Besessen (Autor: Joe Schreiber)
 
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Besessen von Joe Schreiber

Rezension von Cronn

 

Schon viele Horror-Autoren wurden mit Stephen King, dem ungekrönten König der Horror-Romane, verglichen. Joe Schreiber geschieht dies nicht. Für ihn wurde der Werbespruch kreiert: „Das Grauen hat einen neuen Namen: Joe Schreiber“.

Mit „Untot“ hat der Newcomer seinen Einstand hierzulande gefeiert. Das Buch wurde von der Kritik zumeist wohlwollend besprochen. Nun liegt sein nächstes Werk auf Deutsch vor.

Joe Schreiber lebt mit seiner Familie in Pennsylvania und hat als Ghostwriter und Co-Autor bereits an zahlreichen Romanen mitgewirkt. Momentan arbeitet er am nächsten Roman nach „Untot“ und dem nun vorliegenden „Besessen“.

Mit „Besessen“ greift Joe Schreiber ein ähnliches Thema auf, wie schon bei „Untot“. Wieder geht es um eine Art Spiel, das ein bizarrer Täter mit einer Hauptperson spielt. Hier wird das Repertoire des Schreckens aber deutlich erweitert.

 

Inhalt:

Du hast die Wahl: Bring deine Familie in Sicherheit - oder bleib hier und stirb. Entscheide dich JETZT. Eine zweite Chance bekommt du nicht! Mike Hughes faltet die Notiz zusammen und blickt auf den Operationstisch zu seinem Patienten hinab: Frank Snow, Mörder, verurteilt für seine bestialischen Taten. Er hat Mike den Zettel zugeschoben. Er erwidert Mikes Blick; in seinen Augen lauern der Tod und etwas anderes, etwas Unaussprechliches, das reine Böse. Mike weiß, dass er verloren hat. Er schließt seine Augen. Dann beginnt der Wahnsinn. Und das Sterben.

Der eben wiedergegebene Klappentext verspricht atemlose Spannung und Spannung ist auch in der Tat das, was den Leser erwartet. In einem verlassenen Krankenhaus werden verschiedene Menschen eingesperrt, was durch den Massenmörder Frank Snow ausgelöst wird. Mike, seines Zeichens Assistent beim Tomographie-Generator, seine Geliebte Jolie, seine Ehefrau Sarah und beider Sohn Eli, der Hausmeister Calhoun, der Art Walker und verschiedene Polizisten. Frank Snow soll tomographisch untersucht werden, doch dabei geht so einiges schief. Es kommt, wie es kommen muss: Snow kann sich befreien und wütet anschließend im Schutze der Dunkelheit im verlassenen Krankenhaus.

Doch was sich bislang wie in Nullachtfünfzehn-Horror-Roman anhört, hat eine diabolische Komponente, denn die sadistische Neigung Frank Snows wird durch sein Spiel, das er kompromisslos durchführt, unterstützt. Dabei erhalten alle Personen kleine Hinweise, quasi Rollenbeschreibungen. Wenn sie diese durchführen, sollen sie angeblich frei kommen.

Die Nacht im Krankenhaus wird zu einer Hetzjagd des Grauens.

 

Kritik:

Joe Schreiber versteht es geschickt, seine Mittel einzusetzen, um die Spannungsschraube anzudrehen. Dies geschieht sofort nach Beginn des Romans und wird auf hoher Ebene gehalten bis zum Ende. Hierzu setzt er Cliffhanger-Kapitelenden ein und geht auf die Innensicht der einzelnen Charaktere ein. Dadurch wird ab den ersten Seiten klar, worauf Joe Schreiber hinauswill: Er will eine knallharte Horror-Thriller-Handlung beim Leser absetzen, und das gelingt ihm auch ganz ausgezeichnet. Der Roman entwickelt sich innerhalb weniger Seiten zum Page-Turner, sprich: man fühlt sich gezwungen ständig weiterzulesen.

Was weniger gelingt, ist der dramaturgische Aufbau. Hier leistet sich Joe Schreiber einige Schnitzer. So sind die Szenenübergänge oftmals nicht fließend, was an sich nicht schlimm wäre, würden die fehlenden Inhalte stets logisch nacherzählt. Dies geschieht aber nicht immer, so dass der Leser etwas am Rätseln ist, was in der Zwischenzeit geschah.

Der Roman geht kompromisslos seinen Weg. Das kann man positiv werten, aber auch negativ ankreiden. Etwas mehr inhaltliche Tiefe hätte ihm gut getan. So wird beispielsweise das Phantastische Element gegen Ende nur angerissen, aber so gut wie nicht erklärt. Der Leser steht etwas verlassen dem gegenüber. Hier wären ein paar Seiten mehr zur Hintergrundgeschichte gut gewesen.

Auch ist die Sprache Joe Schreibers nicht besonders elegant zu nennen. Sie ist pragmatisch, dient vordergründig zum Vorantreiben der Handlung, ist aber nicht Zweck an sich. Wer auf einen eloquenten, anspruchsvollen Stil besonderen Wert legt, wird bei „Besessen“ nicht bedient.

 

Fazit:

„Besessen“ ist ein Horror-Thriller, bei dem der Aspekt „Thriller“ überwiegt. Das Phantastische kommt lediglich am Rande vor und dient dazu, den Thrill metaphysisch zu untermauern. Auch ohne dies wäre die Handlung von „Besessen“ durchführbar gewesen.

Ein spannender Roman, der über weite Strecken ohne sprachliche Schnörkel auskommt. Gehobenes Mittelmaß.

 

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 2024042517361836f41cba
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Besessen

Autor: Joe Schreiber

Broschiert: 253 Seiten

Verlag: Lübbe; Auflage: 1 (Juli 2008)

Sprache: Deutsch

ISBN-10: 340415889X

ISBN-13: 978-3404158898

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 06.09.2008, zuletzt aktualisiert: 08.02.2023 19:01, 7264