Collin Drake und die Bruderschaft
Reihe: Caine 3
Hörspiel
Rezension von Ingo Gatzer
Rezension:
Anfangs ist Collin Drake und die Bruderschaft in weiten Teilen das, was im Filmgenre unter dem Begriff Prequel en vogue geworden ist. Stilistisch hat Autor Günther Merlau dieses realisiert, in dem er wichtige Erinnerungen seines Protagonisten Caine zeigt, denen dieser in einer Art Dämmerzustand nachhängt. Hier erfährt der Hörer, wie Caine zum Berufskiller wurde und auf welche Art und Weise er sich die Feindschaft des Gangsterbosses Moretti zugezogen hat. Aber auch über die Geschichte Kartaans, dessen Seele mit Caine über das Artefakt Penumbra verbunden ist, wird einiges berichtet, etwa warum der Dunkelelf bei seinem Volk als "Schlächter von Marlat" gilt. Doch schließlich wird Caine von Linda, die für die geheimnisvolle Bruderschaft arbeitet, geweckt. Beide machen sich auf, um einen Anschlag der außerirdischen Aganoi auf den Bürgermeister von San Francisco zu verhindern. Aber bald ereignet sich eine unerwartete Katastrophe.
Der dritte Teil der Caine-Saga ist überaus dynamisch strukturiert, indem sich die Schilderung von Ereignissen aus der Vergangenheit von Caine und Kartaan mit der Darstellung der gegenwärtigen Bestrebungen von Kommissar Kilkenny, der Dunkelelfen sowie der Bruderschaft abwechselt. Durch die Vielzahl von alternierenden Erzählsträngen - zu denen am Anfang noch ein unschönes Erlebnis des Geschäftsmann Pryscoll und gegen Ende der Versuch von Caine und Linda den Bürgermeister zu retten zählen - wird immer wieder gekonnt Spannung erzeugt. Die wird noch durch die Tatsache intensiviert, dass mehre Handlungsstränge im dritten Teil unvollendet bleiben.
Reizvoll und unterhaltsam ist zunächst das Wechselspiel von Caine und Linda bzw. ihrer Sprecher Torsten Michaelis und Claudia Urbschat Minguel. Es ist amüsant, wie Michaelis seine Figur äußerlich cool, hart und unnahbar anlegt, durch seine Erzählerkommentare aber offenbart, wie sehr sich Caine zu der forschen Frau hingezogen fühlt. Claudia Urbschat Minguel verkörpert überzeugend die toughe Linda, auch wenn sie gegen Ende manchmal an der Grenze zum "overacting" agiert. Eine gute Entscheidung des Produzenten war es fraglos, Kartaans Geschichte nicht auch von Torsten Michaelis, sondern von Klaus Sonnenschein, der eigentlich den Dunkelelfen Torkaan spricht, vortragen zu lassen. Schließlich geht es hier um die Vita eines berüchtigten Dunkelelfen. Zudem ist seine Stimme für diesen archaischen und brutalen Text eindeutig besser geeignet, als die von Torsten Michaelis, die eher für Coolness und Ironie steht. Zudem muss wiederum die Leistung von Lutz Riedel gelobt werden, dem das Kunststück gelingt, Kartaan bösartiger denn je klingen zu lassen.
Die Bandbreite der musikalischen Untermalung ist größer als in den vorherigen Teilen. Das reicht von den sanften Streichern, die Caines schönstes (Kindheits-)Erlebnis passend untermalen, bis zu den Heavy Metal-Klängen der dänischen Band Mnemic. An einigen Stellen - wie etwa bei Caines "Klo-Prügeleio" - sind letztere überaus stimmig. Manchmal wirken sie allerdings deplaziert. Weitere musikalische Abwechslung ist durch verschiedenartige elektronische Klänge, sowie an den Film 2001 erinnernde, "gebrochene" Chöre, garantiert.
Die Art und Weise, wie sich die Beziehung zwischen Caine und Linda entwickelt, ist sicherlich nichts für Zartbesaitete. Diese mit "Rohe Leidenschaft" betitelte Sequenz ist insgesamt etwas zu lang geraten und würde teilweise aufgrund des verwendeten Vokabulars so manchem Kitschroman zur Ehre gereichen. Zudem werden sich einige Hörer möglicherweise daran stören, dass die Figuren derbe Sprüche zuweilen im Übermaß verwenden.
Fazit:
Dank der dynamischen, Spannung erzeugenden Erzählstruktur, der hervorragenden Sprecherleistungen und der abwechslungsreichen musikalischen Untermalung ist Günther Merlau auch mit "Collin Drake und die Bruderschaft" eine ansprechende Folge der Caine-Saga gelungen. Gerade das heftige Intermezzo zwischen Caine und Linda gegen Ende zeigt aber, dass die Serie nicht für Zartbesaitete und junge Hörer geeignet ist.
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