Batman: The World
 
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Batman: The World

Rezension von Ingo Gatzer

 

Rezension:

Gotham ist nicht genug, lautet die Devise bei Batman: The World. In dem Sammelband kämpft der dunkle Ritter nämlich in gleich vierzehn verschiedenen Ländern und in ebenso vielen abgeschlossenen Kurzgeschichten gegen das Verbrechen. Der Clou dabei ist, dass jeweils Künstler aus der jeweiligen Nation für Story und Artwork verantwortlich sind.

 

Den Anfang machen die USA mit Autor Brian Azzarello und Zeichner Lee Bemejo. Beide haben unter anderem schon bei Batman: Damned gezeigt, dass sie prächtig miteinander harmonieren. Azzarello schildert eine spannende Tour de Force durch die Vita des Mitternachtsdetektivs, die sich optimal als Beginn des ungewöhnlichen Projekts eignet. Zudem gibt er am Ende eine stimmige innerfiktionale Erklärung für die Geschichte. Bemejo liefert dazu herausragende Bilder, die durch ihre Ausdrucksstärke bestechen. Zudem kreieren sie eine herrlich düstere Stimmung und zeigen zentrale Charaktere des Batman-Universe lebensecht in großen Posen. Mit diesem Auftakt hängt die Latte für die folgenden Storys richtig hoch.

 

Leider erreicht die folgende Story aus Frankreich dieses Niveau dann auch nicht. Das liegt daran, das Autor Mathieu Gabella vergeblich versucht, eine leichte und witzige Story zu bauen, die irgendwie so gar nicht zum Dark Knight passen mag. Die Bebilderung von Thierry Martin spielt zwar schön mit Licht und Schatten. Insgesamt bleibt sie aber zu oft skizzenhaft und wenig plastisch. Vor allem eine Figur wirkt eher wie eine Parodie.

 

Der spanische Beitrag Wegen Urlaubs geschlossen von Paco Roca zeigt einen Bruce Wayne, der Urlaub macht. Leider ist dem Millionär dabei so langweilig, wie den Leserinnen und Lesern bei der Lektüre. Seitenlang passiert nichts und auch die detailarme visuelle Darstellung ist bestenfalls unterer Durchschnitt.

 

Besser macht es da Ianus aus Italien. Autor Alessandro Bilotta kreiert mit der Titelfigur einen spannenden Gegenspieler für Batman. Zudem schafft er es auf wenigen Seiten eine interessante Geschichte zu kreieren. Die Bebilderung von Nicola Mari ist in Ordnung, überzeugt aber bei der Gestaltung der Figuren nicht immer.

 

Der deutsche Beitrag A Better Tomorrow weiß dafür rundherum zu gefallen. Benjamin von Eckartsberg kreiert eine packende Story, die sich zudem durch eine gewisse Aktualität auszeichnet. Allerdings läuft ein Gegenspieler von Batman diesem hier etwas den Rang ab. Diesen Schurken gestaltet Zeichner Thomas von Kummant etwas gewöhnungsbedürftig, aber – wie den Rest der Panels – nicht ohne Reiz.

 

In Rote Messe von Štěpán Kopřiva und Michal Suchánek verschlägt es den Mitternachtsdetektiv nach Tschechien. Dabei geht es um verdächtige Selbstmorde. Der Ausflug in die Parawissenschaft ist gut inszeniert und die Panels transportieren dazu die passende Stimmung. Auch die Emotionen der Hauptfiguren sind schön herausgestellt.

 

Im russischen Beitrag Mein Bat-Man berichtet ein Zeichner über den Einfluss von Batman auf sein Leben. Diesen persönlichen Blickwinkel haben die Autoren Kirill Kutuzov und Egor Prutov ansprechend und glaubwürdig gestaltet. Zudem schließen sie die Geschichte mit einer schönen Pointe ab. Die Zeichnungen von Egor Prutov sind detailreich und hell. Die Figuren sind lebensecht dargestellt und haben eine ausdrucksstarke Mimik, auch wenn ein Batman mit breitem Zahnpastalächeln etwas merkwürdig wirkt.

 

Düsterer geht es in Die Wiege zu. Die von Ertan Ergil erdachte Story handelt von Waffenhandel und gefährlichen Geheimnissen. Das liest sich flüssig, wirkt allerdings nicht immer ganz stimmig und hätte wohl einige Seiten mehr gebraucht. Am Ende erweist sich »Die Wiege« aber als stimmig in die Welt von Batman integriert. Zeichner Ethem Onur Bilgiç liefert gute Arbeit ab und setzt auch die Türkei ansprechend in Szene. Etwas gewöhnungsbedürftig ist allerdings seine Gestaltung von Bruce Wayne.

 

Ähnlich gut setzt Zeichner Piotri Kowalski Warschau im polnischen Beitrag Der Verteidiger der Stadt um. Allerdings überzeugt auch hier die Gestaltung von Bruce Wayne nicht ganz. Der reist in der von Tomasz Kołodziejczak erdachten Geschichte in die polnische Hauptstadt, um wegen deren erstaunlich niedrigen Kriminalitätsrate nachzuforschen. Interessante Idee – wirkt aber leider alles ziemlich unglaubwürdig.

 

In Mexiko-Stadt bekommt es Batman in Beerdigung nicht nur mit Mördern, sondern auch mit einem Geist zu tun. Alberto Chimal gelingt eine ernste und stimmungsvolle Geschichte, für die Rudo Valdés bunte, aber jederzeit atmosphärische Bilder liefert.

 

Der brasilianische Beitrag „Wo sind die Helden?“ kreist um das Thema Korruption. Die Tonalität wirkt dabei sehr realistisch. Die Geschichte von Carlos Estefan dreht sich um die Frage, was ein kostümierter Held gegen Ungerechtigkeit und Bereicherung tun kann und verzichtet dabei auf einfache Antworten. Zeichner Pedro Maura erweckt Brasilien in seiner Vielschichtigkeit gekonnt zum Leben.

 

Im südkoreanischen Beitrag Muninn stößt Batman auf eine gefährliche Erfindung. Autor Inpyo Jeon fügt dabei ein spannendes SciFi-Element in den klassischen Superheldencocktail. Doch die Auflösung kann nicht ganz überzeugen, zumal sie etwas gehetzt wirkt. Die Zeichnungen von Jaekwang Park und Junggi Kim sind vor allem in den Actionszenen ansprechend geraten. Warum allerdings eine Doppelseite unkoloriert bleibt, erschließt sich nicht ganz. Zudem wirken einige Figuren zu animalisch.

 

In Batman und Panda-Girl von Xu Xiaodong und Lu Xiaotong setzen sich Batman und Bruce Wayne gleichermaßen für arme Restaurantbesitzer ein. Der chinesische Beitrag liest sich zwar nett, kommt aber etwas zu platt und klassenkämpferisch daher. Dafür ist die visuelle Gestaltung von Qiu Kun erstklassig. Vor allem die asiatisch anmutende Interpretation des Batmankostüms ist rundum gelungen.

 

Den Abschluss bildet Batman Unchained aus der Feder der Japanerin Okadaya Yuichi. Die ganz ins Schwarz-Weiß gestalteten Panels sind ansprechend geraten – abgesehen von Batman selbst. Dem stiehlt dann im Comic auch noch ein Zeichner zu sehr die Show und lässt ihn insgesamt etwas dümmlich wirken.

 

Fazit:

Leider fehlen in »Batman: The World« Beiträge aus Afrika oder Australien. Aber auch so deuten die vierzehn Geschichten an, wie vielseitig und unterschiedlich sich der Batmanmythos interpretieren und gestalten lässt. Da die meisten Storys gelungen sind und es sogar einige echte Highlights gibt, können Batmanfans bedenkenlos zugreifen und mit dem Dark Knight eine abwechslungsreiche Weltreise machen.

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Comic

Batman: The World

Autoren: Brian Azzarello, Benjamin von Eckartsberg, Paco Roca u. v. a.

Zeichner: Lee Bermejo, Thomas von Kummant, Paco Roca u. v. a.

Panini, September 2021

Taschenbuch, 148 Seiten

 

ISBN-10: 3741624632

ISBN-13: 978-3741624636

 

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 09.01.2022, zuletzt aktualisiert: 22.04.2024 08:22, 20495