Das verlorene Labyrinth (Autorin: Kate Mosse)
 
Zurück zur Startseite


  Platzhalter

Das verlorene Labyrinth von Kate Mosse

Rezension von Christian Lange

 

Ende 2005 veröffentlichte der Verlag Knaur den Roman "Das verlorene Labyrinth" von Kate Mosse als gebundene Ausgabe. Im November 2006 erschien nun die Taschenbuchausgabe.

Auch wenn das Taschenbuch mit 9.95€ nur halb so teuer wie die Originalausgabe ist, so bekommt man doch nahezu das Gleiche geboten. Einen knapp 750 Seiten dicken Roman, inklusive Nachwort, Glossar und einer Danksagung.

Das Cover ist unverändert geblieben und zeigt ein rotes Siegel, in dem man einen Irrgarten erkennen kann. Wenn man es genau nimmt, dann hat der Verlag bei der Auswahl des Bildes einen Fehler begangen. Ein Labyrinth hat einen einzigen Weg, der unweigerlich zum Ziel führt. Ein Irrgarten hingegen hat Abzweigungen, so dass man sich verirren kann. Da dieser Unterschied wohl aber nicht allgemein bekannt ist, mag man es dem Verlag verzeihen.

Der Titel ist in Ordnung aber nicht sonderlich einfallsreich.

 

Die Autorin Kate Mosse, geb. 1961, ist Gründerin eines Literaturpreises für englischsprachige, von Frauen geschriebene Romane. Sie veröffentlichte Kurzgeschichten, Artikel und drei Romane. Sie lebt mit ihrer Familie abwechseln in Carcassonne und Süden Englands.

 

Inhalt:

2005 im Süden Frankreichs: Alice Tanner hilft einer Freundin bei einer archäologischen Ausgrabung und stößt dabei auf eine versteckte Höhle. Sie findet zwei Skelette und einige Artefakte. Plötzlich interessiert sich nicht nur die Polizei für sie und das was sie gefunden hat, sondern auch andere Personen.

1209 im Süden Frankreichs: Alaïs, die Tochter des Intendanten von Carcassonne wird in ein altes Geheimnis gezogen. Drei wertvolle Bücher müssen bewahrt werden. Doch dies ist schwierig in den Wirren eines Kreuzzuges, der gegen die Stadt Carcassonne und die Katharer zieht.

 

Kommentar:

Wie zahllose Bücher der vergangenen Jahre, widmet sich auch dieses einer Gralslegende. Die Grundidee ist somit keine neue, auch wenn die Autorin sich Mühe gegeben hat, zumindest Aspekte ihrer Handlung kreativ neu zu gestalten.

So richtig gelungen ist es ihr nicht, denn ihre Idee ist noch um einiges wackliger, als es die üblichen Thesen ohnehin schon sind. Aber dies soll kein Anlass zur Kritik sein, schließlich ist dies kein Sachbuch, sondern ein fiktiver Roman.

 

Fangen wir mit den positiven Elementen des Buches an. Die Tatsache, dass die Autorin z.T. in Carcassonne lebt, bemerkt auch der unaufmerksame Leser sehr schnell. Teilweise sehr detailliert beschreibt sie die Landschaft, die Orte, die Menschen jener Gegend. Sowohl in der Gegenwart, als auch in der Vergangenheit. Immer wieder verwebt sie die Handlung mit ausführlichen Informationen über gesellschaftliche, politische oder religiöse Hintergründe, so dass der Leser vieles lernen kann.

 

Leider war dies schon alles Positive. Und leider hat selbst das Positive eine negative Seite. Denn die Autorin übertreibt ihre Bemühungen, dem Leser Informationen mitzugeben. Immer wieder bremst sie ihre eigene Handlung, um schlecht verpackt, Informationen an den Leser zu geben, die sie für notwendig oder interessant hält. Leider vertut sie sich hier allzu oft. Vieles ist für die Handlung unwichtig und hätte mehr Sinn in einem Reiseführer, als in einem Roman.

 

Die Figuren, die die Autorin kreiert hat, schaffen es kaum, sich aus ihren Klischees zu erheben. Zu simpel gestrickt, zu offensichtlich, wer gut und wer böse ist, zu wenig nachvollziehbar die Handlungen der Figuren. Als Leser schüttelt man immer wieder den Kopf, wenn die Protagonisten trotz besseren Wissens, in ihr Unheil laufen.

 

Bezüglich der Handlung muss man differenzieren. Die Geschichte in der Vergangenheit ist durchaus nicht schlecht. Nichts Besonderes, aber eben auch nicht schlecht. Die Geschichte der Gegenwart hingegen ist recht wirr. Die Autorin lässt ihre Protagonisten der Vergangenheit Äquivalente in der Gegenwart haben, mit ein paar mystischen Träumen und Erkenntnissen gewürzt, soll dies wohl eine übersinnliche Verbindung zwischen den Zeiten schaffen. Nur ist dies nicht gelungen. Zu offensichtlich die Verbindungen, zu klar, was passieren wird. Die Autorin hat ihr eigentlich ganz interessantes Konzept nicht gut umsetzen können. Hätte sie sich auf die Handlung der Vergangenheit konzentriert, wäre wohl ein guter historischer Roman entstanden.

 

Die Spannung hat Kate Mosse durch viele der genannten Fehler selbst zerstört. Durch die unglaubwürdigen Figuren, die durch zu viele Fakten unterbrochene Handlung, den Wechsel zwischen den Zeitebenen, nimmt die dem Leser die Spannung. Das geht soweit, dass sie, nachdem sie ihre Handlung 500 Seiten lang strapaziert hat, auf einmal in wenigen Seiten ganze Jahrzehnte im Rückblick erzählt. Geradezu ein Bruch ihres eigenen Stils.

 

Auch das Finale muss man getrennt betrachten. Gelungen, spannend und glaubwürdig ist das Finale der Vergangenheit. Das ganze negative Gegenteil ist das gegenwärtige Finale. Wieder zeigt sich, dass nicht jeder historische und gegenwärtige Romane schreiben kann.

 

Sehr störend ist, dass die Autorin immer wieder anderssprachige Elemente in ihre Dialoge eingebaut hat. Während sie sich beim alten okzitanischen Dialekt auf einzelne Worte beschränkt, deren Bedeutung man aus dem Zusammenhang oder dem Glossar entnehmen kann, hat sie auch ganze Sätze in Französisch gehalten, ohne jede Chance diese zu entziffern. Unschön.

 

Fazit:

Hätte Kate Mosse sich darauf beschränkt, einen historischen Roman zu schreiben, hätte sie sicher einen der vielen Mittelklasse-Romane zum Thema Gral und Katharer abgeliefert.

Ihr Konzept der Vermischung von Gegenwart und Historie hat hingegen nicht funktioniert. Unglaubwürdige Figuren, eine langatmige, oft unspannende Handlung lassen das Buch diese Mittelklasse kaum noch erreichen.

Wer simple Reiselektüre für eine Reise nach Carcassonne braucht, mag sich das Buch zu Gemüte führen. Alle anderen sollten hier nicht ihre Zeit verschwenden.

 

Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 202403272255149b4c46c6
Platzhalter

Das verlorene Labyrinth

Autor: Kate Mosse

Broschiert: 752 Seiten

Verlag: Droemer/Knaur (November 2006)

ISBN: 342663161X

Erhältlich bei: Amazon


Platzhalter
Platzhalter
Erstellt: 24.10.2006, zuletzt aktualisiert: 27.02.2024 17:30, 2939