Rezension von Björn Backes
Inhalt:
Worin besteht die Hauptaufgabe eines Drachen? Feuerspucken natürlich – nun, nicht ganz. Wie wäre es mit einer Schlacht gegen die edelsten Ritter? Tja, ebenfalls nicht richtig. Nein, ein Drache ist nur dann ein guter Drache, wenn er sich darin versteht, Prinzessinnen zu rauben und sie dem Prinzen zu übergeben. Wie das geht? Tja, ganz einfach: Nicht auf die Tränen der holden Meid hereinfallen, immer schön auf die Tipps des Drachenlehrers hören und insgeheim auch mit den königlichen Töchtern kooperieren.
Dies, und noch ein wenig mehr, steht im neuen „Drachenhandbuch für Anfänger“ von Dagmar H. Mueller beschrieben, welches nun jedem Nachwuchs-Abenteurer verrät, was man besonders beachten sollte, wenn man einen Drachen in der Nähe einer jungen Dame adligen Ursprungs sieht.
Rezension:
Eine witzige Sache ist es, dieses kleine schmucke Handbuch, welches in kurzen Episoden von den Zusammenkünften von Drachen und Prinzessinnen berichtet und die Zweckmäßigkeit dieser Treffen aufgreift. Alles beginnt damit, dass der Drachenlehrer seinen Schülern vorführt, wie man die Prinzessin am besten packt. Nach und nach werden die Tücken dieser eigenartigen Aufgabe näher beschrieben, allerdings auch der Nutzen für die Königsfamilie. Denn eigentlich arbeiten die Drachen im Auftrag der Prinzen und bringen jenen einfach nur ihre künftigen Gemahlinnen. Und das ist letzten Endes nur einer von vielen kleinen Aspekten, die dieses Büchlein so unheimlich witzig machen.
Natürlich hat sich Mueller die Gelegenheit nicht nehmen lassen, genügend Klischees in die einzelnen Kapitel zu streuen. Wer also schon einmal eine traditionelle Rittergeschichte gehört oder gelesen hat oder aber im Fantasy-Bereich auf vertrautes Terrain stößt, wird hier häufig Themen finden, bei denen ein dezentes Schmunzeln angebracht ist. Schade ist eigentlich nur, dass die Autorin sich in den Schlussepisoden immer deutlicher auf die ersten Kapitel bezieht und sich somit diverse Inhalte doppeln. Dies wiederum ist aber gerade deswegen nicht ganz so schlimm, da die gesamte Handlung immer wieder mit einer gesunden Prise Humor gewürzt wird und auch die verschiedenen Rezitierungen gerne ein wiederholtes Lachen hervorrufen.
Lediglich bei der Definition der Zielgruppe gibt es noch eine kleine, wenn auch angenehme Diskrepanz: Denn auch wenn der Text sich ganz klar an ein jüngeres Publikum richtet, werden auch ältere Semester ihren Spaß an der Geschichte haben. Wie das eben mit Handbüchern nun mal so ist… Und dieses hier ist von der Präsentation – diverse Skizzen zieren den Innenteil – bis hin zum Inhalt wirklich empfehlenswert!
Fazit:
“Das geheime Drachenhandbuch für Anfänger“ ist ein witziger, richtig netter literarischer Zeitvertreib für groß und klein, der zwar nur eine knappe halbe Stunde verschlingt, in dieser Zeit aber wirklich prima unterhält.