Mittelbände haben es in mehrteiligen Zyklen oft etwas schwer. Einerseits ist der Reiz des Anfangs verflogen. Andererseits ist das intensive Finale noch nicht in Sicht. Im Fokus steht vielmehr die Vorbereitung. Ob das beim zweiten Band in der Tetralogie Batman: Der Gargoyle von Gotham von Rafael Grampá auch der Fall ist?
Hat Batman den vermeintlichen Serienmörder bereits erwischt? Jedenfalls hat er den Hauptverdächtigen, der ihn in ihrer ersten Auseinandersetzung schlecht aussehen ließ, brutal zusammengeschlagen. Doch handelt es sich um den Killer oder warum scheint er sonst so viel zu wissen? Bruce Wayne ist jedenfalls alles andere als beruhigt – erst recht, als er ein Detail aus seiner Jugend erfährt, an das er sich nicht mehr erinnern kann. Und was hat es mit einem merkwürdigen Geistlichen und seinem Liebling auf sich?
Eisner-Award-Gewinner Rafael Grampá (Batman: Das goldene Kind) legt gegenüber dem ersten Teil in vielen Bereichen noch eine Schippe drauf und vermeidet zudem einige Schwächen des Vorgängerbandes. So fügt er seiner Geschichte nicht nur gleich mehrere spannende Figuren hinzu. Er nutzt auch konsequenter die Möglichkeiten, die ihm das »Black Label« bietet – etwa sich weiter vom kanonischen Batman zu entfernen. So gelingen Überraschungsmomente. Natürlich weiß das Lesepublikum auch nach dem zweiten Band noch nicht genau, wo die Reise hingeht. Aber der zweite Streckenabschnitt ist zumindest packend inszeniert und endet mit einen veritablen Cliffhanger. Da ist dann auch die in einigen Passagen wiederum auffällige und manchmal etwas konstruiert wirkende Metaphorik sowie Melodramatik – zumal diese weniger stark ausfällt als beim ersten Band – unproblematisch.
Auch die Bilder gestaltet wiederum Rafael Grampá und erweist sich als ein Meister seines Fachs. Denn die Zeichnungen sind nicht nur sehr detailliert. Der Brasilianer kreiert auch einige ikonische Panels. Dazu zählt etwa auch die auf dem Backcover abgebildete Darstellung, bei der sich der in Aufruhr befindende Dark Knight auf einem Turm dem dicht herabstürzenden Regen entgegen reckt, während im Hintergrund unscharf die Lichter Gothams leuchten. Gleichzeitig kreiert der Künstler durch diverse visuelle Details in seinen Panels eine düstere Atmosphäre. Das reicht von unheilvollen Raben über Baumskelette und Nebelschwaden bis hin zu einem auf Wayne Manor thronenden Gargoyle. Interessant ist das Figurendesign. So wirkt etwa Batman viel animalischer als bei anderen Künstlern – auch wenn andere sein Kostüm überzeugender gezeichnet haben. Der von ihm verprügelte Antagonist mutet hingegen wie ein dunkler Fremdkörper an. So deutet der Brasilianer das Mysterium, das diese Figur umgibt auch visuell an. Zwar wirken nicht alle Charaktere – vor allem was ihre Mimik betrifft – realistisch. Doch Grampá geht es offensichtlich viel mehr um die erzielte Wirkung.