Das Gesetz von Ta-Shima von Adriana Lorusso

Rezension von Christel Scheja

 

Die Autorin Adriana Lorusso wurde 1946 in Treviso geboren und arbeitete lange als Übersetzerin und Dolmetscherin. Tatsächlich übertrug sie ihren Roman selbst vom Italienischen ins Französische. Heute lebt sie zusammen mit ihrem Ehemann in einem Holzhaus in Brüssel, umgeben von einer ganzen Menagerie von Tieren.

 

Der Planet Ta-Shima gilt den meisten Bewohnern der Föderation als unwirtlich und lebensfeindlich. Dennoch gelang es einigen Menschen vor vielen hundert Jahren dort zu siedeln und zu überleben. Im Lauf der Zeit entstanden dort zwei Rassen, die stämmigen und sehr widerstandsfähigen aber sanftmütigen Asix und die heißblütigen, aber disziplinierten Adligen, die überall die leitenden Positionen einnehmen und ausgezeichnete Krieger sind.

Die Gesellschaft ist ansonsten eher überwiegend matriarchalisch geprägt.

Lange Isolation hat aber auch dazu geführt, dass die Bewohner von Ta-Shima meistens unter sich bleiben und auf die anderen Völker herabblicken, glauben sie doch, die Spitze der Zivilisation erreicht zu haben.

Nur wenige kehren ihrer Heimat den Rücken und leben in der Ferne. Zu ihnen gehört auch die Ärztin Suvaidar, die einst gegen die Regeln ihrer Kaste aufbegehrte und das Exil wählte. Nun aber wird sie zurück nach Hause geholt, denn die Matriarchin ist unter seltsamen Umständen gestorben und der Rat möchte jemanden Unabhängigen mit der Aufgabe betrauen, die Wahrheit über deren Tod heraus zu finden.

Suvaidar lässt sich auf den Handel ein und merkt schon auf dem Flug, dass sie ihre Wurzeln nicht verleugnen kann. Auf Ta-Shima angekommen deckt sie nach und nach überraschende Wahrheiten über die Herkunft ihrer Rassen auf, die die ganze Gesellschaft erschüttern könnten...

 

Adriana Lorusso nutzt die Suche nach der Wahrheit, um eine interessante Gesellschaft aufzubauen und zu beschreiben, die streng festgelegte Regeln haben und bis heute eine Auslese betreiben, denn nicht jedes Kind darf zur Welt kommen. Zwar haben sie viele Probleme nicht, die andere Welten der Föderation kennen – wie die Gewalt von Männern über Frauen, dafür aber andere Sorgen.

Durch die Augen einer Rebellin, die die Gesetze und Regeln ihrer Heimat immer wieder aufs Neue in Frage stellt, beginnt auch der Leser daran zu zweifeln, dass der Planet wirklich eine so ideale Gesellschaft geschaffen hat. Dennoch kann man sich ihrem Zauber nicht entziehen, je mehr man erfährt.

Anders als frühere Matriarchate gibt es hier auch für die Männer eine fast gleichberechtigte Stellung – das System hat viele Stärken, wenn auch wie viele andere Schwächen,

Die Haupt und wichtige Nebenfiguren lernt man ebenfalls gut kennen. Auf einer zweiten Handlungsebene erfährt man mehr über das frühere Leben von Suvaidar und ihrem Bruder Oda. Nach und nach fügen sich beide Stränge zusammen und decken Geheimnisse auf, die nicht zuletzt auch den Tod der Matriarchin verursacht haben.

Der Roman ist zwar sehr dick, ist aber nicht ausschweifend, da jede Szene die Handlung weiter voranbringt und die Spannung hält. Der Stil ist flüssig und unterhaltsam, bringt dem Leser auch die Figuren und ihre Gefühle ohne Distanz nahe, Selbst das Ende weiß zu gefallen, auch wenn es für den ein oder anderen unbefriedigend sein könnte.

 

Alles in allem ist „Das Gesetz von Ta-Shima“ ein abenteuerlicher Science Fiction-Roman, der durch eine spannende Handlung, vielschichtige Figuren und einen unaufdringlich eingearbeiteten aber dennoch überraschend komplexen Hintergrund fesseln kann. Vor allem Leser, die gerne in fremde Kulturen eintauchen, werden ihre Freude an dem Buch haben.

 

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