Bluterbe von Graham Masterton
Rezension von Christel Scheja
Wenn es einen Autoren gibt, der das Thema Vampire auch für Genrefans spannend und unterhaltsam aufbereitet, dann ist es wohl Graham Masterton, der in seinen Kurzgeschichten und Romanen schon so manche Brücke zwischen alter Überlieferung und moderner Darstellung geschlagen hat, dabei aber auch neue Facetten des Grauens zu entdecken weiß. Mit seinem neusten Werk „Bluterbe“ kehrt er in die Zeit in und nach dem zweiten Weltkrieg zurück.
Dank seiner Mutter und ihrer rumänischer Wurzeln kennt sich der Kalifornier James Falcon in den alten Sagen und Legenden Rumäniens sehr gut aus, so dass er dies auch zum Thema einer Hausarbeit im College macht.
Weil seine Argumente und Thesen so überzeugend klingen, spricht ihm nur kurze Zeit später der US-Geheimdienst darauf an und zwingt ihn zur Mitarbeit, als er in ein düsteres Geheimnis eingeweiht wird: Ganz offensichtlich haben sich die Nazis ein Unheil zu Nutzen gemacht, das schon viele Jahrhunderte in den undurchdringlichen Wäldern haust und dort die Menschen in Angst und Schrecken versetzt hat. Die „Strigoi“ oder „Schreier“ werden zu Helfershelfern des dritten Reiches und löschen Widerstandszellen in Belgien, Fraureich und Transsylvanien ausmerzen. Kaum jemand konnte sie bisher aufspüren und vernichten.
Sie hoffen nun, das James dazu fähig ist, nachdem ihr letzter Agent in dieser Mission ums Leben kam. Da er keine andere Wahl hat, wird James Falcon zum Vampirjäger. Nur der Anführer der Strigoi – Duca – entkommt ihm.
Es sollen siebzehn Jahre ohne eine weitere Spur des Strigoi vergehen, bis ihn der MI6 bittet, nach London zu kommen. Dort hat man die Überreste eines Flugzeugs geborgen, dass offensichtlich einen Sarg mit lebendigem Inhalt transportiert hat.
James ahnt, wer dort so lange geruht hat und beginnt die Jagd aufs Neue, nicht ahnend, dass er diesmal einen Blick in seine eigene Vergangenheit und die seiner Familie tun muss, um Duca endlich vernichten zu können.
„Bluterbe“ ist etwas kompliziert zu lesen, da Graham Masterton hin und wieder gerne in die Vergangenheit zurück springt, um den Geschehnissen in der Gegenwart des Romans ein größeres Gewicht zu verleihen. Die Ereignisse im Jahr 1943 sind enger mit denen aus dem Jahr 1957 verbunden als man denkt und reichen auch bis in die Zukunft.
Am Ende ist nichts mehr so wie am Anfang, was auch der Held ernüchtert feststellen muss, der die Geschehnisse aus seiner persönlichen Sicht erzählt. Dementsprechend erfährt man auch nicht unbedingt mehr als er weiß, und die Wahrheit entfaltet sich so nur langsam vor dem Leser. Das sorgt für ein gehöriges Maß an Spannung, die noch zu der actionreichen und nicht immer unblutigen Handlung dazu kommt.
Graham Masterton nimmt kein Blatt vor den Mund, um die Tötungsmethoden zu beschreiben, mit denen man die Strigoi vernichten kann und zeigt auch, dass diese umgekehrt nicht gerade harmlos sind. Das ganze wird schließlich zu einem brutalen Duell zwischen James Falcon und Duca, wobei der Vampir durchaus noch ein Ass im Ärmel hat.
„Bluterbe“ ist ein Vampirroman wie ihn sich Genrefans wünschen dürften – rasant und temporeich die bekannten Mythen facettenreich interpretierend und die Vampire als das darstellend, was sie im Horrorbereich immer waren – Kreaturen des Bösen, die trotz aller Klischees auch für eine Überraschung gut sind.
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