Bleichgesicht (Autor: Markus Kastenholz)
 
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Bleichgesicht von Markus Kastenholz

Rezension von Christel Scheja

 

Markus Kastenholz ist bisher nur durch mit phantastischen Texten aufgetreten. Mit "Bleichgesicht" legt er seinen ersten waschechten Krimi vor, der ohne ein übernatürliches Element auskommt, auch wenn zwischen den Zeilen manchmal der blanke Horror hervor blitzt.

 

Nach vielen Jahren trifft der Albino Frank Kroll seine Schulfreundin Franziska wieder. Doch diese kann sich nicht so recht freuen, denn vor kurzem ist ihre Tochter Eva ums Leben gekommen. Die Polizei vermutet Selbstmord, die Mutter spürt jedoch, dass ihr Kind nicht freiwillig gestorben ist.

Frank versucht sie zu trösten und bietet ihr seine Hilfe an. Er besucht mit ihr sogar das Internat, bedeutet es doch auch für ihn eine Zeitreise. Auch er hat damals das "Adlerhorst" besucht und die Erinnerungen an seine glücklichste Zeit kehren schnell zurück, als er sich den Tatort ansieht. Trotz aller Sentimentalitäten stellt er ebenfalls fest, dass tatsächlich etwas nicht stimmt. Das Mädchen war zu lebenslustig, um einen Selbstmord zu planen ... es sei denn, man hat sie mehr oder weniger dazu getrieben.

 

Vor allem ein Mann namens Mühlhausen macht ihn misstrauisch, doch bevor er den genauer unter die Lupe nehmen kann, wird dieser bestialisch ermordet. Und das ist nur der Beginn einer Serie von bestialischen Tötungsdelikten, die die Region erschüttern.

Frank Kroll stellt geht den Fällen nach, und stellt fest, dass die Opfer miteinander zu tun hatten. Schließlich verstrickt er sich selbst in das Netz der Intrigen um Schuld und Sühne, um eine Frau zu beschützen, die er in der Zwischenzeit kennen und lieben gelernt hat.

 

Was wie ein normale Tragödie aussieht, entwickelt sich langsam aber stetig in ein grauenhaftes Szenario über die Bestie im Menschen. Zynisch wie sein Held Frank Kroll seziert der Autor die dunklen Seiten der menschlichen Psyche, die selbst in dem phlegmatischsten Menschen stecken können. Er berichtet von abartigen Gelüsten, Grausamkeit und Wahnsinn - weiß am Ende den Leser zu überraschen und mit einem mulmigen Gefühl in der Magengrube zurück zu lassen. Aufgelockert wird das ganze für den Szenefan mit kleinen aber nicht böse gemeinten Seitenhieben gegen das phantastische Genre.

 

Getrübt wird der positive Eindruck allerdings von der plakativen Ausdrucksweise des Autors. Er schildert manches recht krass und macht damit der Bild-Zeitung alle Ehre. Zudem liebt er es selbst in unpassenden Momenten Vergleiche zu bringen, die nicht immer angebracht sind oder weit verbreitete Vorurteile zitieren.

 

Er reduziert die meisten seiner Figuren auf wenige Charakterzüge, sei es nun den schnoddrigen und zynischen Kroll, seine ehemalige Freundin Franziska oder die Opfer. Die Personen erinnern immer ein wenig an Klischees, sie intrigieren und handeln nicht gerade subtil. Obwohl sein Held ein Albino ist, hätte er auch darauf verzichten können, da das über weite Strecken für das Buch keine Bedeutung hat.

 

"Bleichgesicht" ist ein zwiespältiger Roman. Einerseits weiß er durch seine geschickt aufgelockerte Handlung zu unterhalten, andererseits bleiben die Figuren und deren Motivation doch sehr an der Oberfläche und der eher derbe und plakative Stil des Autors gefällt sicherlich auch nicht jedem.

 

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Buch:

Bleichgesicht

Autor: Markus Kastenholz

Taschenbuch, 261 Seiten

Betzel Verlag, 2005

 

ISBN-10: 3932069331

ISBN-13: 978-3932069338

 

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Erstellt: 20.01.2006, zuletzt aktualisiert: 22.12.2023 16:05, 1787