Blutnacht von Jonathan Kellerman
Reihe: Die 7 Todsünden
Rezension von Ramona Schroller
Klappentext:
In Los Angeles geht ein psychopathischer Serienmörder um. Seine Opfer: bislang erfolglose Künstler, die vor dem großen Durchbrauch standen.
Der Psychologe Dr. Alex Delware, der zusammen mit seinem Freund Milo Sturgis von der Mordkommission ermittelt, geht von Ritualmorden aus; aber der Hintergrund der Taten bleibt zunächst völlig im Dunkeln. Als Delaware entlidch einer heißen Spur folgt, führt ihn diese zu einer Person, die er als letzte mit den Morden in Verbindung gebracht hätte: zu seiner Exfreundin Robin Castagna …
Inhalt:
Baby Boy Lee, eine Legende unter den Jazzmusikern, wird auf offener Straße erstochen. Kurz darauf findet man die Leiche einer Malerin in einer schäbigen Toilette. Die Kunstszene ist entsetzt, waren beide Opfer doch auf dem Weg nach oben, nach langen Jahren Durststrecke zeichnete sich für beide Künstler ein Streif am Horizont ab, Baby Boy hoffte auf einen Plattenvertrag, die Künstlerin hatte am Abend ihrer Ermordung die erste Ausstellung nach mehr als zehn Jahren.
Milo Sturgis kommt an der Sache so manches merkwürdig vor und zieht
deshalb seinen Freund, den Psychologen Dr. Alex Delaware heran. Und
der erkennt das Muster, das sich ihm nicht so recht zeigen wollte:
Ganz offensichtlich geht schon seit fünf Jahren ein Serienmörder in
der Stadt um und tötet aufstrebende Künstler kurz vor ihrem
Durchbruch.
Alex Delaware aber ist nicht so ganz bei der Sache, ihm hängt noch
schwer die Trennung von seiner Lebensgefährtin Robin Castagna an, auch
wenn er sich inzwischen mit einer anderen Frau trifft. So erkennt er
nicht immer folgerichtig das naheliegendste und bringt damit am Ende
nicht nur sich selbst in Gefahr ...
Rezension:
Hier liegt nun also wieder ein Band aus der Goldmann-Reihe „die 7
Todsünden" vor, diesmal ein Thriller aus der Feder des bekannten
Autors Jonathan Kellerman um seinen Polizeipsychologen Alex Delaware.
Dieses Mal geht es um die Sünde „Neid", und damit, oh Wunder, ist das
erste Mal wirklich das Schema erkennbar, das Goldmann verfolgt mit
dieser einmaligen Auflage.
Nun, ich gebe zu, ich habe meine Schwierigkeiten mit Kellermans Stil
und erst recht mit seiner Figur des Alex Delaware. Insofern begann ich
das Buch unter eigentlich ungünstigen Voraussetzungen, nämlich sehr
skeptisch und bereit, mich auf die kleinsten Fehler zu stürzen, die
ich finden konnte. Doch diesmal überraschte der Autor mich: Der
Thriller ist interessant, wenn auch mit einigen kleineren Längen
behaftet, und spannend geschrieben. Kellerman gelingt es, seine Leser
auf falsche Fährten zu locken, indem er ihnen, wie auch seinen
Figuren, nur bröckchenweise die nötigen Ergebnisse für die Lösung des
ganzen hinwirft. Das Konzept geht auf, dieses Buch empfinde ich als
einen guten, soliden Thriller mit Hand und Fuß.
Die Figuren Kellermans sind, wie immer etwas skuril, wirken allerdings
in diesem Buch etwas besser charakterisiert und nicht nur auf wenige
Eigenheiten beschränkt. Selbst der unnahbare Charakter von Eric Stahl
läßt sich logisch erklären, wird seine Lebensgeschichte doch teils von
ihm selbst, an späterer Stelle von seinen Eltern erzählt. Wirkte er zu
Anfang noch wie die eigens eingeführte Witzfigur, nahm er im Verlauf
der Handlung immer mehr an Tiefe zu und wurde zu einem interessanten,
beinahe bis zum Schluß unergründlichen Charakter, der die Handlung zum
Gutteil mitträgt, selbst wenn ihm eigentlich nur eine untergeordnete
Rolle zukommt.
Kellerman läßt sich in diesem Roman auch nicht so inflationär zum
Thema Sex aus, wie ich es von ihm gewohnt war. Im Gegenteil scheint er
das ganze hier sogar zu meiden und seine Figuren lieber agieren, ein
deutlicher Schritt in die richtige Richtung, denn nicht immer gilt
„Sex sales".
Was allerdings etwas bitter aufstößt ist die Tatsache, daß am Ende
zwar die Morde aufgeklärt und der Killer gefaßt wird, der Autor aber
einen ziemlichen Zeitsprung bis dahin macht. Es scheint, als fehle ein
Kapitel, das Kapitel, das alles schließlich restlos erklärt. Wer
Kellerman kennt, weiß, daß er dies des öfteren praktiziert und sich
damit selbst den Wind aus den Segeln nimmt. Wirklich schade, denn
meines Erachtens paßte das letzte, erwählte und überlebende Opfer
nicht in den Kreis, den der Killer sich selbst gesetzt hatte. Es
bleiben nur Spekulationen, warum er hier töten wollte, und die sind
bekanntlich nicht sonderlich befriedigend.
Alles in allem ein solider Thriller. Hätte ich dieses Buch vor den
anderen gelesen, wäre ich dem Autor gegenüber wahrscheinlich nicht
ganz so skeptisch wie ich es nunmal bin. Gute und spannende
Sommerlektüre für alle, die es spannend mögen.
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