Ashby House (Autor: V. K. Ludewig)
 
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Ashby House von V. K. Ludewig

Rezension von Christel Scheja

 

Nach seinem Anglistik-Studium arbeitete K. E. Ludewig zunächst als Plattenproduzent, Ghostwriter, Redakteur, Fernseh- und Buchautor. Sein größter Erfolg war der Ratgeber „Nur nicht aus Liebe weinen – Frust und Freuden schwuler Beziehungen“, der für die Betroffenen zu einem Klassiker der Selbsthilfeliteratur wurde. „Ashby House“ ist sein erster Thriller, der sich keinem Genre ganz zuordnen lässt.

 

Ashby House liegt in der Nähe von Land’s End an der britischen Küste und hat eine ebenso wildbewegte wie unheimliche Geschichte hinter sich. Es heißt, dass es in diesem Gemäuer spukt, seit es Mitte des 19. Jahrhunderts errichtet wurde, und tatsächlich sind dort im Lauf der Jahre immer wieder Menschen verschwunden, die es wagten, sich länger in einem der Zimmer im zweiten Stock aufzuhalten.

Nun, Anfang des 21. Jahrhunderts ist das alte Herrenhaus eine lästige Immobilie, die der Staat lieber abstößt als sie zu halten, weil die Erhaltung nur unnötig Geld kostet.

Die Käuferin ist ausgerechnet die berühmte Fotografin Lucille Shalott, die leider seit einem schweren Unfall im Rollstuhl sitzt. Sie will sich dort allerdings nicht zur Ruhe setzen, sondern plant, das alte Haus auch zu einem Schauplatz ihrer Bilder zu machen.

Begleitet wird sie unter anderem von ihrer Schwester Laura, mit der sie eine Hassliebe verbindet. Die Schwestern sind grundverschieden und können sich eigentlich nicht ausstehen – aber dennoch vermögen sie es nicht, voneinander zu lassen.

Zusammen mit dem Butler Steerpike versuchen sie sich einzurichten – Lucille betäubt sich mit Morphium und schikaniert Laura oder das Personal, ihre jüngere Schwester sucht nach einem Weg dem herrischen Wesen der Diva zu entkommen und findet Erlösung in den Armen eines in der nächsten Siedlung ansässigen Restaurantbesitzers. Und der Butler bleibt immer distinguiert und höflich, auch wenn er als Double eines ebenfalls anwesenden Hollywoodstars durchgehen könnte.

Alle haben natürlich von dem Spuk gehört, aber niemand glaubt so recht daran – bis zu dem Tag an dem Lucille spurlos verschwindet.

 

„Ashby House“ hat viele Gesichter. Liest sich das Ganze anfangs noch wie ein Gesellschaftsroman, der auch einen frechen Blick hinter die Kulissen der Filmindustrie wirft, so wandelt sich das ganze bald zu einem Krimi. Lucille führt sich so unmöglich auf, dass es bald nicht nur eine Person gibt, die sie lieber tot sehen möchte. Als sie verschwindet liegt daher der Verdacht nahe, das man sie ermordet hat und die Leiche verschwinden ließ.

Nun rückt Laura mehr in den Mittelpunkt der Geschichte, ist es doch an ihr, so schnell wie möglich herauszufinden, was passiert ist, denn sonst würde der Verdacht sofort auf sie fallen. In diesem Moment fängt es an, unheimlich zu werden – denn nun zeigen sich auch erste übersinnliche Phänomene – wenn die Heldin und ihre Freunde sich genauer im zweiten Stockwerk des Hauses umsehen, Dinge erleben, die nicht erklärbar sind und auch einen genaueren Blick auf die Geschichte des Hauses werfen.

Der Autor entwirft dabei ein ebenso skurriles wie irrwitziges Szenario, dass sich in den Figuren widerspiegelt, sei es nun in dem Butler, der nicht immer so distinguiert ist, wie er tut, sondern ein interessantes Geheimnis hütet, der schillernden Lucille, die einerseits strahlend lächelnder Star, aber auch eine zur Grausamkeit neigende Diva sein kann, die unter Selbstüberschätzung leidet, oder die spröde Laura, unter deren unscheinbarem Äußeren ein Vulkan aus Zorn und Leidenschaft schlummert.

Es gibt nette Anekdoten aus der Klatschpresse und dem Showbusiness, die ad absurdum geführt werden und augenzwinkernde Momente, in denen den Helden der Spiegel vorgehalten wird. Am Ende kommen auch noch ein paar märchenhafte Entwicklungen ins Spiel, die alles noch ein wenig humorvoller und abgedrehter machen.

 

Letztendlich ist „Ashby House“ ein munterer Thriller, der es sich erlaubt in mehreren Genres zu spielen und letztendlich mit den gängigen Klischees zu spielen. Wer sich auf den skurrilen Mix mit der eigenwilligen Umsetzung einlassen kann, der wird durchaus seinen Spaß an der Geschichte haben, der es geradlinig und weniger irrwitzig mag, sollte besser die Finger davon lassen.

 

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240502001302e1b6c509
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Ashby House

Autor: V. K. Ludewig

broschiert, 317 Seiten

dtv, erschienen März 2012

Titelbild von Benita Winckler

ISBN-10: 3423213515

ISBN-13: 978-3423213516

Erhältlich bei: Amazon

Kindle-Edition

ASIN: B007BLO53Y

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 28.04.2012, zuletzt aktualisiert: 04.09.2023 15:36, 12485