Das Foto (Aldebaran 3)
 
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Das Foto von Leo

Reihe: Aldebaran 3

Rezension von Ralf Steinberg

 

Verlagstext:

Nach dreieinhalb Jahren wird Marc von Pad aus dem Gefängnis befreit, damit er Driss und Alexa auf Fotos im Museum identifiziert. Endlich kommt Marc nach Anatolia und trifft Kim wieder, die nicht mehr das kleine Mädchen von früher ist.

 

Rezension:

Ein Sprung von dreieinhalb Jahren zwischen Band 2 und Band 3 einer Comic-Serie ist ungewöhnlich.

Leo setzt damit keinen Schnitt in der Handlung, vielmehr versucht er die äußeren Gegebenheiten der Aldebaran-Kolonie zu dramatisieren. In den Jahren von Marcs Haft hat sich die politische Situation weiter zu gespitzt. Wenn uns Leo das auch nicht direkt unter die Nase hält, so verteilt er die Hinweise gleichmäßig und zum Teil recht explizit, etwa wenn gegen die Zwangsbefruchtung von strafgefangenen Frauen protestiert wird. Die Gesellschaft zeigt sich zunehmend verrohter und damit wird der Gegensatz zu den oppositionellen Hauptfiguren deutlicher. Zwischen Folter, Bespitzelung und Verrat bewahren sie sich ihre Menschlichkeit, die Teil ihrer Natur ist.

Selbst ein zwielichtiger Typ, wie Herr Pad, der sich mit illegalen Geschäften eher aus materiellen Gründen befasst, offenbart mehr Herz, als die sterilen Befehlsempfänger der Obrigkeit. Es ist Leo hoch anzurechnen, dass diese Polarisierung und die Belegung der bösen Seite mit Klischees, nicht zu einer einseitigen und langweiligen Storyline führen.

Neben Marcs Rückkehr in das zivile Leben, wenn auch als Flüchtling, kehren zwei weitere Protagonisten aus einer Art Exil zurück.

Driss und Alexa stehen vor einer wichtigen Wende in ihrem Leben. Sie müssen sich entscheiden, welche Rolle sie übernehmen wollen, sollen ihre Erkenntnisse um die Mantrisse nicht sinnlos vergeudet sein. Das Leo dabei noch nicht alles verrät, was die beiden wissen, ist beim Lesen der idyllischen Südseeszenen deutlich zu spüren. In gewohnt beeindruckenden und fantasievollen Darstellung der fremdartigen Lebensformen zieht Leo alle Register seines zeichnerischen Könnens. Hier spannt er die Erwartungen des Lesers zu einem gewaltigen Bogen und lässt die Handlung wie einen Pfeil in die Ferne schnellen. Das Geschehen um die wunderbaren Gregoren ist stilistisch einer der Höhepunkte der Serie.

 

Daneben widmet sich Leo den recht privaten Weiterentwicklungen seiner Figuren. Marc trifft wieder auf Kimi, verwickelt in die Wirrnisse der keimenden Liebe, nehmen sie Leser dabei mit auf eine Erkundungstour durch das Hauptstadtleben, dass trotz der Diktatur erstaunlich bunt ausfällt - eine Reminiszenz Leos an die Städte seiner Heimat. Dabei gewinnt der Leser auch einen ersten Einblick in die Führungsriege der Diktatur, die ebenfalls sehr südamerikanisch daher kommt.

 

Fazit:

Eine fulminante Fortsetzung, getragen von exotischen Lebewesen und identischen Figuren. Besonders die Glaubwürdigkeit und die Darstellung fremder Lebensformen sind die große Stärken von Leos Aldebaran-Serie.

 

Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240427031014b181b6d4
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Comic:

Aldebaran 3 - Das Foto

Zeichner und Autor: Leo

Original: Aldebaran - La photo, 1996

Epsilon Mark O. Fischer Verlag, 2002

Softcover, 48 Seiten

ISBN: 3932578201

Erhältlich bei Epsilon


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Erstellt: 08.05.2006, zuletzt aktualisiert: 28.12.2022 16:07, 2184