Blutrot (Autor: Jack Ketchum)
 
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Blutrot von Jack Ketchum

Rezension von Torsten Scheib

 

Rezension:

„Die Treue eines Hundes ist ein kostbares Geschenk, das nicht minder bindende moralische Verpflichtungen auferlegt als die Freundschaft zu einem Menschen.“

Konrad Lorenz

 

„Jede Untat trägt ihren eigenen Racheengel schon, die böse Hoffnung, unter ihrem Herzen.“

Friedrich von Schiller

 

Avery Ludlow hat nie viel vom Leben verlangt. Und die wenige, kostbaren Dinge, die ihm wirklich von Bedeutung waren, wurden ihm größtenteils schon vorzeitig genommen. Doch Ludlow beklagt sich nicht. Geht weiterhin seinem Job als Ladenbesitzer nach. Genießt die regelmäßigen Angelausflüge an den See, die er natürlich nicht ohne seinen geliebten Hund Red unternimmt, der gleich zweierlei Dinge für sein rüstiges älteres Herrchen darstellt: einen treuen Freund und eine Erinnerung an seine verstorbene Frau, die Opfer eines sinnlosen Gewaltverbrechens wurde.

 

Doch der Frieden am See wird jäh zerrissen, als Ludlow und Red die Bekanntschaft mit einem Trio herum streunender Jugendlicher machen, die auf Ärger aus und zudem bewaffnet sind. Ludlow, dessen Zeit in Korea ihn geprägt und deutlich gemacht hat, wann eine Schlacht gewonnen oder verloren ist, sieht sehr schnell ein, dass er nur den Kürzeren ziehen kann und gibt nach. Wenn die Jungs sein Geld haben wollen, bitte sehr. Doch den Kids steht der Sinn nach etwas gänzlich anderem. Sie wollen dem Alten ihre Vormachtstellung deutlich vor Augen führen; wollen ihn demütigen und ihre boshafte Ader vollends ausleben – und erschießen Red. Ein genauso sinnloses wie grauenhaftes Verbrechen. Und Ludlow verlangt Gerechtigkeit.

Doch nachdem seine Aussagen weder bei einem Anwalt noch beim lokalen Sheriff auf fruchtbaren Boden gestoßen sind, wendet sich Ludlow schließlich an einen der Väter. Doch auch dieser weigert sich vehement, den Aussagen auch nur den geringsten Glauben zu schenken. Dann lieber seinen beiden Söhnen, die in seiner und Ludlows Anwesenheit den Vorfall vehement abstreiten. Damit ist der Fall für Ludlow allerdings noch längst nicht abgehakt. Er will Gerechtigkeit. Für sich. Und Red. Koste es, was es wolle …

 

Anders als in seinen Vorgängerwerken, präsentiert Jack Ketchum mit Blutrot ein größtenteils sehr ruhiges und blutleeres Drama, dessen übersichtliche Dramatis personae ihren Teil zu der intensiven, ja intimen Atmosphäre beitragen. Glaubhaft skizziert Ketchum den Leidensweg eines Menschen, dem es um ausgleichende Gerechtigkeit geht, und der dafür jedes legale Mittel in Betracht zieht, bis ihm keine andere Wahl mehr bleibt, als eigenhändig die Initiative zu ergreifen. Ohne groß mahnende Worte sinniert Ketchum über die stellenweise lethargische Auslegung des Gesetzeswesens und prangert Falschheit und den Verlust von moralischen Werten an. Dazu bemächtigt er sich einer geradezu schlichten Prosa, die aber dennoch imstande ist, eine Wirkung auf den Leser zu entfalten, die noch sehr lange nachhallt. Da verzeiht man dem Autor auch das etwas zu breit ausgetretene, wenngleich auch konsequente Finale und die ein wenig merkwürdig erscheinende Liaison des Protagonisten mit einer deutlich jüngeren Fernsehreporterin.

 

Fazit:

Mit „Blutrot“ unterstreicht Jack Ketchum seine Vormachtstellung als kundiger Chronist des alltäglichen Grauens. Dazu bedarf es diesmal auch keines Psychopathen oder degenerierten Kannibalenfamilien, um den Nerv zu treffen. Stephen King hat durchaus Recht, wenn er Ketchum als den „scariest guy in America“ betitelt.

Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240425190411c6d7a3f8
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Buch:

Blutrot

Originaltitel: Red

Autor: Jack Ketchum

Heyne, 3. November 2009

Taschenbuch, 288 Seiten

 

ISBN-10: 3453675568

ISBN-13: 978-3453675568

 

Erhältlich bei: Amazon

 


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Erstellt: 17.01.2010, zuletzt aktualisiert: 08.02.2023 19:01, 9896