Dämon (Autor: Matthew Delaney)
 
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Dämon von Matthew Delaney

Rezension von Ramona Schroller

 

Klappentext:

Als Meeresforscher ein im Zweiten Weltkrieg gesunkenes Schiff entdecken und bergen, können sie nicht ahnen, welche Gefahren sie damit heraufbeschwören. Denn in dem Wrack befindet sich ein Wesen, das nur ein Ziel kennt: zu töten. Mit der Überführung des Schiffes nach Boston beginnt für die Bewohner der Stadt eine Phase des Schreckens.

Bizarre Morde, verstümmelte Leichen und kryptische Zeichen halten die Polizei in Atem, und bei ihren Ermittlungen stoßen die Kriminalbeamten auf ein Geheimnis, das weit in die Vergangenheit zurückreicht...

 

Inhalt:

In einer regnerischen Nacht wird Jefferson, ein Beamter der Kriminalpolizei, zu einem Doppelmord gerufen. Was ihn auf dem Gebäude des reichen Magnaten Lyerman erwartet, lässt das Blut gefrieren: Zwei Leichen, ein Mann und eine Frau, grausam verstümmelt, als wären sie von wilden Tieren angegriffen worden. Und das ist erst der Auftakt zu einer Mordserie, wie sie Boston noch nie zuvor erlebt hat.

Jefferson und sein Partner, Brogan, mühen sich ab, den Täter dingfest zu machen. Doch statt dem Killer auf die Spur zu kommen, erfahren sie von einer zweiten Serie von bestialischen Morden im Staatsgefängnis, das nicht weit entfernt von Boston liegt. Dort angekommen, werden die beiden Polizeibeamten selbst Zeuge eines Massakers, das seinesgleichen sucht.

Jefferson ist zunehmend ratlos. Und so nimmt er die einzige Spur, die sich ihm bietet, dankbar an. Eine Spur, die absolut phantastisch ist, denn sie bedeutet, dass der Killer kein Mensch ist...

 

Rezension:

Interessant, und stellenweise wirklich witzig, sind die Reaktionen von Menschen, wenn man ihnen erklärt, dass man am liebsten Phantastik liest. Offenen Mundes stehen sie vor einem, starren entsetzt, als habe man ein Tabu verletzt. Was dann kommt, ist spannender.

Entweder sie beginnen stammelnd Gegenargumente für diese Lektüre zu finden, oder sie streichen sie rundweg aus ihrem Gedächtnis. Man hat sich einfach nicht so geäußert, das Tabu ist nicht verletzt worden.

Machen wir also weiter wie bisher.

Wirklich dramatisch werden diese Szenen dann, wenn man zu einem bestimmten Roman Stellung bezieht, nach Möglichkeit einem, den der entsetzte Gegenüber ebenfalls kennt. Einem Phantastik-Begeisterten wird es nicht schwer fallen, phantastische Elemente zu finden. Der Gegenüber argumentiert dagegen (üblicherweise mit den Worten: „Aber das steht da nicht. Das Buch gehört zu dem und dem Genre!"). Im zunehmenden Verlauf des Gespräches wird der Gegenüber üblicherweise immer panischer - sollte er vielleicht selbst das böse Tabu gebrochen haben? - und hektischer, versucht sich selbst und auch den Gesprächspartner davon zu überzeugen, dass nicht sein kann was nicht sein darf.

Dabei fällt es in den letzten Jahren immer schwerer, bestimmte Genres auseinander zuhalten. Die Grenzen werden immer fließender. Vor allem Thriller mit phantastischen Einschlägen erfreuen sich immer größerer Beliebtheit, solange man das „Phantastisch" weglässt. Stößt einen Leser eines solchen Romans auf die phantastischen Elemente, wehrt er entsetzt ab. Nein, nein, das sind ausschließlich Stilmittel! - Wer's glaubt...

 

Was auch immer zu dieser geradezu paranoiden Ablehnung gegenüber der Phantastik geführt hat, verhindert allerdings nicht, dass Romane mit phantastischem Einschlag gelesen werden - dass sie sogar meist sehr weit oben auf den Bestsellerlisten zu finden sind. Irgendwie scheint das Phantastische dann doch wieder zu locken, so verboten es auch sein mag. Aber über die Grenze springen und sich an einem „richtigen" Buch aus diesem Genre zu versuchen, soweit geht die Liebe denn doch noch nicht.

Matthew Delaneys Erstling „Dämon" gehört mehr als sicher nicht in die Kategorie der „Thriller mit phantastischem Einschlag". Eher ist es ein Horrorroman mit Thrilleranteilen, aber gut, Verlag und Leser wissen offensichtlich mehr als die Rezensentin.

Delaney macht seine Sache sogar recht gut, wenn er zu Anfang auch etwas lange braucht, um zur Betriebstemperatur warmzulaufen - so denkt man jedenfalls. Tatsächlich aber klärt sich der, auf den ersten Blick recht lose zur eigentlichen Handlung passender Prolog in die spätere Handlung mit ein, wobei wir dann auch gleich beim ersten phantastischen Thema wären: Reinkarnation.

Gut, Reinkarnation gehört eher in die Religion, doch in diesem Buch wird sie mehr als offensichtlich dazu benutzt, andere Elemente zu stützen. Ganz zu schweigen von der Tatsache, dass die eigentliche Inkarnation offenbar Einfluss auf das Aussehen von Menschen hat, was bei der religiösen nicht der Fall ist.

Dämonen gehören ebenfalls ins Repertoire der Phantastik und wurden ebenfalls nicht nur von den Religionen gepachtet. Gibt's da nicht sogar ein Rollenspiel...? Warum also lassen wir nicht einen Dämon auf das Boston einer sehr nahen Zukunft (aber dennoch Zukunft und damit wieder Phantastik) los und sehen, was dabei herauskommt.

Delaney verknüpft diese ganzen Elemente miteinander und gewinnt daraus einen interessanten Thriller, der allerdings ganz am Schluss mehr als nur hakt. Eher scheint vor allem die letzte Szene fast wortwörtlich aus irgendeinem Hollywood-Film übernommen worden zu sein. Was dann natürlich dem gesamten Buch nicht gerade zu einem rauschenden Abgang verhilft.

Dabei ist es wirklich lesenswert. Spannend und mitreißend geschrieben, mit interessanten Charakteren (wobei das besondere Augenmerk mehr auf die Nebencharaktere gelegt werden sollte) und einer teils gruseligen, teils atemberaubenden Handlung. Selbst, was für viele Erstautoren ein gewaltiges Hindernis darstellt, Logikfehler wurden vermieden, ganz zu schweigen von Fehlern in der Handlung überhaupt. Alles löst sich auf, alles hat eine mehr oder weniger logische Begründung. Wenn doch nur dieser Schluss nicht wäre ...

 

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Dämon

Autor: Matthew Delaney

Bastei-Lübbe, November 2005

763 Seiten

ISBN: 3404265343

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 08.12.2006, zuletzt aktualisiert: 12.04.2024 09:51, 3179