Das Science Fiction Jahr 2009 (Hrsg.: Sascha Mamczak, Wolfgang Jeschke u. Sebastian Pirling)
 
Zurück zur Startseite


  Platzhalter

Das Science Fiction Jahr 2009 von Sascha Mamczak, Wolfgang Jeschke & Sebastian Pirling (Hrsg.)

Rezension von Carina Schöning

 

Rezension:

Alle Jahre wieder erscheint das Science Fiction Jahrbuch aus dem Heyne Verlag, das von Lesern und Fans des Genres sehnsüchtig erwartet wird. Diesmal hat das Taschenbuch im schweren Ziegelsteinformat weiter zugelegt. Auf fast 1600 Seiten wird eine Vielzahl an unterschiedlichen Themen, Essays und Berichten geboten, der man hier in einer kurzen Rezension gar nicht ausreichend gerecht wird. Themenschwerpunkt ist, wie könnte es auch anderes sein: Superhelden und ihre Comics. Was früher eher ein Nischenprodukt mit vielen Vorurteilen war, hat sich mittlerweile zur gefragten Massenware entwickelt. Die Verkaufszahlen sprechen eine eindeutige Sprache und auch die letzten Blockbuster-Kinofilme mit den charismatischen Übermenschen wie Spiderman, Batman oder auch X-Men sind künstlerisch und kommerziell erfolgreich. Zeit sich daher ein wenig mit den Ursprüngen und Hintergründen zu beschäftigen.

 

Nach einem kurzen Vorwort der beiden Autoren Sascha Mamczak und Wolfgang Jeschke geht es mit „Quo vadis, Superhelden?“ auch schon los. In verschiedenen interessanten Artikeln und Essays wird die Geschichte der Comics dargestellt und auch über das frühere Schmuddel-Image gesprochen. Filmfans werden sich über die Berichte über Smallville, Watchmen oder auch Batman freuen, während Laien oder Einsteiger ins Subgenre eine schöne Übersicht über die wichtigsten Comics und ihre Zeichner erhalten. Sehr interessant ist auch der Artikel über die verschiedenen Fähigkeiten der Superhelden und ihre Umsetzung in der Realität. Auch die Comics aus dem japanischen Raum, sprich Mangas werden hier kurz vorgestellt und man bekommt viele Leseanregungen.

 

Weiter geht es im zweiten Abschnitt „Bücher und Autoren“ mit der sehr polarisierenden Romanreihe „Stahlfront von Torn Chaines und deren rechtsradikalen Ideen und Aussagen. Es folgen unter anderem Artikel zu Jack Londons Klassiker „Die eiserne Ferse“, den 2008 verstorbenen Autor Thomas M. Disch und dem ebenfalls verstorbenen DDR-Autorenpaar Johanna und Günter Braun, sowie eine weitere Übersicht der Todesfälle, die mit kurzen Biografien der verstorbenen Phantastik-Autoren wie Philip José Farmer oder auch Michael Crichton aufwartet.

 

Im nächsten Abschnitt folgen dann zwei ausführliche Interviews mit den beiden amerikanischen Science Fiction Autoren Greg Bear („Das Darwin Virus“, „Stimmen“, „Blutmusik“) und John Scalzi („Krieg der Klone“, „Geisterbrigaden“, Androiden Träume“). Während ersterer eher durch „harte“ wissenschaftliche Themen wie Neurobiologie und Quantenphysik seine Leser überzeugen kann, punktet letztere mit humorvoller Military Science Fiction. Beide sprechen über die Ideen und Inspiration zu den verschiedenen Romanen und ihre Arbeitsweise als Autor.

 

Der nächste Teil „Science & Speculationen“ beschäftigt sich wie der Titel schon sagt mit der wissenschaftlichen Seite des Genres. Ein wahres Highlight ist der Bericht „Der Kreis der Erkenntnis“, in dem der Redakteur Uwe Neuhold zum europäischen Teilchenforschungszentrum CERN in Genf reist. Sehr informativ und gleichzeitig unterhaltsam geschrieben, ist der Artikel auch für Laien interessant. Das Zentrum selbst war schon mehrfach Schauplatz von Science Fiction Erzählungen wie zum Beispiel Charles Wilsons „Quarantäne“ oder Robert J. Sawyers „Flashback“. Es folgen weitere Artikel für Physikfans und wissenschaftlich Interessierte über den Urknall und die Auswirkungen der Zeit, sowie ein Überblick über die veröffentlichten Wissenschaftsbücher in 2008.

 

Dann kommen in weiteren Rubriken die Veröffentlichungen 2008 aus den Bereichen Kino und DVD, Kunst, Hörspiel und Hörbuch, Comics und natürlich auch Romane und Anthologien, sowie abschließend die obligatorischen Marktberichte aus der nationalen und internationalen Science Fiction Szene. Vieles bezieht sich natürlich auf den diesjährigen Schwerpunkt Superhelden und Comics. Abschließend werden noch die Highlights aus den verschiedenen Verlagsprogrammen genannt und es folgen Übersichten über die vergebenen Auszeichnungen und Awards und die aktuellen Neuerscheinungen aus dem Heyne Verlag.

 

Bei der Vielzahl an Themen und Informationen findet sich sicherlich für jeden Geschmack etwas. Aufgelockert werden die Berichte und Essays auch immer wieder durch hübsche Fotos, Abbildungen oder auch Zeichnungen. Einzige Kritikpunkt an dem schweren Taschenbuch ist und bleibt der Preis. Im Vergleich zum letzten Jahr gibt es hier eine saftige Preiserhöhung. Mit knapp 30 EUR ist der Jahresband schon sehr teuer und wird vielleicht einige potenzielle Leser abschrecken, obwohl Umfang und Aufmachung den happigen Preis eigentlich rechtfertigen.

 

Insgesamt ist „Das Science Fiction Jahr 2009“ wieder einmal rundherum gelungen und bietet die unterschiedlichste Themen für Profis wie auch Einsteiger oder Genre-Neulinge. Für jeden Geschmack gibt es spannende Hintergründe oder auch interessante Leseanregungen.

 

Nach oben

Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240423085720723ac335
Platzhalter

Buch:

Das Science Fiction Jahr 2009

Herausgeber: Sascha Mamczak, Wolfgang Jeschke und Sebastian Pirling

Cover: Arndt Drechsler

Heyne Verlag, Juli 2009

Taschenbuch, 1594 Seiten

ISBN 978-3-453-52554-2

Erhältlich bei: Amazon


Platzhalter
Platzhalter
Erstellt: 25.11.2009, zuletzt aktualisiert: 10.04.2024 18:52, 9631