021, viele Dekaden nach dem Jahr 1984, in welchem er sein Werk angesiedelt hat, eine erschreckende Wirkung. In Grundzügen sind sie aktueller denn je, wenn man bedenkt, wie demagogische Politiker vom Schlage eines Donald Trump in den USA nicht nur eine traditionsreiche Partei vor ihren Karren spannen, sondern auch ein ganzes Land spalten und für ihre Zwecke missbrauchen können. Gerade Begriffe wie »Fake News« oder »Alternative Fakten« spiegeln die umfangreiche Geschichtsfälschung, wie sie in Orwells »1984« beschrieben wird, deutlich wider.

 

Die allgegenwärtige Manipulation zeigt sich in dem Roman u. a. durch eine direkte Veränderung der Vergangenheit, indem z. B. Menschen, die zur »Unperson« erklärt wurden, nicht einfach nur verschwinden, sondern auch aus Dokumenten, Artikeln und Akten gestrichen werden, als hätten sie nie existiert.

 

Selbst Sprache wird modifiziert. So wurde das sogenannte »Neusprech« eingeführt, eine Amtssprache, die nicht nur die Alltagssprache ersetzen soll, sondern mit einem reduzierten Wortschatz auskommt.

 

Ganz klar ist »1984« von George Orwell ein Buch, welches nicht nur einmal, sondern einmal pro Dekade oder zumindest zwei Mal im Leben gelesen werden sollte. Eine auffrischende Lektüre bietet sich aktuell wegen der Neueditionen zu Beginn des Jahres 2021 an.

 

Ich habe mir die Neuausgabe als Hardcover mit Schutzumschlag des Manesse Verlags zu Gemüte geführt. Der 1944 gegründete Verlag, der heutzutage – wie viele andere – zur Penguin Random House Verlagsgruppe gehört, ist bekannt für seine exklusiv aufgemachte »Bibliothek der Weltliteratur« und seine Neuausgaben von Literaturklassikern.

 

»1984« spendierte man eine kundige Neuübersetzung von Gisbert Haefs, der nicht nur als Übersetzer tätig ist, sondern schon selbst so machen Roman geschrieben hat. Neben historischen Romanen und Krimis auch Science-Fiction-Romane und als Gastautor sogar zwei Perry-Rhodan-Heftromane.

 

Zusätzlich zu Orwells ausführlichem Artikel »Die Prinzipien von Neusprech« findet sich in der Manesse-Ausgabe ein umfangreiches Nachwort von Mirko Bonné, in dem er nicht nur den vorliegenden Roman erklärt und einordnet, sondern auch die Biografie von Orwell nicht ausspart.

 

»1984« von George Orwell hat bis heute nichts von seiner erschreckenden Wirkung verloren. Im Gegenteil, wenn man den Roman in Bezug zu aktuellen Entwicklungen betrachtet, so kann man die visionäre und warnende Kraft Orwells an vielen Passagen erkennen. Das ist einerseits deprimierend, andererseits auch Mut machend. Zumindest so lange es kluge Köpfe wie Orwell und Bücher wie »1984« gibt.

 

Keine Frage: Der Roman ist auch anno 2021 Pflichtlektüre und gehört damit in jede ernstzunehmende Bibliothek.

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Buch:

1984

Autor: George Orwell

Original: Nineteen Eighty-Four, 1949

Hardcover, 448 Seiten

Manesse, 18. Januar 2021

Übersetzung: Gisbert Haefs

Titelillustration: Moremo

Nachwort: Mirko Bonné

 

ISBN-10: 371752528X

ISBN-13: 978-3717525288

 

Erhältlich bei: Amazon

 

Kindle-ASIN: B08FCDLB7N

 

Erhältlich bei: Amazon Kindle-Edition


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Erstellt: 13.03.2021, zuletzt aktualisiert: 24.11.2023 15:44, 19516