Der Sohn des Alchimisten (Autor: Andreas Gößling)
 
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Der Sohn des Alchimisten von Andreas Gößling

Rezension von Carsten Kuhr

 

Sanno führt ein zurückgezogenes Leben inmitten des Spessart. Sein Vater, der Alchimist und Kräuterkundler Meister Lambert sorgt mit seinem Heilelixier für einen gesicherten Lebensunterhalt, sondert sich aber von den Menschen ab. Sind es nur die grausamen Narben, die seinen fünfzehn-jährigen Sohn entstellen, die ihn seine Mitmenschen meiden lassen, oder die Furcht als Magier von der kirchlichen Inquisition verfolgt zu werden?

Als Sanno mitten in der Nacht im Wald eine alte Kräuterhexe bei einem schwarz-magischen Ritual überrascht, tritt Lambert die Flucht nach vorne an. Er entsendet Sanno mit einem Schreiben zu dem im nahen Gelnhausen residierenden Hexenjäger. Dort angekommen aber ist der Inquisitor bereits zu Bett gegangen, und darf nicht mehr gestört werden. Tags drauf schlägt das Schicksal unerbittlich zu. Während Faust auf dem Marktplatz die Menschen in seinen Bann zieht, gerät Sanno in den Bann des Hellsehers Herbold. Dieser fertigt ein Seelenbild von Sanno, ein Bild das verschüttete Erinnerungen an seine Kindheit freisetzt.

 

Auf der Flucht von den Pfaffen die Herbold gefangen nehmen begleitet ihn die Gehilfin des Wahrsagers, die bezaubernde Lunja nach Hause. Doch schon in der nächsten Nacht wird ihr Gut angegriffen, und niedergebrannt. Hexenjäger heften sich auf die Spuren der beiden Überlebenden. Zusammen mit Lunja macht Sanno sich auf das Rätsel um seine Herkunft, seine Vergangenheit und sein Menschsein zu lösen.

Statt eines Nabels verunzieren Narbenwülste seinen Abdomen und seinen Kopf. Ist er ein gottloses, künstlich geschaffenes Geschöpf? Hat er eine Daseinsberechtigung, oder muss man ihn als Teufelswerk zur Strecke bringen? Die Spur führt an den Ort seiner Entstehung...

 

Andreas Gößling greift in seinen fundiert recherchierten Romanen ein ums andere Mal die dunkle Zeit der Inquisition auf. Alchemisten ziehen Königshöfe und Bürger in ihren Bann, das gemeine Volk ist von Gauklern, Missgeburten und Wunderheilern fasziniert.

In dieser glaubwürdig konzipierten Umgebung erzählt Gößling eine ergreifende Geschichte um einen Menschen, der sein Menschsein anzweifelt, der seinen Platz in der Welt sucht.

Ohne Vergangenheit, hintergangen von allen, denen er jemals vertraut hat ist Sanno eine Mitleid erregende Gestalt.

Dabei erweist er sich immer wieder als edel und aufrecht, düpiert und entlarvt die selbsternannten Tugendwächter die ihr Leben der Hexenverfolgung gewidmet haben. Statt uneigennützig das Seelenheil ihrer Mitmenschen im Auge zu haben, treibt diese Geltungssucht und Habgier an. Dass ihnen sämtlicher weltlicher Besitz überführter Hexer und Teufelsjünger zufällt trägt nicht unbedingt zur Objektivität der Pfaffen bei.

Auf ihrer abenteuerlichen Flucht kommen sich die beiden jungen Menschen näher. Immer wieder aber zweifelt der Junge daran, ob er als vermeintlich unbeseeltes Kunstobjekt es überhaupt verdient hat Glück zu empfinden, Liebe zu suchen. Und er wurde zu oft in seinem jungen Leben enttäuscht. Kann er Jemanden überhaupt noch trauen, auch wenn er dies möchte, kann er sich auf Andere verlassen, auch wenn er eine Gemeinschaft noch so sehr ersehnt? Fragen, die der Autor sehr anschaulich herausgearbeitet hat.

 

Stilistisch ansprechend, mit durchaus nachdenklichen Tönen und einer spannenden, lehrreichen Handlung versehen gibt und das Buch ein Stück einen Einblick in die Vergangenheit.

Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240419220424d4034ec2
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Titel:

Der Sohn des Alchimisten

Autor: Andreas Gößling

Arena Verlag, April 2007

Gebundene Ausgabe, 360 Seiten

Titelbildgestaltung: Frauke Schneider

ISBN-10: 3401058843

ISBN-13: 978-3401058849

Erhältlich bei: Amazon

 


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Erstellt: 15.04.2007, zuletzt aktualisiert: 18.04.2024 09:19, 3789