Rezension von Ralf Steinberg
Verlagsinfo:
Asylon ist die letzte Stadt der Erde. Das einzige Bollwerk der Zivilisation, umgeben von endloser Wüste und hungrigen Heerscharen. Das jedenfalls denken ihre Bewohner. Torn ist Mitglied einer Spezialeinheit, die das Gleichgewicht zwischen den herrschenden Clans wahrt. Als dunkle Mächte seine Familie und sein Leben zu vernichten drohen, sieht er sich gezwungen, Asylons tödliche Außengrenze zu durchbrechen. Doch das Geheimnis, das sich dahinter verbirgt, wird alles infrage stellen, woran Torn je geglaubt hat.
Rezension:
Ein deutschsprachiges SF-Debüt ist immer wieder ein Ereignis. Selten genug findet es bei einem Major-Verlag statt. Natürlich darf heutzutage nicht SF draufstehen, wo SF drin ist und auch Asylon von Thomas Elbel läuft bei Piper etwas verschämt in der Fantasy-Reihe.
Dabei gibt sich der Roman zunächst als klassische postapokalyptische Dystopie. Die letzten Menschen leben mehr schlecht als recht in der letzten Stadt Asylon. Ihr Gemeinwesen wird durch einen Gouverneur gelenkt, der in Zusammenarbeit mit dem organisierten Verbrechen für Ordnung sorgt. Als neutrale Gewalt dienen die Leveller. Die Balance zwischen den Clans ist ihre Aufgabe. Nach außen schützen diverse tödliche Sperranlagen vor eventuellen marodierenden Resten der Erdbevölkerung.
Doch es gibt immer wieder Verrückte, die nach draußen wollen, in der Überzeugung, es gäbe dort ein Paradies. Als Leveller Torn den Tod einer solchen Flüchtigen untersuchen will, beginnt sich die bestehende Ordnung immer schneller aufzulösen ...
Man muss bei diesem Roman zwei Dinge von einander trennen. Thomas Elbel ist ein schneller und abwechslungsreicher Thriller gelungen, der mit Überraschungen aufwartet, eingängige Figuren enthält und bis zum Schluss spannend bleibt. Dramaturgisch kann man also wenig klagen.
Etwas anders sieht es mit dem Plot selbst aus. Von Anfang weist das Setting massive Lücken auf. Das liegt natürlich zu einem gewissen Grad daran, dass Asylon nicht das ist, was die Figuren zunächst von ihrer Stadt denken. Elbel hat hier die Tatsachen teilweise so deutlich offengelegt, dass man den Figuren ihre Blindheit nicht abnimmt und tatsächlich eher zu dem Schluss kommt, dass es einfach Logiklöcher sind.
Diese offensichtlichen Probleme mit dem Hintergrund ziehen sich als störendes Beiwerk durch den gesamten Roman. Stets fragt man sich, wie das denn funktionieren soll, zudem über Jahre. Dabei sind die Charaktere durchaus stringent, sehr unterschiedlich und auch in extremen Situationen stimmig. Es gibt eine Menge horrorlastiger Elemente, die Elbel allerdings nicht bis zum Exzess auswalzt. Hin und wieder spürt man die Suche nach einer eigenen Stilistik, die noch nicht abgeschlossen ist.
Der Schluss wirkt ein wenig angeflanscht mit zuviel »Deus ex machina«, so dass der dystopische Rahmen leider aufgeweicht wird.
Doch diese Punkte sind in einem Debüt durchaus vertretbar. Man kann gespannt sein, wohin sich Thomas Elbel entwickelt – mehr frische SF kann nie schaden!
Fazit:
»Asylon« ist rasante Variante des postapokalyptischen Szenarios von der »Letzten Stadt«. Noch nicht in allen Belangen perfekt durchkomponiert, aber für ein Debüt schon recht anständig.
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