Besuch aus dem All (Autor: Rüdiger Janson, ad astra Band 67)
 
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Besucher aus dem All von Rüdiger Janson

Ad Astra Band 67

Rezension von Jörg Pacher

 

 

Inhalt: Die „ad astra“-Serie bietet eine Veröffentlichungsplattform für deutschsprachige Sciencefiction, die sich nicht in ein Seriengefüge pressen lässt. Seit inzwischen mehr als fünf Jahren können Autoren hier ihre ganz persönlichen Zukunftsszenarien im Heftchen-Format publizieren. Wie bei Hary-Production üblich erscheint „ad astra“ im Print-on-Demand-Verfahren.

 

Band 67,„Besuch aus dem All“, ist der zweite Band einer Trilogie von Rüdiger Janson. „Eingefroren in die Zukunft“ und „Willkommen in Kryonikland“, die beiden weiteren Teile, sind naheliegenderweise als Band 66 und 68 erhältlich. Wie die Titel vermuten lassen schildert die Triologie eine Zeitreise der frostigen Art.

 

Ich-Erzähler Peter, im 21. Jahrhundert unheilbar krank, wird eingefroren. Erst im 27. Jahrhundert taut man ihn wieder auf. Die Erde hat sich inzwischen gewandelt. Die Menschen leben scheinbar im Paradies und sehen ihn als Relikt aus der barbarischsten aller möglichen Welten. Peter muss sich wohl oder übel mit seiner Vergangenheit und jenem Geschichtsabschnitt, in dem er lebte, auseinandersetzen…

 

Und tatsächlich: das 21. Jahrhundert war eine grausame Zeit. Wagten es doch Kleinverleger den Namen eines Lektors auf ihre Druckwerke zu setzen, auch wenn der Text darin nicht einmal quergelesen worden sein dürfte – noch nicht einmal von einer gängigen Textverarbeitung.

 

Schon auf der ersten Seite dieses „ad astra“-Bandes blüht uns einiges.

 

Zitat: „Aber das war auch kein Wunder – denn auch in meiner Zeit hatte man Lange (sic!) nach dem Zeiten (sic!) Weltenkrieg die Deutschen immer noch als Volk von Mörder (sic!) und Henker (sic!) bezeichnet. Das (sic!) dieser endlose Hass gegen das Deutsche (sic!) Volk eines Tages eskalieren würde, hatte (sic!) ich später erfahren.“

 

Blendet man den fragwürdigen Inhalt aus (auf den auch im gesamten Heft nicht mehr wirklich eingegangen wird), muss man sich bei sechs Fehlern und einem Folgefehler in nur zwei Sätzen fragen, ob es irgendwer bei Hary-Production notwendig erachtet, die Werke, die man verlegt auch zu lesen. Wenn schon auf der ersten Seite eines Heftromans gezählte zwölf Fehler zu finden sind, kann man das nicht mehr auf die Unkonzentriertheit eines Hobby-Lektors schieben.

 

Hier werden nicht nur die Käufer des Heftes beleidigt, sondern auch der Autor, der es verdient hat vom Verleger ernst genommen zu werden. Ein „Ja, drucken wir.“ von Seiten eines Verlages sollte implizieren, dass der Text in druckbarer Form vorliegt und nicht einer nochmaligen Überarbeitung bedarf.

 

Auch wenn Autor Rüdiger Janson seine Probleme mit Orthographie und Grammatik hat, die Geschichte, die er erzählt ist eine interessante. Er kommt ohne die – von Fanautoren so geliebte - Imitation von Actionszenen aus. Vielmehr spiegelt er sein Weltbild in einer von ihm imaginierten Zukunft und kommt damit dem klassischen utopischen Romanen ziemlich nahe. Janson Weltbild stellt dabei keinen Anspruch auf Widerspruchsfreiheit, sondern ist viel mehr einem „gesundem Menschenverstand“ gegenüber verpflichtet. Zwischen Kapitalismuskritik und Religiosität werden viele Themen angerissen: Hooligans, Schadenersatzklagen in Millionenhöhe, die gegenwärtige Kunst als teils „schwachsinniger Unsinn“, ja selbst der Stress in der Vorweihnachtszeit werden als Probleme des 21. Jahrhunderts erkannt und thematisiert. Leider analysiert diese Kritik kaum und wo das System des 27. Jahrhunderts dargestellt wird, bleibt es selbst widersprüchlich

 

Die Darstellung von Gewalt etwa ist verboten, wird Peter erklärt, da sie verrohend wirkt. Gleichzeitig stellt man überall und allgegenwärtige die barbarische Vergangenheit der Menschheit aus und ritualisiert sie. An diesem Punkt gelingt es Janson auch einmal Gänsehaut zu erzeugen. Außeriridische erklären, dass sie bei allen Massakern der Menschheitsgeschichte getarnte Kameraroboter in Eichhörnchen- oder Insektenform Dokumentationsmaterial erstellen ließen. Peter darf sich dem fragwürdigen Vergnügen hingeben sich dieses Dokumentationsmaterial anzusehen.

 

Vergangenheitsbewältigung ist natürlich ein sehr deutsches Thema, wie auch die direkte Bezugname auf den zweiten Weltkrieg beweist. Das macht den Roman trotz aller formaler Makel, vielleicht sogar wegen ihnen, interessant. Der Autor als Mensch Rüdiger Janson ist hinter der fehlerbehafteten – quasi durchlöcherten – Deckung, die der Text bietet, so deutlich auszumachen, dass man wissen will: Wie fügt sich sein persönliches Weltbild zusammen? Wie erklärt er die Widersprüche, die man selbst jeden Tag aufs neue in der Boulevard-Presse nicht übersehen kann? Wie kann man die von ihm geschilderte „freie Liebe in der neuen Zeit“ deuten? Zyniker könnten ein solches Interesse freilich als sozialen Voyeurismus entlarven.

 

Tatsächlich macht „Besuch aus dem All“ hauptsächlich für Leser Sinn, die D.I.Y. und die Fanszene deshalb schätzen, weil die Distanz zwischen Konsument und Autor eine geringe ist.

 

Kann man die unzähligen Fehler überlesen, lässt der Roman sogar eine erstaunliche Sogkraft erkennen. Zu schade, dass Hary-Production derart unverschämt mit dem Text verfahren ist und damit jede Kaufempfehlung verbietet.

 

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 202404270558404b083200
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Buch:

Eingefroren in der Zukunft

Reihe: Ad Astra 66

Autor: Rüdiger Janson

Cover: Martin Brendel

erhältlich bei: HaryPro.de

Zur Serie:

ad astra

Weitere Infos:


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Erstellt: 12.08.2005, zuletzt aktualisiert: 05.04.2019 08:52, 930