Gravitationstheorie – Relativitätstheorie – Quantentheorie – Stringtheorie: die Physik dringt immer weiter ins Innere der Natur vor. Jede neue Theorie wird diskutiert, das Für und Wider abgewogen und dann akzeptiert oder verworfen. Experimentelle Beweise sind dabei natürlich wichtig. Doch funktioniert diese Vorgehensweise in der aktuellen theoretischen Physik überhaupt noch?
Sabine Hossenfelder, selbst theoretische Physikerin, bezweifelt das. Dafür legt sie auch diverse Belege vor und diskutiert diese mit Fachkollegen.
Als Beispiel dient ihr beispielsweise die Supersymmetrie, die eng mit dem Standartmodell der Elementarteilchen verflochten ist. Sie kam vor Jahrzehnten auf und besagt, dass es zu den bekannten Elementarteilchen jeweils komplementäre Teilchen geben muss. Die Grundannahme wirkt elegant, die Theorie würde eine ganze Reihe von Problemen der Teilchenphysik lösen. Deshalb stürzten sich schnell zahlreiche theoretische Physiker auf dieses Thema. Das Problem war nur, dass die Mittel fehlten, die theoretischen Elementarteilchen praktisch nachzuweisen. Dann kam die nächste Ausbaustufe des Teilchenbeschleunigers am CERN, die die Energien erreichte, in denen der Nachweis möglich sein sollte. Nur konnte trotzdem kein einziges der ›vermissten‹ Teilchen entdeckt werden. Aber was macht die internationale Physikergemeinschaft? Eine so schöne Theorie aufgeben? Nein. Stattdessen sucht man Gründe, wieso die berechneten Teilchen bei den Experimenten nicht gefunden werden konnten – und korrigiert die eigenen Berechnungen entsprechend. Und weil so viele anerkannte Wissenschaftler an der unbewiesenen Theorie festhalten, werden immer neue Forschungsgelder für die seit Jahrzehnten erfolglose Suche bereitgestellt. Soweit zumindest die These der Autorin, die auch mehrere andere Beispiele aufführt.
Die Supersymmetrie und andere Theorien sagen mit zwar etwas, doch kann ich nicht beurteilen, wie die Lage in der Forschung tatsächlich ist. Interessant ist der gebotene Einblick in die Welt der Grundlagenforschung aber allemal.