Rezension von Christel Scheja
In Cucumber erzählte Russel T. Davies in acht Episoden von dem Liebesleben eines schon etwas reiferen und viele Jahre miteinander lebenden schwulen Paares und deren nun eskalierenden Beziehungsproblemen. Aber sie waren nicht die einzigen Figuren, die dort eine Rolle spielten. In ebenfalls acht Episoden von Banana erzählt der Showrunner Russell T. Davies nun von den Erlebnissen der Figuren, die bisher nur am Rand aufgetaucht waren und widmet ihnen in sich abgeschlossene Geschichten.
Da ist zum einen die junge Lesbe Scotty, die sich in jemanden verkuckt hat, aber nicht erhört wird, dann kämpft Dean mit seinen immer undurchschaubarer werdenden Familienproblemen. Auch Sian hat es nicht leicht, denn so wenig sie ihrer extrem fürsorglichen Mutter Vanessa weh tun will, so sehr verlangt es sie danach, mit Violet zusammen sein und vielleicht auch leben zu wollen. Aber die Entscheidung ist schwer.
Helen hat eigentlich mit ihrem Ex abgeschlossen und sich anderen zugewandt aber er lässt sie nicht wirklich in Frieden. Auch Josh wird von den Schatten seiner Vergangenheit in Form seiner ehemaligen Freundin eingeholt, obwohl er nach einem heißen One-Night-Stand mit Freddy ein klares Coming-out hatte. Aber Gefühle, die immer noch da sind, verkomplizieren sein Leben doch mehr als er denkt.
Man muss „Cucumber“ nicht unbedingt gesehen haben, um die Geschichten in „Banana“ zu verstehen, auch wenn der Reiz natürlich da ist, die Figuren wiederzusehen, die in der Schwesterserie Hauptrollen spielten, hier aber eher Randerscheinungen sind. Dafür rücken jetzt die Charaktere in den Vordergrund, deren Leben nur kurz erwähnt wurde, oder die in der ein oder anderen Szene auftauchten. Man erfährt vielleicht nicht alles über sie aber doch genug, um an ihren Erlebnissen teil zu haben. Auch geht es nicht nur um Schwule und Lesben, sondern auch diejenigen, die transgender sind oder einfach nicht wissen, was sie eigentlich für eine Beziehung wollen und von einem Extrem zum anderen pendeln. Dabei fällt auf, dass die meisten Figuren eher der jüngeren als der älteren Generation angehören, also ein ganz anderes Verhältnis zu ihrer Sexualität haben, als die noch strenger erzogenen Leute über vierzig.
Dabei geht es sehr unterschiedlich zu, denn während die eine Geschichte eher mit einem Augenzwinkern erzählt wird und irgendwie nicht ganz ernst zu nehmen sind, wirkt die andere eher tragisch und erweckt Mitleid, so dass genug Abwechslung gewahrt bleibt. Denn auch wenn es immer um Beziehungen geht – man kann nicht immer sehen, wie die Krise für die Betroffenen ausgehen wird.
Die Geschichten sind auch weitaus straffer erzählt, da die Episoden jeweils nur ca. 25 min lang sind und sich die Macher so nur auf die wesentlichen Eckpunkte des Problems konzentrieren können – was aber ebenfalls dafür sorgt, das sich nicht all zu viel wiederholt. Die einzelnen Themen werden mit viel Herz und Feingefühl, aber auch jeder Menge Humor erzählt, so dass man sich als Zuschauer einfach in das Treiben fallen lassen kann.
Bild und Ton sind wie auch schon bei „Cucumber“ auf der Höhe der Zeit, auch die Extras gleichen in etwa denen, die man von der Schwesterserie kennt.
Fazit:
Alles in allem ist „Banana“ eine gelungene Anthologien von Geschichten um die Liebe zwischen gleichgeschlechtlichen Paaren oder diejenigen, die um ihre sexuelle Identität ringen müssen oder sich einfach noch nicht entschieden haben. Auch wenn man „Cucumber“ nicht gesehen haben muss, so ist der Genuss doch größer, wenn man diese bereits gesehen hat.
Nach oben