Assassins Creed: Origins (PC)
 
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Assassins Creed: Origins

Rezension von Cronn

 

Die Verzweiflung in den Augen der jungen Frau ist nicht gespielt – sie ist echt. So wie die drei Toten beim Einbalsamierer im Heiligtum am Ufer des großen Sees. Die junge Frau ist alles, was von der Familie übrig geblieben ist, die jenes Ackerland am Rand der Wüste bebaut hatte. Ein ehrgeiziger Soldatenanführer hat sie mit seinen Männern überfallen und fast ausgerottet.

Nun ist es die Aufgabe für Bayek, diesen Soldatenanführer zu finden und weitere Informationen herauszubekommen. Wer steckt hinter dem feigen Mordanschlag?

Bayek schwingt sich auf sein Pferd und reitet über die Dünen hinweg, folgt dem Ufer des großen Sees und gelangt an die Ausläufer der Metropole Alexandria, wo der berühmte Leuchtturm sein Fackelfeuer hinaus auf das Mittelmeer wirft.

Knapp vor den Gärten Alexandrias steht eine Villa im griechischen Baustil. Das ist der Aufenthaltsort des Soldateska-Anführers. Mit Hilfe des treuen Gefährten Senu, einem Adler, findet Bayek heraus, wo sich dieser Mistkerl aufhält: Er schläft in einem Zelt, das er mitten im Villenhof aufgestellt hat. Merkwürdig.

Bayek steigt vom Pferd und schleicht sich an die erste Wache heran. Von hinten schlägt er ihn nieder, so dass sie bewusstlos liegen bleibt. Nach und nach schaltet er auf diese heimliche Weise alle anderen Wachen aus. Dann lockt er einen Wächter ins Gebüsch und erledigt auch ihn auf gleiche Art.

Dann wird er von einem Wächter bemerkt. Es kommt zum Kampf.

Die beiden Kontrahenten umtänzeln sich, suchen nach dem perfekten Moment zum Zuschlagen. Der Wächter tut es, dann pariert Bayek den Schlag und geht zum Gegenangriff über. Nach wenigen Treffern geht die Wache für immer zu Boden.

Bayek kann sich nun um den Anführer kümmern. Der schläft immer noch in der Mitte des Platzes in einem Zelt und Bayek sorgt dafür, dass dies auch so bleibt. Dann findet er eine Papyrusrolle und liest darauf, dass der eigentliche Drahtzieher hinter der Aktion ein griechischer Adliger aus Alexandria ist.

»Na warte!«, denkt sich Bayek. »Du wirst für deine feige Tat büßen!«

Und behände schwingt sich der Medjai auf den Rücken seines Pferdes und verschwindet in Richtung Alexandria.

 

Assassins Creed: Origins ist nach einer Entwicklungszeit von drei Jahren das neueste Projekt aus der Reihe Assassins Creed und stammt vom Studio Ubisoft Montreal. Die Reihe hatte nach den letzten Ablegern Unity und Syndicate eine kreative Pause nötig gehabt. Inzwischen ist das Gesamtprojekt 10 Jahre alt. Da zeigen sich Alterserscheinungen an allen Ecken und Enden des Gameplays. Aber Ubisoft hat eine kluge Entscheidung getroffen und in der Tat den Entwicklern die nötige Zeit für Neuerungen gelassen. Herausgekommen ist dabei mit »Assassins Creed: Origins« ein Titel, dem man das anmerkt. Doch wie gelungen ist der neueste Ableger der Reihe nach der langen Pause?

 

Hintergrund:

»Assassins Creed: Origins« geht zurück, wie schon der Titel vermuten lässt, zu den Anfängen der Assassinen-Bruderschaft. Diese werden im antiken Ägypten verortet und genauer gesagt um das Jahr 49 v. u. Z., als Ägypten von Griechenland beherrscht wird und sich schon der nächste Konkurrent im Mittelmeerraum bereit macht, die Kontrolle über das alte Reich zu erlangen – Rom.

Man schlüpft als Spieler in die Rolle von Bayek, einem sog. Medjai, eine Art Polizist im Auftrag des Pharao. Nach einem dramatischen Ereignis dürstet es Bayek und seiner Frau Aya nach Rache und diese suchen sie, indem sie verschiedene Maskenträger heimlich ermorden. Doch ist damit tatsächlich alles erledigt?

 

Die Story von »Assassins Creed: Origins« ist sicherlich nicht allzu neu, hat aber sehr intime Bezüge in der Familie der Hauptfigur und damit sehr tragische Charaktere Bayek und seine Frau Aya. Das zugrundeliegende Ereignis macht den Hass der beiden nachvollziehbar, wobei er dennoch auch immer wieder in Frage gestellt wird. Den Storyschreibern ist es gelungen, die Vielschichtigkeit des Themas Rache aufzugreifen. Sehr gelungen!

 

Gameplay:

Das Spiel stellt das antike Ägypten auf unfassbar umfangreiche Weise dar. Schon immer war die Spielwelt von »Assassins Creed« sehr wichtig für das Spielerlebnis. Doch was die Macher von Ubisoft Montreal hier auffahren, ist noch nie dagewesen.

Der Spieler kann ein riesiges Gebiet frei durchforsten. Das wird einem erst dann so richtig bewusst, wenn man in die Rolle des Adlers Senu schlüpft und von oben einen Blick auf die Spielwelt werfen kann. Es ist schier unglaublich, diese Weitsicht! Und alles kann man dabei bereisen.

Anfangs war der Zweifel groß, ob Ubisoft genügend Abwechslung in die Wüstenei Ägyptens bringen kann, doch dies ist nach der Erfahrung von »Assassins Creed: Origins« vorbei. Sicherlich ist viel Wüstenallerlei und Oasendoppeltheit zu sehen, aber das ist nur natürlich angesichts des Spielumfelds. Doch abseits davon gibt es unterschiedlich archetektonisch geprägte Städte, Flüsse, Seen mit Bewässerungsanlagen, Fischfanggebiete, unterirdische Grabanlagen, Heiligtümer, berühmte Sehenswürdigkeiten und dergleichen mehr.

 

Auch die Spielzeit kann sich sehen lassen. Nur die Hauptquest allein beträgt um die 20 Stunden. Wenn man alle Nebenquests mitnimmt, darf man gut und gerne das Doppelte rechnen. Und die Qualität der Quests ist auch superb. Zugegeben: Im Kern sind Suchen und Wiederbringen als Nebenquests wieder dabei. Aber die Inszenierung der Questketten macht den Reiz aus! Diese sprechen unterschiedliche Emotionen an. Mal sind sie dramatisch, tragisch, dann wieder menschlich und sogar humorvoll. So ist man beispielsweise unterwegs, um einen verlorenen Ehemann zu finden. Den findet man dann sturzbetrunken auf einer Insel sitzend. Oder man spielt Verstecken mit den Kindern eines befreundeten Priesters. Solche Quests machen Spaß und lockern die durchaus ernste Hauptquest auf.

 

Vom Gameplay her haben die Macher den Mut gehabt, vieles zu ändern. Das beginnt bereits mit der Navigation. Die Mini-Map ist weggefallen. Nun findet man einen Kompass am oberen Bildschirmrand vor, der eine ungefähre Richtung zum nächsten interessanten Ort oder einer Questperson weist. Das tut der Immersion ins Spielgeschehen gut. Es gibt auf Knopfdruck eine Map, die aber nicht mehr nach und nach erspielt werden muss, vielmehr stehen alle Gebiete sofort zum Reisen bereit. Die Gegner in den Gebieten leveln aber nicht mit, sodass es sein kann, dass man keine Chance gegen die Feinde in einem höherstufigen Abschnitt hat. Gottlob wird aber vor jeder Quest angegeben, welche empfohlene eigene Erfahrungsstufe angesetzt wird. Bei Gebieten ist das allerdings nicht sofort ersichtlich.

 

Weiterhin wurde das Kampfsystem grundlegend überarbeitet. Es gibt nun einfache und aufgeladene Schläge, dazu Schildblocks, Durchstoßer des Schildblocks (per Perk-Upgrade, dazu später mehr) und unterschiedliche Trefferboxen. Auch der Fernkampf wurde überarbeitet, sodass insgesamt ein viel taktischeres Kampfsystem entstanden ist, das in der Theorie komplex und schwierig zu handhaben ist. In der Theorie ist allerdings der Schwierigkeitsgrad ausschlaggebend für die Umsetzung des Kampfsystems. Die ersten beiden Grade sind recht leicht diesbezüglich. Feinde stellen erst auf dem härtesten Schwierigkeitsgrad ernsthafte Gefahren dar. Dennoch ist das Kampfsystem eine Verbesserung gegenüber dem gewohnten AC-System, das viel zu oft zu unnatürlich wirkte.

 

Veränderungen gibt es auch in Punkto Ausrüstung. Verschiedenste Waffen, Schilde und dergleichen mit unterschiedlichen Werten und Boni sorgen dafür, dass »Assassins Creed: Origins« sich in Richtung Action-Adventure bewegt. Die freie Wahl und die Upgrade-Möglichkeiten mittels dem Jagen von Rohstoffen führen dazu, dass man das Gefühl hat, ständig progressiv fortzuschreiten und besser zu werden. Dies setzt eine Sammel- und Jagdspirale in Gang, die motiviert.

 

Die Perks, die man in verschiedene Spielstile investieren kann, sorgen für einen weiteren Motivationsschub. Zwar sind nicht alle Perks gleich wertvoll, aber sie sorgen dafür, dass man sich um weitere Erfahrungspunkte bemüht und erfreut freigeschaltete Perks ausprobiert.

 

Lob bekommt Ubisoft auch für die angenehme Tatsache, dass man den Vorspann mit Logo und dergleichen mittels Tastendruck sofort wegschalten kann, was dazu führt, dass man schnell ins Spiel gelangen kann. Ein Detail, das aber zeigt, dass man an die Spieler und ihre häufige Nutzung des Spiels gedacht hat, wobei dieses Detail angenehm auffällt. Die Bindung des Games an die Ubisoft-Plattform Uplay ist inzwischen bei den meisten Usern akzeptiert und funktioniert problemlos.

 

Grafik und Sound:

Die Grafik von »Assassins Creed: Origins« ist als sehr gelungen zu bewerten. Die Texturen sind auf der obersten Wahlstufe hochaufgelöst und sehen knackig aus. Besonders gelungen wirken die Lichtstimmungen zu jeder Tages- und Nachtzeit und auch die Animationen der Menschen, die einem Rhythmus des Lebens nachgehen.

 

Die Tierwelt wirkt gelungen animiert. Krokodile, Pferde, Kamele, Katzen oder Nilpferde und Reiher und dergleichen mehr sind zu finden und sie sehen grandios aus. Kleine Clippingfehler oder fehlende Animationen sind bei einem derartig komplexen Spiel durchaus zu verschmerzen.

 

Der Soundbereich ist ebenfalls gelungen. Die Musik passt in den historischen Kontext und wirkt mit antiken Instrumentklängen stimmig. Die Umgebungssounds sind in die restliche Welt harmonisch eingebettet.

 

Fazit:

»Assassins Creed: Origins« ist ein sehr gelungener Neuauftakt der Reihe. Mit der unglaublich lebendigen Welt, den vielen spannenden und interessanten Nebenquests und der dramatischen Storyline lädt »Assassins Creed: Origins« für viele Stunden zum Entdecken ein. Zwar ist das Parcour-Element etwas zurückgefahren, dafür lohnt aber »Assassins Creed: Origins« mit vielen sinnvollen Neuerungen und Spieltiefe.

 

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PC-Game:

Assassins Creed: Origins

Ubisoft, 27. Oktober 2017

USK: 16

 

ASIN: B071X42XVB

 

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 07.11.2017, zuletzt aktualisiert: 13.04.2024 08:22, 16202