Das Heiligenspiel (Autor: Ursula Niehaus)
 
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Das Heiligenspiel von Ursula Niehaus

Rezension von Heike Rau

 

nna wollte nur ihrer Freundin Ursula helfen. Ursulas Vater bekommt das jedoch heraus. Weil Anna seiner Tochter bei ihren Eskapaden gedeckt hat, sorgt er dafür, dass sie in den Kerker kommt. Anna findet kein Gehör. Was wirklich passiert ist, will niemand wissen, so wird sie verurteilt und aus der Stadt gejagt. Noch nie hat Anna Augsburg verlassen. Sie versucht Memmingen zu erreichen, wo ein Onkel lebt. Um die Richtung zu halten, folgt sie einem Waldweg und kommt zu einer Hütte. Die alte Oda lebt hier zurückgezogen und nimmt das Mädchen auf. Oda ist eine Heilkundige. Anna geht ihr zur Hand und lernt von ihr. Als sie vor Heimweh ganz krank wird, setzt Oda sich für sie ein und erreicht eine Begnadigung für Anna. Sie kehrt nach Augsburg zurück und wird Seelschwester. Wieder erkrankt sie schwer. Sie kann nicht essen. Nur die heilige Hostie vermag sie hinunterzuschlucken. Das bringt ihr den Ruf ein, eine Heilige zu sein. Anna will Leid und Armut in der Stadt mildern, also nimmt sie die Rolle an. Sie wird wieder gesund. Doch fortan muss sie heimlich essen. Pater Quirinus hat ihr, nicht ganz uneigennützig, klar gemacht, dass sie ihre Rolle weiterspielen muss. Sie hat betrogen, hat Almosen angenommen. Wenn nun herauskäme, dass sie die Heiligkeit nur vorgetäuscht hat, könnte das ihr Leben kosten.

 

Wie man im Nachwort lesen kann, hat es Anna Laminit wirklich gegeben. Die Autorin ist ihren Spuren gefolgt, hat gut recherchiert und aus dem was überliefert ist, einen historischen Roman gemacht. Lücken im Lebenslauf der Anna Laminit hat sie sehr realistisch gefüllt.

Das Buch begeistert sofort. Es ist ganz wunderbar zu lesen. Die Autorin schafft es, die Spannung zu halten, auch wenn es mal eintönig in Annas Leben zugeht. Das Buch ist ausgesprochen stimmungsvoll geschrieben. Große Gefühle kommen zum Tragen, die negativen genauso wie die positiven.

Die anderen Charaktere im Buch wie zum Beispiel Annas streitbare Mutter oder auch ihre große heimliche Liebe Anton Welser.

Die Geschichte der Hungerheiligen sorgt für Nachdenklichkeit. Man legt das Buch nicht einfach weg und vergisst es. Anna hat ihr Schicksal nicht immer selbst in der Hand. Sie ist nicht freiwillig eine Heilige, wird viel mehr in diese Rolle gedrängt. Nicht nur von denen, die Hilfe bei ihr suchen. Sie bekommt auch die Willkür der städtischen Rechtssprechung zu spüren. Die Ausweglosigkeit ihre Lage wird im Buch deutlich gemacht. Aber auch wie Anna sich fügt und die ihr aufgezwungene Rolle ausfüllt.

Spannend dargestellt ist der historische Hintergrund. Geschichtliche Details und die eigentliche Geschichte der Anna Laminit sind perfekt miteinander verwoben, so dass ein realistisches Bild des ausgehenden Mittelalters entstanden ist. Und das macht ja unter anderem auch einen guten historischen Roman aus.

 

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 202404270403525827849f
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Das Heiligenspiel

Autor: Ursula Niehaus

gebundene Ausgabe, 569 Seiten, 16,95 Euro

Knaur, Dezember 2008

Historischer Roman

ISBN-10: 3426662574

ISBN-13: 978-3426662571

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 18.12.2008, zuletzt aktualisiert: 18.04.2024 09:19, 7999