Aufbruch ins Gestern (Autor: Holger M. Pohl; Arkland 1)
 
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Aufbruch ins Gestern von Holger M. Pohl

Reihe: Arkland Band 1

 

Rezension von Ralf Steinberg

 

Verlagsinfo:

Die Weißen Könige beherrschten den Kontinent Besceen, der durch den Dideon Lehort, den Landspalter, ein gewaltiges Gebirgsmassiv in zwei Teile getrennt wird: das kleine, schmale und zivilisierte Westküstenland und das weit größere, wilde ARKLAND. Dank ihres Wissens und ihrer Technik bestimmten sie von ihren Stadtburgen im Westküstenland aus das Schicksal der Bewohner des ARKLANDs. Zu ihrem Vergnügen, mehr aber noch um der Macht willen, inszenierten sie Kriege unter den Städten und Reichen des ARKLANDs. Eines Tages aber begehrten die Bewohner des ARKLANDs auf. Sie fanden einen Weg, den Tod ins Westküstenland und zu den Weißen Königen zu entsenden. Als der Große Krieg endete, waren die Weißen Könige besiegt und vernichtet. Und das ARKLAND schien frei. Tausend Jahre später machen sich zwei Männer auf, um Antworten auf ihre Fragen zu finden. Der eine ist Sorrent aus Shalin, einer ehemaligen Stadtburg der Weißen Könige. Der andere ist Enroc Mendolla aus dem ARKLAND, ein Krieger der Welt. Der eine sucht nach der Zukunft für seine Heimat, der andere nach den vergessenen Antworten der Vergangenheit. Doch oftmals sind Vergangenheit und Zukunft nur verschiedene Aspekte derselben Sache und untrennbar miteinander verknüpft. Manchmal sind sie sogar dasselbe …

 

Rezension:

Klassische Fantasy-Geschichten stellen gern einen muskulösen Krieger in den Mittelpunkt einer Queste. Ob gefährliche Abenteuer zu bestehen sind, oder eine Maid in Nöten verführerisch von einer Brüstung winkt – unser Held bewältigt seine Aufgaben mit Schwert und Schweiß.

Für seinen Fantasy-Roman Aufbruch ins Gestern, dem Start seines Arkland-Epos, wählte auch Holger M. Pohl einen solchen, fast unbezwingbaren Krieger, um ihn als eine der Hauptfiguren durch eine Fantasy-Welt reisen zu lassen.

Allerdings ist Enroc Mendolla kein ganz so typischer Held, denn er besitzt ein ziemlich nervendes Handicap. Sein Erinnerungsvermögen reicht stets nur etwa anderthalb Jahre zurück und in regelmäßigen Abständen muss er in den Kampf ziehen. Gibt er diesem Drang nicht nach, verfällt er in einen rasenden und unkontrollierten Blutrausch. Eine Eigenschaft, die allen sogenannten Kriegern der Welt angeboren ist. Eigentlich vor tausend Jahren erschaffen, die Weißen Könige zu besiegen, ziehen sie nun durch das Arkland, stets darauf bedacht, ihren Drang in einem der zahlreichen Kämpfe der mittelalterlichen Welt zu besänftigen. Als Mendolla durch einen anderen Krieger der Welt Hinweise auf ihre Schöpfer erhält, beschließt er, der Spur nachzugehen. Vielleicht gibt es dort eine Lösung für das schreckliche Erbe seines Blutes …

 

Auf der anderen Seite des Gebirges muss sich Sorrent aus Shalin ebenfalls mit dem Erbe der Weißen Könige auseinander setzen. Shalin gehört zu den Stadtburgen, in denen einst die Weißen Könige lebten. Nach ihrer Vernichtung kapselten sich diese Städte vom Rest des Westküstenlandes ab und verloren nach und nach viel von dem Wissen ihrer Vorfahren. Die Weißen Könige verfügten nämlich über jede Menge moderner Technik. Zwar funktioniert vieles davon immer noch klaglos, aber außer bei einfachsten Wartungsarbeiten, beherrscht sie niemand mehr. Als Oberster Bewahrer von Shalin spürt Sorrent, dass der Weg der Stadtburgen in eine zerstörerische Richtung verläuft. Er fühlt eine drohende Gefahr, gegen die er seine Stadt nicht gewappnet glaubt. Als er versucht, durch vorsichtige Öffnung der Stadt nach Außen Veränderungen anzubahnen, wird er verraten und entmachtet. Dennoch beschließt er, sich auf dem Weg ins Arkland zu machen, um dort eventuell die aufziehende Gefahr identifizieren zu können …

 

Die Welt von Besceen ist uralt und schleppt einen riesigen Berg von Geheimnissen und Kultur mit sich herum. Holger M. Pohl gibt sich große Mühe, die Geschichte des Kontinents immer wieder in die Handlung einfließen zu lassen. Dieses epische Flair untermauert den zentralen Konflikt, der sich jedoch erst ganz am Ende dieses ersten Bandes offenbart.

Vorher stehen die Reiseabenteuer der beiden so unterschiedlichen Männer im Mittelpunkt. Der neugierige und leicht naive Gelehrte auf der einen Seite, der sich in einer völlig fremden Welt zurechtfinden will und die ihn ungemein fasziniert – auf der anderen Seite der kampferprobte Recke, des Kämpfens müde, sich stets bewusst immer dieselben Schlachten zu schlagen, in einem Kreislauf gefangen zu sein, den er schon lange satt hat.

Holger M. Pohl strickt auch die Abenteuer der beiden aus klassischer Storywolle: Ein verräterischer Begleiter, ein sterbendes Volk, dessen einstige Macht in den Wahnsinn führte, die raffinierte Prinzessin – all das sind typische Fantasyzutaten. Auch die Vermischung einer mittelalterlichen Gesellschaft mit den Überresten einer einst hochtechnisierten Zivilisation ist nicht völlig neu, Erinnerungen an die Comicserie Andrax stellen sich ein.

 

Interessant ist, was Holger M. Pohl, aus dieser klassischen Kulisse herausholen wird. Das hochdramatische Dilemma, in dem sich Enroc Mendolla befindet, bietet genügend Potential, die Figur deutlich aus der Masse von Fantasyhelden herauszuheben. Man kann also nach dem eher ruhigen ersten Band auf eine Zuspitzung der Konflikte hoffen. Denn gerade dem Ende von »Aufbruch ins Gestern« fehlt ein wirklicher Höhepunkt. Es wird ein wenig zuviel hin und her gedacht und das Handeln im spannendsten Augenblick auf den nächsten Band verschoben.

Aber vielleicht ist gerade die ruhige und entspannte Erzählweise Pohls der Grund, warum der Arkland-Auftakt sich so ganz anders anfühlt als gängige Fantasy-Kost.

Ein Dranbleiben lohnt sich.

 

Stimmungsvoll ist im Übrigen auch das Cover von Timo Kümmel. Es stellt die geheimnisvolle Stadt Jiil dar, das Ziel unser beiden Reisenden.

 

Fazit:

»Aufbruch ins Gestern« von Holger M. Pohl ist ein herrlich altmodischer Fantasyroman, der nicht nur die klassische Heldengeschichte feiert, sondern auch eine tief melancholische Biographie einer geschundenen Kreatur liefert, die in der Tiefe ihres inneren Konfliktes Frankensteins Schöpfung ähnelt. Ein Auftakt nach Maß, der hoffentlich bald seine Fortsetzung findet.

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Buch:

Aufbruch ins Gestern

Reihe: Arkland 1

Autor: Holger M. Pohl

Taschenbuch, 430 Seiten

Verlag: Torsten Low, 12. März 2015

Cover: Timo Kümmel

 

ISBN-10: 3940036293

ISBN-13: 978-3940036292

 

Erhältlich bei: Amazon

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240329014107a6bb84ab
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Erstellt: 21.05.2015, zuletzt aktualisiert: 20.02.2024 15:56, 13943