Das Cusanus-Spiel (Autor: Wolfgang Jeschke)
 
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Das Cusanus-Spiel von Wolfgang Jeschke

Rezension von Peter Sperling

 

Klappentext:

Europa im Jahr 2052: Als die Biologin Domenica Ligrina für ein geheimes Zeitreise-Projekt angeworben wird, ahnt sie noch nicht, über welch brisantes Wissen ihre Auftraggeber verfügen. Ihr Auftrag: Im Deutschland des 15. Jahrhunderts Pflanzen und Samen sammeln, die für die Renaturierung der nach einem atomaren Unfall verstrahlten Gebiete benötigt werden. doch als

sich die junge Biologin im Pfad der Zeit verirrt, kann ihr nur noch ein Mensch helfen, in ihre Zeit zurückzukehren: Der einflussreiche Kirchenreformer und Naturforscher Nicolaus Cusanus...

 

Über 700 Seiten Jeschke hält der Leser in den Händen, wenn er mit der Lektüre beginnt. Vom Knaur Verlag wurde das Buch mit einer Umschlaggestaltung ausgestattet, die zusätzlich zum Titel noch einmal auf das Cusanus-Spiel verweist. Bei diesem historischen Spiel, auch Globus- oder Globoule-Spiel genannt, soll eine Kugel mit einer Delle von einem festgelegten Startpunkt möglichst nahe an den Zielpunkt in der Spielfeldmitte gerollt werden soll.

Was sich einfach anhört, ist es beileibe nicht - denn wie Jeschke in seinem Roman andeuten möchte, kommt man nicht immer auf direktem Weg ans Ziel!

Der Klappentext gibt bereits eine knappe, aber vollständige Inhaltsangabe. Mehr geschieht kaum, zwar spielt sich noch eine Liebesgeschichte ab und viele weitere Themen kommen zur Sprache, zentral ist davon aber nichts. Die im Klappentext angedeutete Überraschung konnte ich im Buch allerdings nicht finden. Denn leider kann Jeschke trotz vieler fein ausgearbeiteter Details und größtenteils einwandfreier Recherche und einer verheißungsvollen Idee nicht die aufgebauten Erwartungen erfüllen.

Ein Lichtpunkt ist unter Anderem die mitreißende Schilderung einer erschreckenden und beängstigenden Landschaft nach dem GAU, welche im ahmen einer Zugfahrt durch die zerstörten Gebiete beschrieben wird. Die Darstellung einer Welt danach und die Neustrukturierung der politischen Landschaft erscheint so lebensnah und wirklich wie nur möglich. Leider verheddert sich die Geschichte in ihren Feinheiten und ihren sehr lebendig ausgestalteten Szenerien und Figuren, so dass der Gesamtzusammenhang zu kurz kommt. Daher wirkt der Roman merkwürdig zerrissen, fesselnd, aber ohne zum Punkt zu kommen. Die Zeitreise findet erst nach 550 Seiten statt, zu einem Moment, an dem der Leser den weiteren Verlauf schon abschätzen kann und nur noch auf dessen Ausformulierung wartet. Die Hauptfigur wirkt dann aber nicht mehr maßgeblich an der Handlung mit.

 

Irritierend auch, dass Nicolaus Cusanus und das Cusanus-Spiel letztlich gar keine Rolle spielen! Im besten Fall dienen sie als Kontext oder Anknüpfpunkt für die vorherrschende Denkart. Für die exponierte Stellung der Begriffe bleibt der Umgang mit ihnen unbefriedigend.

 

Fazit:

Angenehm zu lesen und mit vielen guten Ideen: Aber was Titel und

Klappentext versprechen, kann der Roman nicht halten.

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Buch:

Das Cusanus-Spiel

Autor: Wolfgang Jeschke

Knaur Verlag

Taschenbuch, 703 Seiten

 

ISBN: 978-3-426-63958-0

 

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 04.06.2008, zuletzt aktualisiert: 10.04.2024 18:52, 6634