Die Geschichten vom kleinen Gespenst gehören zum Kanon beliebter Kindergeschichten dazu. Seit das Kinderbuch von Ottfried Preußler 1966 im Thienemann Verlag erschien, ist die Geisterstunde für kleine Kinder eher lustig, denn gruselig, die Illustrationen von F. J. Tripp bestimmten fortan das Aussehen vieler kleiner Gespenster auf etlichen Kinderbildern.
Der Kosmos Verlag brachte nun mit Das kleine Gespenst ein Kinderspiel von Kai Haferkamp auf dem Markt, dass inzwischen sogar zum „Kinderspiel des Jahres 2005“ gewählt wurde. Dabei lobten die Juroren nicht nur die “kongeniale“ Umsetzung der Vorlage, sondern auch die Verbindung von Denk- und Geschicklichkeitsspiel, sowie die Atmosphäre des Spiels.
Rezension:
Die Verpackung ist schwarz und mit dem Titelbild des „Kleinen Gespenstes“ versehen. Die Erwartung entsprechend groß. Der Zusammenbau von Uhr und Schlüssel ist leicht und gut beschrieben, auch das Herauslösen der Pappteile ist einfach. Alle Spielteile passen nach dem Zusammenbau in den Einsatz, besonders praktisch ist die Verwendung der Deckelinnenseite für die Rittersaal-Kugelbahn. Nach wenigen Minuten ist das Spiel bereit. Für die weiteren Spiele ist die Aufbauarbeit minimal.
Die Spielregeln sind kurz und ausreichend auf zwei Seiten erklärt, es entstand während des Spielens kein Nachschlagebedarf, die Regeln waren eindeutig und für Kinder ohne weiteres zu behalten.
Der erste Teil des Spieles ist eine Memory-Variante. Hier muss der Spieler den Zeiger der Uhr und damit auch ein Bild im Sichtfenster auf die nächste Stunde stellen. Das erschienene Motiv, die vor Spielbeginn frei verteilt werden, ist nun hinter den verdeckten Türen wieder zu finden, dafür nimmt er das kleine Gespenst und hebt mit dem daran befestigten Magnetschlüssel die Tür an. Sollte sich dahinter das korrekte Motiv verbergen, dreht er den Zeiger eine Stunde weiter. Er darf solange mit dem kleinen Gespenst Türchen öffnen, wie er die richtigen Bilder dahinter findet. Hat er sechs Türen geöffnet, ist das Spiel gewonnen. Andernfalls werden die Türen zurück auf die Bilder gelegt und der Spieler darf für jede Tür eine seiner acht Kanonenkugeln nehmen und diese in den Deckel zur Rittersaal-Kugelbahn legen. Während die Mitspieler nun langsam von zehn an rückwärts zählen, muss er versuchen so viele Kanonenkugeln wie möglich in die Löcher des Rittersaales zu bugsieren. Ist die Zeit um, kann er alle versenkten Kugeln aus dem Spiel nehmen. Sollte er keine Kugel mehr übrig behalten, hat er das Spiel gewonnen.
Falls er noch Kugel hat, legt er sie zu seinem Kanonenkugelhaufen zurück und der nächste Spieler ist dran. Die Turmuhr wird zurück auf Mitternacht gedreht, wobei die Motivscheibe diesmal nicht mitgedreht wird. Anschließend beginnt die nächste Geisterstunde und die Uhr wird eine Stunde weitergedreht.
Ziel des Spieles ist es daher entweder zuerst sechs richtige Türen geöffnet zu haben, oder als erster alle Kanonenkugel im Rittersaal versenkt zu haben.
Es gibt also zwei Wege das Spiel zu gewinnen: Entweder durch Geschicklichkeit oder durch ein gutes Gedächtnis, ein Kombination von beiden ist demzufolge ideal. Je nach Ausdauer und Geschick dauert das Spiel zehn bis zwanzig Minuten, haben die kleinen Spieler das Prinzip erst einmal verinnerlicht und das sollte nach zwei bis drei Spielen der Fall sein, verkürzt sich die Spielzeit schnell.
Gerade für jüngere Kinder ist spielerische Lerneffekt hoch. Das kleine Gespenst ist ein verbessertes Memory und alle positiven Eigenschaften dieses Spieles, sind erhalten geblieben. Dazu kommt Rückwärtszählen und Feinmotorik trainieren, verpackt in einem Spiel, welches viel Freude bereitet und den Ehrgeiz antreibt.
Während des Spiels tritt der erzählerische Hintergrund aber nicht zu Tage. Weder mit der Figur des kleinen Gespenstes, noch mit den Bildern hinter den Türen lässt sich mehr machen. Es wird neben dem Spielmotiv, nämlich dem kleinen Gespenst dabei zu helfen, möglichst viele Freunde zu besuchen, keine Geschichte erzählt. Somit lässt sich hier auch keine Atmosphäre erkennen. Es steht sogar zu befürchten, dass die geringe Anzahl von zu öffnenden Türen, die Wiederspiellust recht bald mindert.
Auch als Familienspiel ist „Das kleine Gespenst“ nur bedingt zu gebrauchen. Gerade Erwachsene sind deutlich den Kindern überlegen und müssen entsprechend schlecht spielen, um ihnen die nötige Motivation durch einen Sieg zu liefern. Am besten funktioniert „Das kleine Gespenst“ in reinen Kindergruppen.
Fazit:
Das kleine Gespenst ist ein leichtes und schnelles Spiel besonders für Kinder zwischen 5 und 7, die damit ihr Gedächtnis trainieren, an ihrer Fingerfertigkeit arbeiten und nebenbei eine Menge Spaß haben. Es wird aber sicherlich nicht zu einem Dauerbrenner im Kinderzimmer werden.