Das Höllenwrack (Autor: Francis Paul Wilson)
 
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Das Höllenwrack von Francis Paul Wilson

Rezension von Carina Schöning

 

Jack is back! Mit „Das Höllenwrack“ geht der Zyklus von Francis Paul Wilson um den Repairman Jack (im Deutschen Handyman Jack) in die nunmehr neunte Runde. Der offizielle Haushaltsgerätetechniker und inoffizielle Auftragsmörder ist diesmal in einer ganz privaten Sache unterwegs.

 

Nach den Geschehnissen in „Der schwarze Prophet“ will Jacks Vater Tom nun kurz vor Weihnachten nach New York kommen, um seinen Sohn und seine Freundin Gia zu besuchen. Nach dem ersten Schock über den wahren Beruf seines Sohnes hatten beide gemeinsam Seite an Seite in Florida gegen die Feinde gekämpft. Nun will er nach vielen Jahren ohne richtigen Kontakt seinen jüngsten Sohn näher kennen lernen. Am Flughafen passiert allerdings das Unglück. Während Jack den Wagen holen will, greifen arabische Terroristen mit Zyankali-Geschossen an und töten alle Passagiere in der Wartehalle.

Obwohl sie sich immer irgendwie fremd geblieben sind, ist Jack am Boden zerstört. Seine wahre Identität gibt es nicht mehr und um seinen Vater beerdigen zu können, muss ein Familienmitglied den Totenschein unterschreiben. Flugs wird Jacks älterer Bruder Tom angerufen. Der korrupte und zwielichtige Richter aus Philadelphia ist zurzeit sowieso auf der Flucht vor dem FBI und seinen zwei geldgeilen Ex-Frauen, die er liebevoll Höllenschlampen nennt. So kommt der Anruf von Jack gerade zum richtigen Zeitpunkt. Jack und Gia heuchelt er Interesse und Mitleid vor, aber sein wahrer Plan ist Jack dazu zu überreden mit ihm auf die Bermudas zu reisen und seine geheimen Konten zu plündern. Er will ein neues Leben anfangen und Jack soll ihm bestmöglich dabei helfen.

 

Auf den Bermudas entdecken beide allerdings, dass das FBI schon vor ihnen da war. Toms Konten sind alle gesperrt und auch zu seinem Schließfach hat er keinen Zugriff. Ohne Geld aber mit einer alten Schatzkarte, kommt ihm eine neue Idee: 1598 sollte der Jesuit Francisco Mendes mit der „Sombra“ von Spanien nach Amerika reisen, um ein mysteriöses Artefakt zu verstecken. Die legendäre „Lilitonga von Gefreda“ eines der sieben Infernalien sollte für immer auf dem Meeresgrund verschollen bleiben. Mendes stahl das Artefakt aus dem Vatikan und ließ es zusammen mit dem Schiff und der Mannschaft vor den damaligen Totenkopfinseln untergehen…

Tom ist durch nicht ganz so legale Umstände an die Karte von Francisco Mendes gekommen und überredet Jack wieder einmal ihm zu helfen. Gemeinsam tauchen sie nach dem Wrack der „Sombra“ und entdecken eine geheimnisvolle Kiste mit einem merkwürdigen Basketball-großen Ei aus Haut. Tom hatte zwar an einem großen Goldschatz für seine bevorstehende Flucht geglaubt, aber dieses Ding ist immer noch besser als nichts. Zusammen mit Jack reist er wieder zurück nach New York, um Nachforschungen anzustellen.

 

Da passiert allerdings das zweite Unglück. Vicky, die Tochter von Jacks Freundin Gia fasst zufällig in die komische Vertiefung der Lilitonga und ist fortan verflucht. Binnen 83 Stunden wird sich ein schwarzes Zeichen auf ihrem Rücken ausbreiten und wenn sich das Band auf ihrer Brust schließt, wird sie sterben.

 

„Das Höllenwrack“ ist wie auch die anderen Handyman-Jack-Teile eine Mischung aus Abenteuer und Thriller mit einem guten Schuss Mystery und Horror. Der Roman ist zwar in sich abgeschlossen, baut aber auf die Vorgänger auf und viele bekannte Figuren wie Abe, Joey und der verstorbene Charlie treten auf. Die Handlung ist anfangs recht zäh und langatmig gehalten und über weite Strecke erinnert der Roman eher an ein Beziehungsdrama: Zwei ungleiche Brüder versuchen ihre Vergangenheit aufzuarbeiten und lernen sich wieder „neu“ kennen. Dabei kommt heraus, dass Jack zwar der „Verbrecher“ im eigentlichen Sinn ist, aber durch eine höhere Moral und Ethik sich doch sehr von seinem korrupten Bruder Tom unterscheidet. Dieser hat sein Ansehen und Status als Anwalt und Richter für kriminelle Zwecke missbraucht und scheut auch nicht vor Drogenkonsum und Prostitution zurück. Jack dagegen hat sich zum liebenden Familienvater entwickelt und will sein Leben für das von Vicky oder der schwangeren Gia opfern, während Tom selbstbezogen nur an sich denkt. Das Ganze ist zwar recht gut ausgearbeitet und wirkt auch realistisch, aber die Spannung bleibt dabei leider doch so manches Mal auf der Strecke. Das Ende ist sehr vorhersehbar gestaltet und enttäuscht mit aufgesetztem Kitsch. Negativ ist auch der Angriff der arabischen Terroristen auf dem Flughafen in New York. Anscheinend sind Araber seit den Ereignissen vom 11. September 2001 die neuen Superschurken für amerikanische Autoren. Hier dienen sie als Aufhänger für die ansonsten eher spärlichen Actionszenen. Selbstverständlich reagiert sich unser Held erstmal kräftig an ihnen ab und nimmt Rache für seinen Vater. Dabei wirkt dies mehr schlecht als recht zusammen konstruiert und einfach nur unglaubwürdig.

 

Insgesamt ist „Das Höllenwrack“ einer der schwächsten Teile des Repairman-Zyklus. Trotz der halbwegs interessanten Mischung aus Beziehungsdrama und Abenteuerroman ist er nur mäßig spannend und daher nur den treuen Fans zu empfehlen. Einsteiger und Neulinge sollten vielleicht lieber den deutlich besseren „Todessumpf“ von Francis Paul Wilson ausprobieren.

 

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240426071250470708b6
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Das Höllenwrack

Autor: Francis Paul Wilson

Broschiert: 512 Seiten

Verlag: Blanvalet TB (1. November 2007)

Sprache: Deutsch

ISBN-10: 3442366747

ISBN-13: 978-3442366743

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 19.12.2007, zuletzt aktualisiert: 12.04.2024 09:51, 5522