Das blaue Ende der Zeit von Victor Boden
Rezension von Marianne Labisch
Ein ganz normaler Mensch wird aus seinem langweiligen Leben gerissen. Man verhaftet ihn wegen eines Mordes, den er nicht begangen hat. Aber bevor es so weit ist, stellt er fest, dass die Welt nicht mehr ist wie zuvor. Seine Frau und die Kinder sind spurlos verschwunden und auch das Mobiliar zeigt deutliche Lücken. Er fragt sich, ob er von diesen Veränderungen nichts hätte mitbekommen müssen oder ob er dem Wahnsinn anheimgefallen ist.
Weder das eine noch das andere, denn er wurde bewusst aus seiner Existenz gerissen, um das Ende der Erde, oder besser gesagt, das Ende des ganzen Universums herbeizuführen.
So viel zur Ausgangssituation. Was folgt, ist ein Feuerwerk an Ideen, das bunter nicht sein könnte. Es geht um die verrücktesten Arten von Aliens, mit denen der Icherzähler sich herumstreiten muss, um Zeitreisen und um das Leben in einer Matrix. Jede dieser Ideen ist irgendwie neu und interessant, aber mir persönlich waren es dann doch zu viele. Immer, wenn ich dachte, ich hätte das große Ganze durchschaut, kam eine weitere Wendung, mit der man nicht gerechnet hat.
Zudem war mir der Held wider Willen nicht lebendig und glaubhaft genug. Der Familienvater, der seine Kinder erst nach über 300 Seiten vermisst, kommt für meinen Geschmack nicht sehr sympathisch rüber. Gut, nicht jede Ehe ist harmonisch und diese scheint auch schon Abnutzungserscheinungen zu zeigen, aber die Kinder sollte er deutlich früher vermissen und sich auch Sorgen darum machen, ob es ihnen gut geht. Er nimmt das Verschwinden viel zu schnell als gegeben hin und kümmert sich fortan nur noch darum, von einem Überlebenskampf in den nächsten zu stürzen. Dabei stirbt er sogar ein paar Mal, kehrt aber jedes Mal nach ein paar Minuten mit Erinnerung an den eigenen Tod zurück, um es dann besser zu machen.
Den ganzen Inhalt zusammenzufassen, wäre zu lang und in Abkürzung auch wenig verständlich, schätze ich.
Der Autor kann definitiv schreiben und ein anderer Rezensent bescheinigt ihm einen gewissen Humor, der allerdings völlig an mir vorüber gegangen ist.
Das liegt allerdings an mir, denn ich kann nicht mit jedem Humor etwas anfangen.
Ich habe meinen eigenen Geschmack und den hätte der Autor wohl eher getroffen, wenn die Drehungen und Wendungen weniger gewesen wären, auf schrägen Humor verzichtet worden wäre und der Held ein wenig glaubhafter gewesen wäre, aber ich rechne es dem Autor hoch an, dass ich mich auf 644 Seiten nicht ein einziges Mal gelangweilt habe.
Es gibt unter Garantie Leser, die den Roman ganz anders beurteilen werden, aber bei mir reicht es nur zu 3 von 5 Punkten.
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