Batman – One Bad Day: Two-Face
Rezension von Ingo Gatzer
Rezension:
Um dessen Unterbringung sicherer zu gestalten, soll die Polizei von Gotham den Verbrecher E. M. P. vom Arkham Asylum in das Blackgate-Gefängnis bringen. Weil er aber über ganz besondere Kräfte verfügt, sind für den Transport und die Unterbringung spezielle Maßnahmen erforderlich. Dummerweise führt der Weg quer durch Gotham und durch die Reviere gleich mehrerer Straßengangs. Die haben ein besonderes Interesse an dem ehemaligen Gangmitglied. Kein Wunder,
dass dem dunklen Ritter eine arbeitsreiche dunkle Nacht bevorsteht.
Der Titel des herrlich großformatigen Albums lautet im Deutschen wie im Original Batman: One Dark Knight. Schön, dass sich die Verantwortlichen von Panini in diesem Fall gegen eine Übersetzung entschieden hätten, weil so das darin enthaltene – durch einen Gleichklang hervorgerufene – Wortspiel nicht verloren geht. Denn die Geschichte zeigt eben nicht nur Batman als den »One Dark Knight«. Sie spielt größtenteils auch in einer dunklen Nacht – also: One Dark Night.
Die Story selbst stammt von Jock – der bereits mit Batman: Der schwarze Spiegel eine starke Leistung abgeliefert hat – und hat einiges zu bieten. Weil es sich um ein Werk aus der Reihe DC Black Label handelt, hat der britische Künstler einige Freiheiten. Er zeigt einen Dunklen Ritter, der vom einen zum anderen Ende seiner Stadt gelangen muss und dabei größtenteils auf sich selbst und seinen puren Willen zurückgeworfen ist. Rezipienten, die die Fülle an technischen Spielereien des Mitternachtsdetektivs leid sind, und lieber miterleben möchten, wie sich Batman völlig am Limit durch, über und unter Gotham kämpft, kommen hier auf jeden Fall auf ihre Kosten. Aber das ist längst nicht alles. Denn auch Themen wie Rache, Schuld, Tragik und Vergebung handelt die Geschichte auf größtenteils überzeugende Weise ab. Vielleicht gerät Batman selbst dabei in einigen Passagen etwas zu sehr aus dem Fokus und möglicherweise hätte es nicht diese verwirrende Fülle an unterschiedlichen Gangs gebraucht. Die Themen und die Art, wie Jock diese behandelt, verleihen dem Album aber dennoch eine gewisse Tiefe. Dazu kommen – vor allem gegen Ende – einige ergreifende Szenen.
Die Bilder zur Geschichte stammen ebenfalls von Jock. Wenn es Künstler gibt, die als Autoren und Zeichner gleichermaßen brillieren, und in einem Comic beide Aspekte gestalten, ist das häufig ein Pluspunkt. Denn Bild, Handlung und Text wirken dann oft wie aus einem Guss – was auch hier der Fall ist. Leider existieren nicht so viele Multi-Talente. Jock gehört jedoch zu dieser Kategorie. Erst durch seine Panels wird die düstere Atmosphäre des nächtlichen Gothams lebendig. Gleichzeitig präsentiert er immer wieder großformatige Bilder, die als Album natürlich besonders schön zur Geltung kommen. Leider wirken die von ihm gestalteten Hintergründe zuweilen arg minimalistisch und kommen teilweise nur einfarbig daher. Das mag an ein oder zwei Stellen ein Stilmittel sein, um Isolation und Verlassenheit zu betonen oder den Fokus gezielt auf das sich abspielende Drama zu richten. Öfter wäre aber mehr wirklich mehr gewesen. So spielt der von anderen Zeichnern in ihren Panels heraufbeschworene neogotische Charakter Gothams bei Jock leider praktisch keine Rolle. Dementsprechend wirkt Batmans Heimatstadt hier architektonisch nur wie eine x-beliebige US-Großstadt.
Fazit:
Jock zeigt in »Batman: One Dark Knight« ansprechend und stimmungsvoll, wie sich der Mitternachtsdetektiv – auf seine elementaren Fähigkeiten sowie puren Willen zurückgeworfen – behaupten muss, verleiht dem ganzen Tiefe und liefert zudem einige toll gestaltete Panels.
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