Das Ikarus-Gen (Autor: James Patterson)
 
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Das Ikarus-Gen von James Patterson

Rezension von Ramona Schroller

 

Klappentext:

Max ist ein außergewöhnliches Mädchen, das versucht, ein ganz normales Leben zu führen. Max und ihre Geschwister leben bei verschiedenen Eltern, doch es gibt ein starkes Band zwischen ihnen, etwas, das sie von allen anderen Kindern unterscheidet. Sie sind das Ergebnis eines tiefgreifenden - und furchtbaren - Experiments. Und diese Besonderheit bringt sie zugleich in tödliche Gefahr.

 

Der Mann, der sie verfolgt, heißt Dr. Ethan Kane, Chefchirurg am Liberty Hospitel. Er sucht die Kinder, weil sie lebende Beweise für seine Verbrechen in der Vergangenheit sind. Und weil in ihnen der Schlüssel zu dem Geheimnis seines Hospitals verborgen liegt. Einem Geheimnis, das die Welt verändern könnte.

 

Inhalt:

Max ist etwas ganz besonderes, ebenso wie die anderen fünf Kinder, die Kit und Frannie aus der „Schule" befreit haben: Alle sechs sind die Ergebnisse von genetischen Experimenten, lebende Beweise für eine unmenschliche Forschung. Alle sechs besitzen Flügel und können fliegen.

 

Und da ist noch mehr in ihnen, als die „normalen" Menschen ahnen können. Sie alle verfügen über etwas vogelartiges, das bereits in ihren Genen geschlummert hat, als sie noch Säuglinge waren. Nur gemeinsam fühlen die Kinder sich stark, nur als Gruppe sind sie vollständig.

 

Dennoch entscheidet das Vormundschaftsgericht, die sechs Vogelkinder auseinander zu reißen und zu ihren jeweiligen biologischen Eltern zu geben. Zu Menschen, die mit den Vogeltrieben der Kinder nichts anfangen können, die ihre Probleme nicht verstehen und sich statt dessen auf das Geld konzentrieren, das die Kinder ihnen einbringen können.

 

Frannie und Kit trennen sich, und alles scheint hoffnungslos. Da taucht ein neuer Feind der Vogelkinder auf. Ein Feind, wie er schrecklicher nicht sein kann. Seine Skrupellosigkeit wird einem von ihnen das Leben kosten ...

 

Rezension:

Immer wieder erstaunt es mich persönlich, erfolgreiche Bücher zu lesen und darin phantastische Elemente zu finden. Der „Normal"-Leser beharrt aber darauf, dieses oder jenes Buch sei keine Phantastik, schließlich steht doch auf dem Deckel oder im Klappentext „Thriller" oder „allgemeine Reihe". Eines besseren lassen sich diese Leser kaum belehren, sagt der Verlag über diesen Roman doch etwas vollkommen anderes als die Bekannte oder Freundin. Und der Verlag hat immer recht, oder?

 

Ehrlich gesagt, ich halte diese Aufteilung in Fiktion und Non-Fiktion für künstlich von den Verlagen herbeigeführt, aus welchem Grund auch immer. Am wahrscheinlichsten wegen der Verkaufszahlen, die in einzelnen Untergenres besser eingesehen werden könnten, als wenn man das Gesamtprogramm durchforsten muss. Während zumindest viele Horror-Romane den Sprung in die allgemeine Reihe schaffen, sieht es bei SF oder Fantasy leider anders aus. Dabei aber kommen auch in den Belletristik-Reihen der großen Verlage regelmäßig (und in nicht zu kleiner Stückzahl) Romane und Erzählungen heraus, die mindestens ein phantastisches Element enthalten, sei es nun Fantasy oder, wie in diesem Falle, Science Fiction.

 

Interessanter Weise sind es aber in den letzten Jahren gerade die Mega-Saler, die zu diesen Mischformen gehören. Seien es die Zeitreise-Highlander-Saga einer Diana Gabaldon oder ein Nahe-Zukunftsroman über die Meere und Ozeane wie Frank Schätzing ihn vor zwei Jahren vorlegte. Selbst Dauerbrenner wie Sakrileg oder Illuminati können nicht als reine Thriller abgehakt werden, immer wieder tauchen Eigentümlichkeiten auf, die eher der Phantastischen Genres zuzuordnen sind als einem strikten Krimi oder Thriller zu folgen.

 

Nun, James Patterson ist beileibe kein unbeschriebenes Blatt. Und ebenso ist auch er einer derjenigen, die gern Fiktion mit Realität mischen wie im vorliegenden Buch. Faszinierend bleibt dann weiterhin, wie die „normalen" Leser sich verhalten und mit welcher Vehemenz sie „ihren" Roman verteidigen. Phantastik ist Schmuddel-Literatur in den Köpfen dieser Leser, und sie lassen sich kaum eines besseren belehren.

 

Patterson schreibt im Vorwort frank und frei heraus, dass die Methodik, mit der die Vogelkinder erschaffen wurden in seinem Roman, schon heute - oder doch spätestens morgen oder übermorgen - möglich sein wird. Die Frage bleibt aber selbst bei der gegebenen Möglichkeit bestehen: Wird es tatsächlich solche „Wissenschaftler" ohne jedes Gewissen geben?

Oder kann die Öffentlichkeit noch früh genug einschreiten und weitere Versuche am menschlichen Genom verhindern?

 

Denn eines bleibt sicher: Solange Patterson keinen lebenden Vogelmenschen vorweisen kann, ist seine Geschichte nichts weiter als eine phantastische Idee, ob seine Fans dies nun wollen oder nicht. Die Möglichkeit macht noch lange keine Realität aus seinem Gedanken.

 

Die Story an sich lässt sich schnell und flüssig lesen. Patterson wählt eine weibliche Erzählerin in der ersten Person - überhaupt schreibt er sehr viel im weiblichen Sujet. Und gerade bei Max und ihren pubertären Problemen hat er sich wirklich hineingehangen in seinen Stoff. Andere Figuren bleiben leider etwas blass oder gar sehr einseitig, wie etwa Dr. Ethan Kane, der einfach als die neuzeitliche Verkörperung des Urbösen auftritt, ohne jegliches Gewissen und nur auf seine Effizienz bedacht. Dabei hätte man gerade aus diesem Charakter und seiner Geschichte einiges mehr herausholen können.

 

Die Hauptstory um die Kinder und die Bedrohung von Seiten Dr. Kanes ist sehr geradlinig und springend erzählt. Dabei machen gerade die kleinen Szenen am Rande einen Großteil der Sympathie aus, die der Leser empfindet. Hier ist tatsächlich ein Beispiel für einen amerikanischen Roman, dem ich gern noch ein paar Seiten mehr gegönnt hätte, da mir so wie er ist, einiges sehr turbulent durcheinander geht, vor allem gegen Ende und dem Höhepunkt der Geschichte.

 

Es scheint so, als habe der Autor noch ein drittes Buch um seine Vogelkinder geplant, denn noch immer sind nicht alle Rätsel gelöst, im Gegenteil, es werden neue Fragen aufgeworfen. Hier kann der interessierte Leser gespannt sein, vor allem nach Max' Entwicklung.

 

Alles in allem ein interessantes Buch zu einem interessanten Thema. Leider wurden nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft. Dennoch ein solider Roman.

 

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240427035845030dee55
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Das Ikarus-Gen

Autor: James Patterson

Gebundene Ausgabe: 384 Seiten

Verlag: Ehrenwirth; Auflage: 1 (März 2006)

ISBN: 3431036791

Erhältlich bei: Amazon

 


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Erstellt: 27.07.2006, zuletzt aktualisiert: 12.04.2024 09:51, 2615