Der 1978 geborene Florian Ott studierte Wirtschaftspädagogik, arbeitete als Entwicklungshelfer in Indien, im Consulting-Bereich und als Experte im Management von Banken, liebte es aber auch immer zu Schreiben. Nach der Geburt seiner Tochter aber kam er endlich wieder mehr dazu und verfasste Deep Fake – Wahrheit ist eine Illusion, das sich nicht nur an Teenager richtet.
Elias lebt in einer Welt, in der man über das Internet alles erledigen kann, aber auch der totalen Überwachung ausgesetzt ist. Er lässt allerdings alles – auch seinen gut bezahlten Job hinter sich und flieht nach Indien, als er seine große Liebe verliert. Und erlebt dort hautnah mit, was passiert, wenn wenige Hacker die Vernetzung der Welt unwiderruflich zerstören.
In einer nicht näher definierten und viel besser und ausgeglichener wirkenden Zukunft teilt der junge Brat diese Erinnerungen, nicht ahnen, dass sie ihn bald nicht nur aufwühlen werden, sondern auch zum Nachdenken bringen, denn ganz so perfekt scheint sein Leben ebenfalls nicht zu sein.
Der Autor erzählt seine Geschichte zunächst auf zwei Ebenen. Da ist einmal Elias, der in einer Gegenwart lebt, die unserer gleicht. Hier wie dort ist das Internet eine alles beherrschende Kraft, die weltweite Vernetzung Fluch und Segen zugleich, denn jeder verlässt sich auf sie.
Doch dann zeigt sich recht schnell wie verletzlich das ganze sein kann, wenn einige wenige Hacker an der richtigen Stelle ansetzen. Denn Finanzen regieren die Welt und können sie auch zum Einsturz bringen. Hier merkt man auch die Fachkenntnisse des Autors, die er mit einfachen Worten an die Leser zu bringen versucht.
Zugleich bietet er einen zutiefst menschlichen Helden, den ein Schicksalsschlag nach dem anderen trifft und nach und nach zeichnet.
In der anderen Ebene stellt er uns eine schöne neue Welt vor, die aus den Fehlern gelernt zu haben scheint, denn der junge Brat wächst in einer schönen und friedlichen Welt auf, in der man die beste Lösung für die Menschheit gefunden zu haben scheint. Doch ist dem wirklich so? Dem Jugendlichen kommen schon bald Zweifel.
Wie so oft, wenn der Fokus eher auf den Menschen liegt, kommen die Erklärungen, wie die Welt funktioniert und wie es dazu gekommen ist, ein wenig zu kurz. Das merkt man auch zum Ende hin, als das Finale nicht nur die beiden Handlungsebenen zusammenbringt sondern auch viel zu schnell auflöst. Ein paar wichtige Fragen bleiben unbeantwortet, das Ende ist überraschend offen.
Die Entwicklungen werden aber ansonsten nachvollziehbar und glaubwürdig geschildert, und regen den Leser zum Nachdenken an. Die beiden Hauptfiguren sind sympathisch, vor allem Elias hat aber auch seine Ecken und Kanten.
Alles in allem vermittelt der Roman ein paar Denkansätze, die das Hier und Jetzt betreffen, aber auch eine mögliche Zukunft beschrieben – der ein oder andere Leser wird sicherlich auch ein paar Parallelen zu „Matrix“ entdecken.
