Das Schlangenschwert (Autor: Sergej Lukianenko)
 
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Das Schlangenschwert von Sergej Lukianenko

Rezension von Lars Perner

 

Tikki lebt mit seinen Eltern in einer Bergbaukolonie. Doch in der letzten Zeit ist es für die Familie härter geworden. Der Vater hat schon länger keine Arbeit mehr und auch seine Mutter wird wohl nicht mehr lange Arbeit haben. Doch ohne festes Einkommen bleibt der Familie nur in die radioaktiv verseuchten Randgebiete umzusiedeln. Doch die Gemeinschaft ist nicht so grausam zu ihren Mitgliedern. Es gibt noch eine zweite Möglichkeit. Und für diese entscheiden sich Mutter und Vater. So kann die Wohnung in der sicheren Kuppel noch für 7 Jahre genutzt werden. Sogar die Geburtstagsgeschenke für Tikki sind bereits im voraus bezahlt. Die Prämien, die seine Eltern erhalten haben sind recht üppig ausgefallen. Diese Prämien erhält jedoch nur, wer erkannt hat, dass er für die Gemeinschaft zu einer Belastung geworden ist und freiwillig sich dafür entscheidet, dieses Problem für die Gemeinschaft zu beseitigen. Das haben Tikkis Eltern. Obwohl sie ihn darum gebeten haben zur Schule zu gehen, folgt Tikki doch noch seinen Eltern bis zum Haus des Abschieds. Denn es ist ein Abschied für immer.

Eigentlich hätte er nun eine gesicherte Zukunft vor sich. Doch gibt er diese bald auf und stürzt sich ins Abenteuer. Er heuert auf einem Transportraumschiff an und entflieht so der Trostlosigkeit seines Heimatplaneten. Doch auch auf anderen Planeten ist nicht alles zum Besten bestellt. Durch einige (un-)glückliche Umstände wird er schließlich zum Spielball verschiedener Mächtegruppen. Das Imperium und ein ihm treu ergebener Orden auf der einen Seite und eine neue Mächtegruppierung – die Inej auf der anderen Seite. Zunächst wird Tikki von den Ordenskriegern geworben. Und durch einen weiteren Zufall gelangt er sogar in den Besitz einer speziellen Waffe – des Schlangenschwertes. Wobei Schwert ein absolut falscher Ausdruck für die Art dieser bio-mechanischen Waffe ist. Es ist Minicomputer, Wahrnehmungsverstärker, Plasmapistole und vieles mehr in einem. Eine wahre Wunderwaffe also. Mit dieser ausgestattet und seinem Freund wird er vom Orden für einen Spezialauftrag geworben. Bei der Ausführung des Auftrages kommen ihm jedoch Zweifel an den Zielen des Ordens und des Imperiums. Denn er erlebt nun hautnah, was es bedeutet unter den Inej zu leben. Es herrschen Friede und Wohlstand. Jeder hat seine Aufgabe und Verbrechen gibt es kaum noch. Das alles hat natürlich auch seinen Preis, wie Tikki bald feststellt. Kaum jemand der Bewohner hat noch einen eigenen, freien Willen. Und selbst wer diesen noch hat, verbirgt ihn eher und gliedert sich in die Masse ein. Aber sind Wohlstand und persönliche Sicherheit nicht wichtiger als ein freier Wille? Am Ende muss sich Tikki entscheiden, was ihm wichtiger ist und wem er wirklich vertrauen kann.

Lukianenko schildert eine durchaus denkbare Zukunft und lässt vor diesem Hintergrund einen Jungen zum Spielball zweier Mächtegruppen werden. Dabei geht er realistisch vor und gleitet nicht in Schwarz-Weiß-Malerei ab. Keine der verfeindeten Gruppen ist an sich Gut oder Böse. Und auch Tikki schafft es nicht alleine ganze Planeten zu retten. Für ihn kann es nur darum gehen, sein eigenes persönliches Glück zu finden. Es ist seine Entscheidung, wie er dies machen möchte und was eigentlich glücklich sein für ihn bedeutet. Gerade dadurch kann der Leser sich gut mit dem Protagonisten identifizieren. Wer wünscht sich nicht etwas mehr Abenteuer in seinem Leben. Doch in Wirklichkeit suchen wir alle nur nach unserem eigenen kleinen Glück. Und was das jeweils bedeutet, muss jeder für sich selbst entscheiden.

Leider wurde der aussagekräftige Originaltitel „Tänze auf dem Schnee“ durch das eher sinnleere „Schlangenschwert“ ersetzt. Was schade ist, denn der Roman ist sonst sehr gut von Ines Worms übersetzt worden. Auch wenn die Zufälle sich etwas häufen, wofür es am Ende des Romans aber auch eine recht plausible Erklärung gibt; es macht Spaß die Entwicklung von Tikki mit zu erleben, mit ihm zu leiden, zu lernen und zu hoffen. Dies wird auch dadurch erleichtert, dass der Roman in der Ich-Perspektive von Tikki geschrieben wurde.

Fazit:

Das „Schlangenschwert“ thematisiert durchaus aktuelle Zukunftsfragen in sehr guter Science-Fiction verpackt und in einem hervorragend lesbaren Stil geschrieben. Spannend und interessant bis zur letzten Seite – nicht nur für Jugendliche eine uneingeschränkte Empfehlung wert. Ein Buch, von dem man sich mehr wünscht.

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240426074927dcb98923
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Das Schlangenschwert

Autor: Sergej Lukianenko

Übersetzerin: Ines Worms

Beltz, Februar 2007

Gebundene Ausgabe, 639 Seiten

ISBN-10: 340780993X

ISBN-13: 978-3407809933

Erhältlich bei: Amazon

 


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Erstellt: 14.04.2007, zuletzt aktualisiert: 10.04.2024 18:52, 3783