Big Ass Spider! (DVD; Horror; FSK 16)
Filmkritik von Torsten Scheib
Rezension:
Big Ass Spider! – Was für ein Titel, was für eine Ansage, was für ein Versprechen! Zusätzlich akzentuiert durch ein Filmplakat, welches neben den beiden Helden selbstredend auch eine ziemliche Wuchtbrumme von arachnoidem Vertreter präsentiert, der gleich mal Kaliforniens höchsten Wolkenkratzer, den U.S. Bank Tower in Los Angeles, unter Beschlag genommen hat. Mittendrin in diesem Pandämonium aus Zerstörung, wild um sich ballernden Militärs, jeder Menge Explosionen und haarigen Krabbelviechern: Ein Mann. Alex Mathis (Greg Grunberg). Und gerade er hat allen Grund zu fragen, warum dieser Tag so dermaßen aus den Fugen geraten konnte …
Aber spulen wir die Geschehnisse zurück auf Anfang; zurück zu einem weiteren, sorgenfreien, sonnigen, aber irgendwie auch blassen Arbeitstag im Leben jenes besagten Alex Mathis, dessen Beruf man durchaus auch mit »Berufung« gleichsetzen kann. Denn Alex liebt Ungeziefer jeder Art. Und noch mehr liebt er es, den lästigen Spinnen, Ratten, Kakerlaken und Silberfischen mit seinen Fallen und chemischen Keulen den Garaus zu bereiten. Etwa das Spinnenproblem bei der eigentlich ganz netten, dummerweise aber finanziell klammen Mrs. Jefferson (Lin Shaye), deren Nöte Alex letzten Endes die Einsicht bescheren, dass sein Leben trotz allem irgendwie in eine Sackgasse geraten ist – nicht nur beruflich. Wenn doch nur mal etwas richtig Aufregendes geschehen könnte!
Und Aufregung bekommt Alex schneller, als ihm lieb ist. Durch den x-ten Spinnenbiss zum x-ten Mal in der Notaufnahme des Krankenhauses gelandet und ferner zum x-ten Mal eine Abfuhr der sexy Krankenschwester Lisa (Alexis Peters) erhalten – mitsamt einer saftigen Rechnung – will Alex nichts weiter, als wieder in seinen Van zu steigen, um den nächsten Kunden zu ruhig zu stellen. Wäre da nicht der plötzliche Alarm, der gellend durch das Gebäude dröhnt, direkt gefolgt von einem Arzt (Ruben Pla), mit dem irgendwas nicht koscher zu sein scheint. Als der Mann daraufhin auch noch von einem Spinnenangriff faselt und zu guter Letzt eine Bisswunde präsentiert, die man eher einer tropischen Giftschlange zugemutet hätte, hält es Alex nicht mehr aus und mischt sich ein. Auch wegen besagter Berufung, aber hauptsächlich um mithilfe seiner Kammerjägerfähigkeiten der unschönen Summe der Arztrechnung entgehen zu können. Eine Hand wäscht schließlich die andere.
Zusammen mit dem leicht gutgläubigen und sehr redseligen Sicherheitsmann Jose Ramos (Lobardo Boyar) macht sich Alex auf, in den Kellerregionen und Luftschächten des Krankenhauses Jagd auf den lästigen Achtbeiner zu machen – bis ihm schließlich die Augen übergehen, als er das Viech plötzlich vor seinen Giftsprüher bekommt. Nein, eine gewöhnliche Spinne ist dies gewiss nicht. Und gerissen ist sie obendrein. Kein Wunder also, dass dem Tier die Flucht gelingt und Alex die Bekanntschaft mit der etwas spröden, aber durchaus sehr ansehnlichen Karly Brant (Clare Kramer) macht, ihres Zeichens Lieutenant und zusammen mit ihrem Vorgesetzten, Major Tanner (Ray Wise) und dem sonderbaren Wissenschaftler Lucas (Patrick Bauchau) gleichfalls auf Spinnenhatz. Denn wie sich kurzerhand herausstellt, ist besagter Achtbeiner ein ärgerliches Nebenprodukt eines Mal wieder aus dem Ruder gelaufenen Experiments der Regierung – und in Sachen Körpergröße noch verdammt ausbaufähig. Verständlich, dass das Militär das Ganze unter Verschluss halten und Zivilisten wie Alex komplett raushalten will. Doch der sympathische Kammerjäger denkt nicht daran – schließlich ist ebendies seine Chance, endlich dem Alltagstrott entfliehen zu können! Zusammen mit seinem neuen Buddy Ramos, macht er sich auf, der rapide größer und hungriger werdenden Spinne ordentlich Paroli zu bieten …
Ist schon lange her, dass sich ein Monsterfilm bewusst übergroßer, übelst gelaunter mutierter Riesenspinnen angenommen hat – Arac Attack – Angriff der achtbeinigen Monster aus dem Jahre 2002 muss der letzte, durchaus überzeugende Versuch gewesen sein. Schade eigentlich, immerhin eignen sich übergroße Arachnida bestens für gehaltvollen und unterhaltsamen Kurzweil in der Trash- und B-Movie-Welt. Wo man Mike Mendez’ Regiearbeit einordnen kann? Schwer zu sagen. Der Ansatz ist nämlich ganz klar bestes B-Movie-Futter, die Ausführung bedauerlicherweise mitunter übler Trash.
Weniger ob des eigentlichen Plots, der mehr oder minder den typischen Konventionen folgt, im Verlauf aber bedauerlicherweise die damit einhergehenden Klischees nicht mit einem smarten Augenzwinkern goutiert, sondern sie bisweilen genüsslich ausschlachtet, bis sie die Grenze zum Lächerlichen klar überschritten haben. Ich meine, halbnackte, Volleyball spielende Bikinischönheiten – in einem öffentlichen Park? Die selbstredend übertrieben kreischend von einer CGI-Spinne von der Größe eines Einfamilienhauses verfolgt werden? Das ist dann doch zu viel des Guten. Sicher, ein veritabler Regisseur hätte auch daraus etwas machen können, doch für Mendez ist es eben einfach jene Affektiertheit, die für ihn scheinbar selbstredend dazu gehört, tatsächlich aber das Gegenteil erzielt. Frust statt Lust, unfreiwillig einfallslos statt originell. Das einer der Paten der guten schlechten Filme, Troma-Gründer Lloyd Kaufmann im selben Wisch ebenfalls als Spinnen-Frischfutter endet, ist bestenfalls eine hübsche Randnote, macht die Sache aber auch nicht unbedingt besser.
Apropos. Die Darsteller. Die Aussicht, den hauptsächlich aus Serien wie Felicity und Alias bekannten Schauspieler Greg Grunberg mal wieder in einer »tragenden« Rolle sehen dürfen, ist gewiss auch einer der Hauptreize, dem Film eine Chance zu geben. Immerhin ist der Mann für seine sympathischen Alter Egos bekannt. Doch sosehr sich Grunberg auch bemüht – gegen die viel zu platte Charakterzeichnung von Autor Gregory Gieras und den oftmals noch platteren Dialogen hat auch er kaum eine Chance. Was auch für ein Gros der restlichen Besetzung gilt. Stellenweise kann einem ein gestandener Veteran wie Ray Wise dann durchaus auch mal Leid tun.
Auf Patrick Bauchau trifft dies nicht zu. Schon lange keinen so dermaßen demotivierten Akteur bei der Arbeit gesehen. Im Prinzip steht der Mann vorwiegend abseits in einer Ecke, nuckelt an seiner Meerschaumpfeife und gibt halt seinen Senf zum Stand der Dinge dazu; verstärkt durch seine nicht minder dröge Synchronisationsstimme, die besser bei den Pseudo-Dokus eines gewissen Kölner Senders geblieben wäre. Man merkt es dem gebürtigen Belgier an, dass er sich die ganze Zeit über die Frage stellt, warum er ausgerechnet für so was unterschrieben hat – und er hoffentlich in Bälde mit seinem Scheck wieder abdampfen kann. Immerhin: Wer wissen möchte, wie ein Robert Pattinson in 20, 30 Jahren seiner – Hust! – Profession nachgeht, kriegt dank Bauchau einen wunderbaren Ausblick zu erhaschen. Der einzige Lichtblick ist da noch Lobardo Boyar. Erwartet man von seiner Figur einen möglichst schnellen Abgang, mausert sich sein Sicherheitsmann Ramos zu einem absoluten, amüsanten und sogar sehr schlagkräftigen Highlight des Films, in dessen Schatten selbst Hauptdarsteller Grunberg streckenweise vollkommen verschwindet. Der heimliche Star des Streifens!
Was man über die titelgebende Spinne nur sehr, sehr, sehr bedingt behaupten kann; weder heimlich noch sonst wie. In ihren besten Momenten – die leider ziemlich übersichtlich bleiben – wirkt sie wie auf dem Filmplakat: böse, zornig, verdammt überzeugend. Dazwischen pendelt sich aber das Niveau irgendwo zwischen Syfy-Film der Woche und Asylum-Billigproduktion ein, wenngleich es sich die Schöpfer des Ungetüms nicht nehmen ließen, ihr hie und da einen Stopmotion-ähnlichen Gang zu verpassen, der nicht zufällig an Jack Arnolds Klassiker Tarantula (1955) gemahnt. Viel retten kann das aber leider auch nicht viel. Die restlichen Special Effects schließen sich dem nahtlos an. Nahezu ausnahmslos am Rechner kreiert, wirken die Raketen, Hubschrauber und herabstürzenden Gebäudeteile wie Überbleibsel aus 1990ern, als computergenerierte Trickserei noch in den Kinderschuhen steckte.
Wer sich für die Blu Ray entscheidet, bekommt ein wunderbar kräftiges, schneidend scharfes, für dieses Medium absolut überzeugendes Farbbild. Dafür wurde mal wieder bei den Extras gespart, die neben zwei gehaltlosen Kurzdokus und Werbung für andere Filme nichts mit Nährwert parat hält. Schade.
Fazit:
Chance vertan! Was sich zunächst wie eine ironisch-temporeiche Monsterjagd im klassischen B-Movie-Stil anfühlt, entpuppt sich leider schnell als enttäuschender Trash mit bestenfalls bedingtem Unterhaltungswert. Insofern dürfte »Big Ass Spider!« nur für jene von Interesse sein, die auch vor Machwerken Marke Sharknado Oder Dino Croc nicht zurückschrecken.
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