Colin Mirth
Autor: Achim Hiltrop
"Colin Mirth" – die neue Abenteuerserie von Achim Hiltrop startete am 01.01.2003 unter der URL www.colin-mirth.mysite.de
Disclaimer:
Freigabe zur Weiterveröffentlichung der Leseprobe besteht, soweit vom Autor nicht anders angegeben nur für "FantasyGuide.de". Für alle weiteren Veröffentlichungen ist die schriftliche Zusage des Autors erforderlich.
Leseprobe:
Folge 1
An einem düsteren Novembermorgen des Jahres 1876 kehrte Colin Mirth in seine Heimat England zurück.
Ein dichter Nebel hatte sich wie ein Leichentuch über London gelegt. Obwohl die Sonne schon hoch am Himmel stehen mußte, war es finster und kalt in den Straßen der Stadt. Durch die undurchbringlichen Nebelschwaden, die aus der Themse aufstiegen und sich mit den rußigen Rauchwolken aus unzähligen Schornsteinen zu einem alles erstickenden grauen Schleier vereinigt hatten, konnte man kaum die Hand vor den Augen sehen.
Die Droschke, die Colin durch die menschenleeren Straßen kutschierte, fuhr entsprechend langsam. Schemenhaft konnte er Westminster Abbey auf der rechten Straßenseite erkennen, und obwohl er nur einige hundert Yards von Big Ben entfernt sein konnte, hörte er das Glockenspiel der gewaltigen Turmuhr wie aus weiter Ferne.
Wenige Minuten später kam die Kutsche zum Stillstand, und der Kutscher öffnete ihm die Tür.
"Wir sind da, Sir. Whitehall Street, Nummer vier."
Colin setzte seinen Hut auf und stieg aus. Fröstelnd klappte er das Revers seines Mantels hoch. "Scotland Yard", murmelte er und ließ den Anblick des düsteren Gebäudes einen Moment auf sich einwirken.
"Ja, Sir."
Colin nickte entschlossen, holte sein Gepäck aus dem Inneren der Droschke und ließ eine Handvoll Schillinge in die aufgehaltene Hand des Kutschers klimpern.
"Oh, Sir... danke, Sir!" Der Mann verbeugte sich tief. "Milord sind zu gütig."
Colin schulterte seine Reisetasche und öffnete die schwere Eichentür des Gebäudes.
*
"Nehmen Sie doch Platz, Mister Mirth." Inspector William Pryce deutete auf einen der beiden Stühle, die gegenüber von seinem Schreibtisch standen. Der andere war bereits von einem untersetzten kleinen Polizisten in Beschlag genommen worden, dessen buschiger Schnauzbart sich bei Colins Eintreten in der Karikatur eines Lächelns bewegt hatte. Colin bedankte sich und nahm Platz.
"Tee?" fragte Pryce.
"Nein, danke", lehnte Colin ab, "Tee bekommt mir nicht, Sir."
"Wie befremdlich", bemerkte der Polizist, der neben ihm saß und seinen Schnurrbart zwirbelte.
Pryce kam Colins Antwort zuvor. "Ich fürchte, Sie beide sind sich noch nicht vorgestellt worden. Commander Colin Mirth vom Secret Service – Sergeant Archibald Moore, Scotland Yard."
"Angenehm, Commander." Moore reichte Colin die Hand.
"Sehr erfreut, Sergeant." Colin erwiderte Moores festen Händedruck.
"Oder vielleicht hätte ich sagen sollen 'bisher beim Secret Service', denn genau hier liegt der Anlaß für unser Gespräch", fuhr Pryce fort.
"Ich kann es kaum erwarten, von Ihnen ins Bild gesetzt zu werden, Inspector Pryce", sagte Colin mit einem leicht irritierten Unterton. "Ich habe viele Jahre für den Secret Service im Ausland verbracht und verstehe nicht, warum ich so plötzlich zurück nach England zitiert wurde. Noch weniger verstehe ich, warum ich mich bei Ihnen melden sollte und nicht bei meinen eigentlichen Vorgesetzten. Ohne Ihnen zu nahe treten zu wollen, Sir..."
"Oh, nicht der Rede wert", winkte Pryce ab. "Ich denke, ich kann alles zu Ihrer Zufriedenheit erklären." Er zog eine dicke Akte aus einer Schreibtischschublade hervor, legte sie vor sich hin und begann darin zu blättern. "Sie sind in der Tat viel herumgekommen, Mister Mirth. Die Vereinigten Staaten von Amerika, Japan, Indien, Ägypten, Europa... Sie haben so ziemlich das gesamte Commonwealth gesehen, was?"
Colin bemerkte den erstaunten Seitenblick, den ihm Archibald Moore zuwarf. Er lächelte nonchalant. "Meine Vorgesetzten sind in allen Fällen mit meiner Arbeit zufrieden gewesen."
"Daran habe ich nicht gezweifelt, Mister Mirth."
"Worin genau bestand Ihre Arbeit, Commander Mirth?" fragte Moore neugierig.
Colins Mundwinkel zuckten nach oben. Er hob den Finger an die Lippen. "Secret Service, Sergeant."
Nach oben