Rezension von Wiebke
Rezension:
In Berlin wird eine Serie von Verbrechen verübt, die mit einer noch nie dagewesenen Brutalität einhergeht. Ohne Skrupel macht sich ein unbekannter Täter ans Werk und tötet zunächst eine Mutter, um danach ihr Kind zu verstecken. 45 Stunden und 7 Minuten gibt er dem Vater Zeit, um es zu finden und zu befreien. Schafft er es nicht, stirbt sein Kind einen qualvollen Tod. Danach wird ihm vom Mörder das linke Auge entfernt. Tatsachen, die für ein Martyrium sprechen, das nicht nur grausam, sondern auch überaus unmenschlich vonstatten geht. Kein Wunder also, dass die Nerven der an der Ermittlung beteiligten Polizisten mehr als blank liegen. Aber auch alle anderen Personen, die nur im Entferntesten mit den Morden zu tun haben, sind schockiert. So auch Alexander Zorbach, der als ehemaliger Polizist vom Dienst suspendiert, seit vier Jahren als Polizeireporter tätig ist. In den vielen Jahren, die er bereits mit Verbrechen aller Art zu tun hatte, hat er noch nie etwas erlebt, das dem auch nur annähernd gleichkam, was da passiert. Kein Wunder also, dass er seinen Sohn Julian in einem Krankenhaus alleine lässt, um zu einem neuen Tatort zu fahren. Einem Ort, an dem der Augensammler die vierte Runde seines makabren Spiels eingeleitet hat, welches er „Verstecken“ nennt und das einer Familie den sicheren Tod beschert.
Doch diesmal ist alles anders. In der Nähe der toten Mutter wird Zorbachs Brieftasche gefunden und auch sein Auftauchen am Tatort gibt dem Leiter der Mordkommission, Philipp Stoya, Rätsel auf. Denn entgegen sonstiger Gepflogenheiten wurde die Meldung über das Verbrechen in diesem Fall nicht über den Polizeifunk abgesetzt. Woher also wußte der ihnen allen als ehemaligen Kollegen gut bekannte Reporter, dass erneut eine Frauenleiche aufgefunden wurde?
Fakten, die gegen Zorbach sprechen und für Sebastian Fitzek, der auch diesmal wieder einen Psychothriller ersonnen hat, der nicht nur wendungsreich vonstatten geht, sondern dem Leser das sprichwörtliche Grauen lehrt. Denn während dieser sich Seite für Seite durch kaum zu begreifende Geschehnisse hangelt, erfährt er mehr von menschlichen Abgründen, als er jemals zu denken gewagt hat. Ein Spiel des Todes, so nennt Sebastian Fitzek die Art des „Versteckspiels“, die er sich für seinen Antihelden erdacht hat. Dabei schockiert er auf eine, für ihn gewohnte, Art und Weise. Nämlich mit Worten. Mit der Formulierung von Sätzen, die nicht nur nachhallen, sondern sich ins Gedächtnis des Lesers fressen und ihn nicht wieder zur Ruhe kommen lassen. Anschaulich und flüssig, so schreibt er und lässt all die unvorstellbar grausamen Dinge wie ein Kino im Kopf Wirklichkeit werden. Ein Thriller, der nicht für zartbesaitete Leser geeignet ist, aber auch die unter uns schockiert, die schon einiges über Gewalt und Verbrechen gelesen haben. An diesem Punkt angekommen, sei dann doch einmal die Frage gestattet, woher nimmt der Autor seine Ideen für einen solchen Thriller? Wie schafft er es, Gedanken zu formulieren, die so grausam sind, dass sie am Liebsten gleich wieder vergessen werden wollen? Doch zum Trost des Lesers sei gesagt. Sebastian Fitzek ist nicht der erste und wird auch nicht der letzte Schriftsteller sein, der seine Fantasien glücklicherweise nur auf dem Papier auslebt. Und genauso sollte das Buch betrachtet werden. Als unterhaltsamer Thriller, der sich weit in die Gedankenwelt des Lesers schleicht, gekonnt mit seinen Ängsten spielt, aber Jederzeit zugeklappt werden kann.
Fazit:
Mit „Der Augensammler“ hat der Autor einen typischen Fitzek geliefert, der nicht zu ernst genommen werden sollte. Ein wirklich spannender Thriller mit ausgefallenen Ideen, die den Leser unweigerlich in ihren Bann ziehen.
Ein unbedingtes Muß für alle Fans des Autors!