Callisto oder die Kunst des Rasenmähens (Autor: Torsten Krol)
 
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Callisto oder die Kunst des Rasenmähens von Torsten Krol

Rezension von Christine Schlicht

 

Odell Deefus. Schon allein der Name ist eine Zumutung für den armen Kerl, denn mit dem Vornamen Odell verbindet in Amerika offensichtlich jeder eine farbige Person. Doch das ist nicht das einzige Problem mit dem der junge Weiße Odell Deefus so zu kämpfen hat auf seinem Weg zur Army.

Mit Grips nicht gerade hochgradig ausgestattet und ohne Highschool-Abschluss bleibt ihm kaum mehr übrig, als sich freiwillig zu verpflichten. Glaubt er. Und dann eben auch mit der Waffe in der Hand im Zweifelsfall in irgendeinem Kriegsgebiet die Ehre der Staaten zu verteidigen, wenn er sich nicht weiter mit Hilfsarbeiten herumschlagen will.

So macht er sich auf den Weg nach Callisto, Kansas, um sich im dortigen Rekrutierungsbüro zu melden. Doch er kommt nicht so weit. Erst einmal macht sein Auto schlapp. Zum Glück in der Nähe eines Hauses und der Bewohner scheint sogar ein ganz netter Kerl zu sein, auch wenn er doch ziemlich starke Stimmungsschwankungen zu haben scheint. Aber wenn er ordentlich einen hinter der Binde hat, ist er sogar ganz entzückend.

Besonders ausfallend wird Dean, der seinen Lebensunterhalt mit Rasenmähen verdient und mit seiner Tante zusammenlebt, die aber angeblich gerade in Florida weilt, wenn es um die derzeitige Regierung geht. Und den Krieg im Irak.

Nach einem Besäufnis macht Odell für Dean die Rasenmäherrunde und stellt ernüchtert fest, dass Dean recht hatte, als er ihm sagte, das Rekrutierungsbüro sei schon lange geschlossen. Als Dean in der folgenden Nacht Odell aus dem Schlaf reißt, zieht der ihm in Panik einen Baseballschläger über die Rübe. Das überlebt der leider nicht lange und Odell bekommt noch einige Probleme mehr.

Da ist zum Beispiel die Leiche der Tante, die er in der Tiefkühltruhe findet. Nicht wissend, was er tun soll, macht er erst einmal die Rasenmäherarbeit für Dean weiter.

Er verstrickt sich immer mehr in Lügen, was für jemanden mit dem IQ knapp über dem einer Kellerassel natürlich fatal ist, vor allem, als ein bekannter Fernsehprediger auftaucht, ihn für Dean hält und ihn im Namen seiner Tante wieder auf den rechten Weg zurück führen will. So erfährt er, dass Dean zum Islam konvertiert sein soll. Aber trinken Moslems Alkohol?

Dann taucht auch noch Deans Schwester auf, die als Gefängniswärterin arbeitet und erzählt noch einiges mehr, zum Beispiel, dass Dean schwul war und in krumme Geschäfte verwickelt war. Der Typ, der auftaucht und ihm für einen prall gefüllten Umschlag mit Dollars ein seltsames Päckchen übergibt, vervollständigt das Problem.

Odell versteckt Deans Leiche und weist Deans Schwester auf die Leiche der Tante hin. Schließlich hat er sich wohl auch ein kleines bisschen in die Lady verguckt. Damit wird es immer komplizierter für ihn, denn auch die Gefängniswärterin scheint nicht ganz so sauber zu sein.

Aber es kann auch noch schlimmer kommen. Zum Beispiel, wenn man in einen Bombenanschlag verwickelt wird, das Schlimmste aber verhindert, weil man aus Versehen dafür sorgt, dass die Bombe zum falschen Zeitpunkt hoch geht und so zum Helden wird obwohl man als Mörder angeklagt ist....

 

 

Odell schreibt seine eigene Geschichte auf einer Busfahrt rückblickend selbst auf. Der gewählte Schreibstil passt perfekt zum Charakter des Protagonisten. Dass Odell nicht besonders helle ist, glaubt man aufs Wort. Allerdings macht der Stil die Geschichte auch recht zäh im Lesefluss.

Der Sarkasmus und die Ironie, der ganze aberwitzige Biss, den die Geschichte hat, kommt dadurch häufig nicht so recht durch. Eine Erzählweise durch einen Dritten hätte das Problem des mangelnden Wortschatzes und der behäbigen Sprechweise eines beschränkten Menschen, wie Odell es sein soll, deutlich gelockert. Die ganzen verrückten Situationen hätten dann sicher auch mehr Tempo bekommen.

Wer oder was der Autor des Buches ist, wird nicht näher erklärt, seine Existenz bleibt im Dunkeln. Ob das ein Werbegag sein soll oder was sonst dahinter steckt, ebenso.

Auf jeden Fall ist „Callisto“ eine völlig abgedrehte, tragikomische Story über das Amerika des George Doubleju, mit allen Klischees, die man sich nur über die bräsigen Amerikaner besonders der ländlichen Gegenden vorstellen kann, die von einem Kriegstreiber regiert werden und von Fernsehpredigern beeinflusst sind, TV-Diner aus der Tiefkühltruhe essen und ihre nur aus Rasen bestehenden Gärten alle vier Wochen mähen lassen.

Ist Amerika so? Wenn man dieses Buch liest und mit allen vergleicht, was man so die ganze Zeit in Nachrichten und Filmen mitbekommt, dann ahnt man Schreckliches. Nämlich, das es genau so ist.

Trotz der behäbigen Erzählweise ein echter Genuss, wenn es nicht so schrecklich ernst wäre mit dem Krieg und allem, man könnte sich darüber totlachen.

 

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 202404242232126f2d8f83
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Callisto oder die Kunst des Rasenmähens

Autor: Torsten Krol

Gebundene Ausgabe

Verlag: Blessing (August 2007)

Sprache: Deutsch

ISBN-10: 3896673513

ISBN-13: 978-3896673510

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 15.11.2007, zuletzt aktualisiert: 05.04.2024 13:09, 5282