Das Hexenbrett (Autor: Tom Egeland)
 
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Das Hexenbrett von Tom Egeland

Rezension von Christel Scheja

 

Zu den bekanntesten Thriller-Autoren Norwegens gehört der 1959 geborene Tome Egelund, der neben seiner Schriftstellerei auch noch als Nachrichtenchef beim Fernsehsender TV 2 in Oslo tätig ist. Bereits zwei Jahre vor Dan Brown schrieb er mit „Frevel“ einen Roman, der in die gleiche Kerbe wie „Sakrileg“ schlug.

Auf etwas normaleren Pfaden, aber nicht ohne ein mystisches Element wandelt sein zweiter bei Goldman erhältlicher Roman „Das Hexenbrett“.

 

Im Jahre 1978 erschütterte ein brutaler Doppelmord das Dorf Juvdal. Ein junges Ehepaar, Berit Borgersen und ihr Man Rolf, wurde damals brutal erschlagen und Siv, die junge Tochter, fiel vor Entsetzen über den Anblick der Leichen in ein Koma, aus dem sie bis heute nicht erwacht ist.

Nun, im Jahre 2003, kurz bevor der Mord zu verjähren droht, kommt ein Fernsehteam aus Oslo in den Ort, um den dürftigen Spuren nachzugehen und die Tragödie noch einmal neu aufzurollen. Dazu wollen sie nicht nur die Verwandten und Bekannten der Toten interviewen, sondern haben auch die hellsichtige Victoria mitgebracht.

Kaum haben sie sich in einem nahen Hotel eingemietet, hat die junge Frau Visionen. Jemand scheint sie aus der Dunkelheit zu rufen und durch ihre Augen sehen zu lassen? Doch wer? Etwa das weibliche Opfer Berit Borgersen oder ihr Mann? Berührt sie hier ein Geist aus dem Jenseits, um endlich die Wahrheit ans Licht zu zwingen und dadurch endlich Ruhe im Grab zu finden? Die Visionen werden jedenfalls immer drängender.

Bei ihren Recherchen deckt die Fernsehjournalistin Kristin Brye überraschende Fakten und Zusammenhänge auf. Bereits im Jahr 1962 verließ Berit Hals über Kopf das Dorf Juvdal, um eine Schwangerschaft zu verbergen. Knapp zehn Jahre später kehrte sie mit einem Mann und ihrer kleinen Tochter zurück und schien mehr als glücklich zu sein.

Doch ihr plötzlich wieder auftauchendes Tagebuch und geheimnisvolle Unstimmigkeiten, die der Polizei damals nicht bewusst wurden, führen die Journalistin und das Medium auf eine ganz andere Spur. Ganz offensichtlich hat die Familientragödie, die auch Berits Bruder Birger und dessen Frau Anita miteinbezieht, schon viel früher als gedacht angefangen, und die Warnungen eines Orakels durch ein altes Hexenbrett wurden nicht ernst genommen...

 

„Das Hexenbrett“ ist zwar geradlinig erzählt und schildert die Recherchen und Ermittlungen im Verlauf einer Woche, in denen das Fernsehteam fertig werden muss, aber die Handlung wirkt durch die immer wieder eingestreuten Rückblenden, die das Drama aus der Sicht der Betroffenen enthüllen, wesentlich komplexer.

Tom Egelund führt den Leser immer wieder geschickt auf eine falsche Spur, enttäuscht ihn aber nicht ganz. Vielleicht ist die verdächtige Person nicht immer der Mörder, aber sie hat sehr viel mit der Tragödie zu tun. Und das macht die Geschichte sehr spannend. Ehe man sich versieht steckt man mitten in der Geschichte und möchte wissen, wie es weiter geht, denn einige der Figuren wie die bettlägerige Siv wachsen einem nach und nach immer mehr ans Herz, spielen schließlich sogar eine überraschend zentrale Rolle. Eine dramatische und böse Familiengeschichte, die man sich durchaus so vorstellen kann, enthüllt sich immer mehr, und scheinbar im Raum stehende Szenen ergeben schließlich einen Sinn.

Für die mystische Seite sorgen das Medium Viktoria und ein altes Hexenbrett, die immer wieder eine wichtige Rolle spielen, aber nicht zu penetrant eingesetzt werden.

 

Das alles macht den Roman zu einem spannenden Mystery-Thriller, in dem es nicht nur mehr um mächtige und düstere Geheimnisse geht, die die Welt erschüttern könnten, sondern um ganz normale menschliche Leidenschaften, die aber nicht minder unheimlich sind.

Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240425072236ea7d2347
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Das Hexenbrett

Autor: Tom Egeland

broschiert, 588 Seiten

Goldmann, München, erschienen Oktober 2007

ISBN 978-3-442-46156-1

Übersetzung aus dem Norwegischen von Maike Dörries und Günther Frauenlob

Titelbildcollage von Jenkins/plainpictures

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 06.12.2007, zuletzt aktualisiert: 12.04.2024 09:51, 5435