Der 13. Engel von Michael Borlik

Rezension von Bine Endruteit

 

Amy ist schockiert, denn ihr Vater wird des Hochverrates angeklagt. Eben noch saß sie gemütlich mit ihm in der Küche und hat das Frühstück genossen. Doch schon im nächsten Augenblick kamen ziemlich bedrohlich aussehende Männer in die Wohnung und nahmen ihn einfach mit. Da nützte ihm auch die Zauberei nichts, mit der er sonst so einfach etwas erledigen konnte. Und Amy kann erst Recht nicht helfen, denn sie konnte noch nie zaubern. Hat seine Festnahme etwa mit dem Fall zu tun, an dem er gerade arbeitet? Er hat versucht herauszufinden, was es mit den dreizehn verschwundenen Engelsstatuen auf sich hat. Zu allem Unglück war auch noch ihre Tante Hester im Haus, die Amy noch nie leiden konnte. Nun soll sie sogar bei dieser Person wohnen, weil es sonst niemanden mehr gibt, der sich um sie kümmern könnte. So befindet sie sich jetzt in dem riesigen Anwesen ihrer Tante und ist einfach nur unglücklich.

 

Doch es soll ihr nicht nur Schlechtes widerfahren. So entdeckt sie hinter dem Haus einen wunderschönen Garten. Dort lernt sie auch Finn kennen, einen Jungen, der zwar ziemlich vorlaut ist, den sie aber sofort gerne mag. Die beiden verabreden sich, um in einer der folgenden Nächte eine wundersame Blume blühen zu sehen. Nur dieser Verabredung ist es zu verdanken, dass Finn mitbekommt, wie übel Amy mitgespielt wird, und er ihr aus dem Schlamassel helfen kann. Nicht nur gegen ihren Vater scheint irgendjemand etwas zu haben, denn an seine Schuld glaubt das Mädchen keine Sekunde, auch sie ist in Gefahr, seit sie sich in ihrem Haus nach Hinweisen umgeschaut hat, die ihr helfen könnten, zu verstehen, was passiert ist.

 

Für Amy und Finn beginnt ein Abenteuer voller seltsamer Begebenheiten, Sie sind dem Rätsel von dreizehn Egelsstatuen auf der Spur, müssen einem Prinzen das Leben retten, einer unheimlichen Frau mit einem Porzellangesicht entkommen und sich sogar mit einem Geist auseinandersetzen.

 

„Der 13. Engel“ von Michael Borlik ist ein phantastisches Abenteuer für junge Leser. Er entführt uns in eine Welt, in der Magie etwas Alltägliches ist. Dort ist Amy eine Außenseiterin, weil sie keine magischen Kräfte besitzt. Das ist eine erfrischend neue Herangehensweise an dieses Thema, schließlich ist man es eher gewohnt, dass die jungen Protagonisten plötzlich ihr magisches Talent entdecken und alle anderen Menschen frei davon sind. Außerdem kann man sich auf diese Weise sofort mit dem Mädchen identifizieren. In ihrer Art wird sie sehr liebenswert beschrieben. Natürlich ist sie keineswegs perfekt, aber durch ihre Ehrlichkeit und ihren Mut ist sie uns sofort sympathisch. Ähnlich ist es mit Finn, der allerdings noch ein kleines Geheimnis mit sich herumträgt.

 

Doch Geheimnisse gibt es in diesem Buch sowieso zuhauf. Amy will nicht nur herausbekommen, wieso ihr Vater überhaupt eingesperrt wurde, nach und nach kommt sie einer Geschichte auf die Spur, die sie und Finn immer mehr zu wichtigen Personen in einem Spiel machen, bei dem die ganze Welt zugrunde gehen könnte. Seltsame Menschen verfolgen sie und wollen sie sogar umbringen. Doch die beiden geben nicht auf.

 

Michael Borlik führt uns in eine Welt, in der das Fantastische neben dem Fortschritt besteht. So sind die Automobile zum Beispiel gerade auf dem Vormarsch. Doch immer wieder macht er uns auf liebevolle Art klar, dass es nicht die magische Macht des Einzelnen ist, die ihn wertvoll macht, sondern seine Liebe und seine Freundschaft. Man kann auch zauberhaft sein, ohne zu zaubern.

 

Viele seiner Ideen sind nicht ganz neu, so erinnern die beiden Herren Mr Black und Mr Graymore zum Beispiel an Figuren aus Romanen von Neil Gaiman oder Christoph Marzi. Trotzdem haben sie einen ganz eigenen Reiz und wurden zu einer Geschichte verwoben, die es so noch nicht gab. Besonders die Lösung des Geheimnisses um die Engel ist wirklich originell. Gerade jüngere Leser werden hier auf jeden Fall ihren Spaß haben und dürfen sich auf ein Buch voller Phantastik und Spannung freuen.

 

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