Batman. Konstruktion eines Helden von Lars Banhold
Rezension von Christian Endres
100 Exemplare der ersten Auflage von »Batman. Konstruktion eines Helden« sowie eine Handvoll positiver Besprechungen von u. a. Andreas Platthaus genügten, um Lars Banhold im Schatten von Christopher Nolans Sommer-Blockbuster The Dark Knight zu einem der gefragtesten Batman-Experten des Landes zu machen. Das spricht sowohl für Werk und Autor und lässt erahnen, dass sich hinter dem Band mehr verbirgt als ein Zeichen-Kurs für wulstige Comic-Supermänner mit Fledermausohren und deren jugendliche Sidekicks im akrobatischen Rotkehlchen-Dress.
Nun hat die stark erweiterte Bachelor-Arbeit aus dem Umkreis der Bochumer Uni passend zum viel zu späten deutschen Filmstart eine überarbeitete und eben um den aktuellsten Bat-Streifen ergänzte Neuauflage spendiert bekommen. Nach wie vor fungiert die ambitionierte Arbeit als Auftakt zur vielversprechenden Reihe Yellow - Schriften zur Comicforschung, von der man sich, wenn dieses Niveau und diese Verträglichkeit des gebotenen Infotainments gehalten wird, noch einiges versprechen darf und die es im Auge zu behalten gilt.
Banhold nun gibt auch in der überarbeiteten zweiten Auflage noch einen tiefen Einblick in Batmans Werdegang, sowohl was die Hintergründe der Comics, als auch das Geschehen in diesen angeht. Zeitgleich offeriert er dem interessierten Leser – der von Haus aus natürlich ein wenig Sachkenntnis mitbringen sollte – immer wieder einen Querschnitt der von Höhen und Tiefen geprägten Geschichte des Superhelden-Comics, ergänzt durch die reichlich wissenschaftliche Analyse und Decodierung des »ikonischen Zorros unter den maskierten Superhelden«, dem Dunklen Ritter aus Gotham City.
Bob Kane, Dennis O’Neil, Julius Schwartz, Marshall Rogers, Frank Miller, Neal Adams, Jeph Loeb – bekannte Namen geistern kurz durch die in knalliges Yellow-Kid-Gelb gehüllte Ex-Bachelor-Arbeit im unbedingt empfehlens- und lesenswerten Extended-Schnitt, der geschickt auf Batmans Symbolik und seine Comicgeschichte eingeht. Selbst alte Hasen werden hier mit Sicherheit noch einige Impulse, Anekdoten und Anregungen über ihren dunklen Mitternachtsdetektiv oder seine Gegenspieler finden, die ihnen bisher verborgen geblieben sind. Auch die Kapitel zu Batmans multimedialen Auftritten in Film und Fernsehen überzeugen als schöner Abschluss der Betrachtung des innerlich zerrissenen Mannes in Schwarz, des DC-Überhelden ohne Superkräfte.
Natürlich ist »Batman. Konstruktion eines Helden« in der Summe alles andere als ein sonniger Spaziergang, bei dem einem alles haarklein vorgekaut wird. Der schmale Band ist tatsächlich eine über weite Strecken höchst [literatur]wissenschaftliche, sachkritische Abhandlung zum Thema Batman – aber zugleich auch eine ausgesprochen lohnende, interessante, kluge und treffsichere Lektüre für jeden, der gerne über den Tellerrand der monatlichen Comic-Veröffentlichungen im Zeichen der Fledermaus hinaus blicken möchte.
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