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Phantastische Bücher in einer Phantastischen Bibliothek

von Ellen Norten

 

Dieser Artikel erschien zuerst auf Kultura Extra.

 

Durch diese steilen Gassen wanderte einst Goethe, als er am Reichskammergericht zu Wetzlar ein Praktikum machte. Sein Weg führte ihn aber auch zu Charlotte Buff. Seine Liebe zu ihr machte er durch den Roman Die Leiden des jungen Werther unsterblich. Noch heute kann man dieser unglücklichen Liebe im Lottehaus nachspüren. Es liegt in der kleinen, aber feinen Altstadt von Wetzlar, über deren bunten Fachwerkhäuser sich drohend der Dom erhebt.

 

Durch diese Straßen eilt heute der Phantastik- und Science-Fiction Freund, wenn er auf der Suche nach einschlägiger Literatur ist. In der Turmstraße 20 befindet sich die Phantastische Bibliothek. Auf fünf Stockwerken mit zusammen 1500 Quadratmetern Grundfläche lagern über 280.000 Titel, sortiert nach den unterschiedlichen Genre, nämlich Science Fiction, Fantasy, Utopien, Horror, Phantastik, Märchen/Sagen/Mythen, Reise- und Abenteuerliteratur. Damit verwaltet und pflegt die Phantastische Bibliothek Wetzlar die weltweit größte öffentlich zugängliche Sammlung phantastischer Literatur.

 

Modern und bunt kommt die Bibliothek daher, schon im Eingangsbereich prangen bunte Grafiken, in zwei Untergeschossen erwarten den Besucher spezielle Themenräume. Perry Rhodan, dem ungekrönten König der deutschen SF ist ein ganzer Bereich gewidmet; Tisch und Stuhl aus den silbernen Sammelbänden bieten dem Fan ein ungewöhnliches Leseambiente. In den nebenliegenden Räumen wartet SF in allen Variationen; deutschsprachige Romane und Anthologien, Übersetzungen, Originalausgaben und Klassiker.

 

Wer Phantastik mit »F« schreiben möchte wird hier eines Besseren belehrt. Das »F« ist reserviert für Fantasy, die hier ebenfalls großangelegt vertreten ist, Phantastik wird hingegen – schon zur Abgrenzung gegenüber der Fantasyliteratur mit »Ph« geschrieben, ganz so, wie es der Name dieser einmaligen Bibliothek nahelegt. 30 Jahre ist sie gerade alt geworden und sucht sowohl in Deutschland, als auch im Ausland ihresgleichen. Von der ersten Stunde dabei waren Thomas Le Blanc und Bettina Twrsnick die ihr Herzblut für diese Literatur geben. Angefangen hat es mit den Wetzlarer Tagen für Phantastik, die gerade zum 35. Mal zu Ende gingen. Vor dreißig Jahren dann die Gründung der Bibliothek. Doch es ist nicht nur die Präsentation von Büchern, die hier stattfindet, sondern hier entsteht auch neue Phantastik. So ist gerade der 29. Band der Wetzlarer Miniaturen erschienen, herausgegeben von Thomas Le Blanc.

 

Ellen Norten: Frage an ihn, was hat es mit den Miniaturen auf sich?

 

Thomas Le Blanc: Die »Phantastischen Miniaturen« sind eine Anthologienreihe, die im Verlag der Phantastischen Bibliothek Wetzlar erscheinen. Ihr besonderer »Gag« ist, dass die Kurzgeschichten nur zwei oder drei Seiten lang sein dürfen.

 

Ellen Norten: Wer zählt zu den Autoren?

 

Thomas Le Blanc: Die »Phantastischen Miniaturen« werden von einer geschlossenen Gruppe von Autoren verfasst, die der Phantastischen Bibliothek verbunden sind.

 

Ellen Norten: Woran orientieren sich diese Hefte?

 

Thomas Le Blanc: Für jeden Band wird ein Thema vorgegeben, das meist etwas abseitig oder gar komplett skurril ist. Es sind Bände erschienen, die zum Beispiel vom Thema Brandschutz handeln oder Goethe wiederauferstehen lassen oder so einen verrückten Titel wie Wir müssen das Gummi in der Zelle erneuern tragen.

 

Ellen Norten: Warum sind die Geschichten darin so kurz?

 

Thomas Le Blanc: Die Autoren sollen sich allein auf die Idee bzw. den Gag der Geschichte konzentrieren.

 

Ellen Norten: Wie kommen die Themen der einzelnen Bände zu Stande?

 

Thomas Le Blanc: Die Autoren schlagen Themen vor, in Redaktionssitzungen wird über neue Themen abgestimmt, oder ich lege als Herausgeber einfach diktatorisch ein neues Thema fest.

 

Ellen Norten: Wie kann man sie bekommen?

 

Thomas Le Blanc: Man geht einfach auf die Seite www.phantastik.eu/publikationen/phantastische-miniaturen, wählt aus und schickt uns eine eMail mit der Bestellung. Jeder Band kostet 3,00 Euro.

 

Ellen Norten: Welche anderen Projekte gibt es in der Phantastischen Bibliothek?

 

Thomas Le Blanc: Die Phantastische Bibliothek arbeitet in vielen kulturellen, pädagogischen und wissenschaftlichen Bereichen. Einen ersten Einblick gewährt unsere Homepage www.phantastik.eu, aber am besten orientiert man sich über einen Besuch in Wetzlar.

 

Ellen Norten: Was wünschen Sie sich für die Zukunft?

 

Thomas Le Blanc: Die notwendige Gesundheit, für die Phantastischen Bibliothek noch viele Jahre arbeiten zu können.

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Phantastischen Bibliothek Wetzlar

Turmstraße 20

35578 Wetzlar

Telefon: 06441 - 4001 - 0

Telefax: 06441 - 4001 - 19

 

Öffnungszeiten der Phantastischen Bibliothek:

Montag: 14:00 – 18:00 Uhr

Dienstag: 14:00 – 18:00 Uhr

Mittwoch: 09:00 – 12:00 Uhr und 14:00 – 18:00 Uhr

Donnerstag: 14:00 – 18:00 Uhr

 

Bibliotheksführungen können auch außerhalb der regulären Öffnungszeiten vereinbart werden!

 

Homepage der Phantastischen Bibliothek


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Erstellt: 22.06.2018, zuletzt aktualisiert: 11.07.2024 19:06, 16761