Der Drachentöter (Autor: Pargon)
 
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Der Drachentöter

Autor: Pargon

 

Der graue aus rechteckig, glattem Stein gehauene Gang schien endlos lang zu sein. An der rechten Seite in regelmäßigen Abstände befanden sich quadratische Fenster mit eisenbeschlagenen Kreuzsprossen, welche die dünnen Glasscheiben voneinander trennte. Links gegenüber dem Fenster standen einfach gebaute braun lackierte Holzbänke. Auf einem der Bänke saß ein junger, schlanker aber dennoch kräftig aussehender Mann. Mit dem Kopf gegen die Rückenlehne geneigt versperrte er mit den langen verschränkten muskulösen Beinen den Weg. Der Mann beobachtete völlig gleichgültig die grauen Wolken am Himmel hinter dem Fenster.

Stimmengewirr klang in sein Ohr. Draußen auf dem Richtplatz herrschte ein reges Treiben. In der Mitte des großen Platzes wurde ein riesiger Holzhaufen errichtet, auf dessen Spitze einige Knechte versuchten einen Holzpfahl zu verankern.

Viele Schaulustige hatten sich versammelt um dem zukünftigen Spektakel zu zusehen. Der Mann hatte keine Lust ans Fenster zu gehen nur um Mitansehen zu müssen wie ein weiteres unschuldiges Leben durch die Inquisition der Sonnengöttin Friea sterben musste. Er richtete seine beim Sitzen leicht verrutschte schwarze, mit runden Stahlplättchen beschlagene Lederrüstung, wie auch die schwarze Lederhose mit grauen Beinschienen zurecht. Der Mann setzte sich aufrecht hin, seine schwarze behandschuhte Hand, die nahtlos in die messerscharfen Nieten seiner Lederarmschiene überging, berührte nun unaufhaltsam eine an der Wange verlaufene Narbe. Das wettergegerbte weiße, kräftige steinharte Gesicht würde sogar einen der Flammenden Krieger der Inquisition das Fürchten lehren. Die grünen Augen des Mann sahen leblos aus wie weiß umrandete Glassteine, braune, fast bis zur Glatze kurzgeschnittene Haare ließen ihn wie einen Sträfling aussehen, der gerade aus dem Gefängnis kommt. Schritte hallten durch den Gang, eine Gruppe aus zwei Männern und einer Frau näherten sich. Vor ihm blieben sie stehen und eine melodiöse Stimme erklang: "Dieser Marsch hat ja ewig gedauert, ich hoffe es hat sich gelohnt." Die schlanke Frau ,die diese Worte sagte, trug braune geweitete Stoffhosen, eine ebensolche Lederweste reichte ihr bis zu den Oberschenkeln. Darunter leuchtete ein weißes Leinenhemd. Ihre Weiblichkeit war gut versteckt - die Frau musste also aus dieser Stadt sein, wo unter Androhung von Haft den Frauen verboten war offene Kleidung welche zu viel Fleisch zeigt zu tragen. Hinter ihrem Rücken hatte sie sich einen Langbogen und Pfeilköcher über Kreuz geschnallt. Ihr schwarzes langes Haar war zu einen Zopf geflochten, der über ihre rechte Schulter baumelte. Ihr schmales, kantiges Gesicht sah sehr müde aus. Erschöpft rieb sie ihre nachtschwarzen Augen, um den Schlaf zu vertreiben. Der andere Mann der in einer komplett stumpfen grauen Ritterrüstung steckte, lächelte die Fremde freundlich an. Den einfachen Topfhelm hielt er unter dem rechten Arm fest, während die andere den Schlamm verschmutzten weißen Umhang hielt damit er keine Dreckspuren auf dem glatten weiß- grauen Marmorboden hinter sich her zog. Das hagere Gesicht, um das sich blonde Haare legten passte zu dem sehnigen Körper. An der linken Seite seines Stahlgürtels steckte ein mit goldenem Griff versehenes Schwert.

"Guter Mann, habt ihr vielleicht die Güte, dieser Maid welche tagelang geritten ist, den Platz neben euch frei zu machen." fragte der Ritter äußert höflich wie es der Kodex gebot.

"Kalmor, wir sind zwar Freunde aber das hält mich nicht davon ab, dich mit Pfeilen zu durchbohren, wenn du mich noch einmal mit Maid anredest." scherzte die Frau, wobei alle drei in ein herzliches Gelächter ausbrachen. Zum erstenmal blickte der Mann, welcher die ganze Zeit aus dem Fenster gestarrt hatte, den gepanzerten Krieger an. Nach einigen Sekunden betrachtet er dann seinen schwarzen Umhang, der ausgebreitet neben ihm lag. Dann verweilte sein Blick auf den Drachenknauf seines Zweihänders, der direkt in Griffnähe an der Bank lehnte. Er legte seine sehnige ungeschützte rechte Hand um den Knauf und rührte sich nicht. Der Fremde blickte den Ritter herausfordernd an. Kalmor verstand es, eisblaue Augen flammten vor Kampfeslust auf:

"Wenn ihr nicht den Platz für meine Freundin freimacht damit sie sich ausruhen kann fordere ich euch zum Duell.", drohte Kalmor . "Lass den Unsinn, es gibt noch andere Bänke in diesem Gang.", versuchte der andere Fremde seinen Freund zu beruhigen. Er war ein äußert kräftiger Mann ,der nur eine braune Lederhose trug. Narben übersäten den nackten muskulösen Oberkörper- in der rechten Hand trug er eine monströse Streitaxt.

Das kräftige aber ruhig wirkende Gesicht mit den zwei braunen freundlichen Augen ließen ihn eher wie ein zu groß geratenes Kind aussehen. Die langen schwarzen Haare gingen ihm bis an die Schulter.

"Deror, ich kann es nicht glauben was du da sagst- willst du nicht die Ehre deiner Schwester Eris verteidigen.", rief Kalmor empört.

"Das reicht! In den heiligen Hallen der Sonnengöttin Friea wird nicht gekämpft.", ertönte eine tiefe befehlsgewohnte Stimme. Weiße Seide verhüllte eine magere Gestalt. Die Kapuze verbarg das Gesicht, auch der Rest des Mannes war total verhüllt, er wirkte wie eine Lichtgestalt, von Götter gesandt, um für Gerechtigkeit zu sorgen. Die drei Gefährten senkten respektvoll den Kopf- nur der Fremde blieb auf der Bank sitzen und schaute wieder nach draußen um die Wolken zu beobachten.

"Ich komme gleich zur Sache. Ihr vier seid die besten Söldner dieses Landes und darüber hinaus. Die Inquisition hat euch damit beauftragt zu dem Dorf Eglot zu gehen um dort mit den stationierten Soldaten- den flammenden Kriegern- für Ruhe und Ordnung zu sorgen.", sagte die Gestalt.

"Ist das denn nicht die Aufgabe der flammenden Krieger und was sollen wir dort machen, wenn mir die Frage erlaubt ist?", fragte Eris argwöhnisch.

"Ihr sollt einen Drachen töten.", antwortete die Gestalt gelassen. Kalmor und Deror fielen die Kinnladen herunter während Eris überrascht durch die Zähne pfiff. Der schwarze Fremde betrachtet mit steinernen Blick den Inquisitor.

"Ihr werdet für die Beseitigung des Problems reich entlohnt werden", seufzte die Gestalt als gäbe es keinen größeren Lohn als für die Inquisition zu arbeiten.

" Bei allem nötigen Respekt, aber keiner hat je einen Drachen besiegt", stellte Deror klar.

"Oh doch, es gibt einen, dem es gelang einen Drachen zu töten, nicht wahr Tarrad" die letzten Worten waren an den schwarzen Fremden gerichtet der den Inquisitor immer noch kalt musterte.

"Ihr seid Tarrad der Drachentöter?", fragte Kalmor erstaunt. Tarrad nickte nur zustimmend.

"Also dann ist alles geklärt. Nehmt ihr an? Unser Drachentöter hat zugesagt, aber aus tieferen Beweggründen als Geldgier", sagte die Gestalt in rügenhaftem Ton. Eine Zeitlang herrschte Stille. Doch dann gaben die drei ihr Einverständnis gegen den Drachen ins Feld zu rücken. Die Gruppe verließ den Gang. Die weiße Gestalt blickte ihnen nach:" Ich hoffe das sie es schaffen werden. Die Inquisition hat immer ein Herz für die Fehlgeleiteten."

Ein greller Schmerzensschrei ertönte draußen auf dem Richtplatz, von dessen Mitte eine hohe Stichflamme senkrecht zum Himmel stieg und eine der vielen Fehlgeleiteten von den reinigenden Flammen geläutert wurde. Die Zuschauer stimmten monoton das Lied der Sonnengöttin Friea an:" Barmherzig ist ihr Flammenherz."

 

Das Dorf wurde dem Erboden gleich gemacht, nur noch ein riesiger verkohlter schwarzer Fleck, von dem immer noch vereinzelte Rauchschwaden in den grauen, wolkenlosen Himmel stiegen zeigten ,wo einst das Leben herrschte. Hier und da sah man schwarze Knochenteile der ehemaligen Bewohner dieses Dorfes. Auch die Flammenden Krieger waren spurlos verschwunden- nur eine einzige zerfledderte Kriegsstandarte mit dem brennenden Schwert wehte traurig im Wind.

"Was ist hier passiert?" Eris war erschüttert über die Greueltat des Drachen. Deror kämpfte mit Übelkeit, während Kalmor versuchte seine Hände zu beruhigen, die sich zu Fäuste geballt hatten. Alle drei waren sich einig- der Drachen mußte dafür bezahlen. Tarrad suchte mit ungewöhnlicher kalter Routine den Platz ab. Während der Reise zum Dorf hatte er nur ganze drei Wörter gesagt. Eris fragte sich, ob die Gerüchte wahr seien, das er keine Gefühle hatte, der Tod ihn begleitete, das er ein Dämon aus dem untergegangenen Reich des schwarzen Feuers ist oder sogar einer der legendären Berseker vom tiefen schneebedeckten Norden. Eris hatte mit den anderen darüber gesprochen, die sich darüber ebenfalls Gedanken gemacht hatten, doch alle drei kamen auf kein zufriedenes Ergebnis. Tarrad kam zurück, durch den Wind wirkte sein Umhang wie eine wehende Flagge, eine Flagge des Todes. Eris fröstelte bei dem Gedanken. "Ich weiß jetzt, warum der Drache die Menschen angeriffen hat. Die Inquisition hat ein Drachenjunges getötet. Ich habe seine schon verweste Leiche unter den Steinen da hinten gefunden." Er deutete auf einen Steinhaufen, einige Meter vom Dorf entfernt, der aber keine Brandspuren aufwies, sondern seine grau Tönungen beibehalten hatte.

"Verdammt, dann sind sie Schuld an diesem Massaker und wir sollen die Drecksarbeit erledigen." Deror rammte die Axt auf den Boden.

"Ich würde vorschlagen von hier zu verschwinden, Geld hin oder her, ein erzürnter Drache kann so gut wie überhaupt nicht aufgehalten werden." sagte Eris und Kalmor und Deror stimmten ihr zu. Tarrad lachte auf:

"Meint ihr, wenn ihr jetzt weglauft, dass ihr euer erbärmliches Leben rettet? Der Drache hat seinen wertvollsten Schatz verloren, sein Junges, und er wird nicht eher ruhen bis der letzte dieser Rasse, welche den Frevel gewagt haben, durch sein Feuer stirbt. Kurz- die Inquisition hat die Menschheit zum Tode verdammt." Ein kaltes Lächeln stahl sich auf Tarrads Gesicht. Dann fuhr er fort:

"Das Schicksal der Menschen ist mir scheißegal. Ich will nur den Drachen." Zum erstenmal sahen sie, wie Tarrads Augen grünlich aufflammten voller Zorn und Haß. Die drei Freunde wichen vor dem Drachentöter einige Schritte zurück.

"Warum?" fragte Eris leise. "Rache!" antwortet Tarrad und warf achtlos seinen Umhang zu Boden. Er zog sein Schwert- das Gesicht verzog sich zu einer Maske des Zorns.

"ER kommt!" lächelte er.

"Was, wo ist er?" fragte Dero die Axt kampfbereit erhoben.

"Hinter Dir!" schrie Eris und zog ihren Bogen um ihrem Bruder zu helfen. Doch zu spät. Der scharfe keulenartige Schwanz durchbohrte Derors Bauch. Das Blut sprudelte wie ein Springbrunnen aus ihm heraus. Die Schmerzensschreie Derors wurden nur noch von dem Gebrüll des Drachen übertönt. Krampfhaft versuchte der Riese den Schwanz aus seinen Bauch heraus zuziehen. Doch vergeblich. Langsam verlor er die Besinnung dann sackte er in sich zusammen. Das Leben hatte ihn verlassen. "NEIN DEROR" schrie Eris und ließ dutzende von Pfeilen auf den Drachen niederprasseln, der sich nun in seiner ganzen Größe zeigte. Ein riesengroßes Echsen ähnliches Ungetüm, mit Dornen auf dem Rücken und Beinen s, zwei Fledermausflügel ragten aus dem Rücken heraus . Die todbringenden Klauen schürfen tiefe Wunden in die Erde. Der lange Hals wand sich wie eine Schlange hin und her. Der spitze Schädel wurde von einer Mähne aus Hörnern umrahmt.

Zwei Lila Augen suchten ein neues Opfer aus, nachdem das andere durch seinen hinterhältigen Angriff sein Leben verwirkt hatte.

An den feuerroten Schuppen prallten ergebnislos die Pfeile von Eris ab. Nun hatte der Drache sie bemerkt. Sie hatte all ihre Pfeile verschossen und warf jetzt auch noch den Bogen gegen das Ungetüm, in der verzweifelten Hoffnung das etwas geschehen würde. Doch der Drache öffnet sein Maul ,scharfe Zähne blitzten auf und ein riesiger Feuerball schoß heraus.

"Eris" in letzter Sekunde wurde sie von Kalmor weggestoßen. Doch er konnte nicht verhindern das ihre linke Seite getroffen wurde. Mit glühendheißen Schmerzen sah sie noch im Fallen wie sich ihr bester Freund sekundenschnell in der Feuersbrunst auflöste.

"Verdammt, wir werden regelrecht abgeschlachtet. Wo steckt eigentlich Tarrad? Hat dieses Monster ihn auch erwischt?" dachte Eris. Sie lag auf dem Boden und konnte sich nicht mehr rühren. "Das ist das Ende." ging es ihr durch den Kopf.

Sie sah aus dem Augenwinkel, wie Tarrad gemächlich zum Drachen ging und mit erhobenem Schwert auf ihn los stürmte. Ohne zu zögern benutzte die Bestie den auf den Schwanz aufgespießten Deror als Wurfgeschoß. Mit dem Schwanz ausholend schleuderte sie den Leichnam gegen Tarrad. Doch statt aus zuweichen trennte er mit einem schnellen Hieb den toten Körper in zwei Teile und stürmte dabei weiter ohne langsamer zu werden auf das Ungeheuer zu. Er näherte sich ihm bedrohlich, da versuchte der Drache den Krieger mit seinem Feueratem auf zuhalten.

Doch soweit ließ es Tarrad nicht mehr kommen. Mit einem geschmeidigen Sprung landet er unter dem Drachen, und rammte ihm das Schwert in den Bauch. Unter dem Drachen weiter rutschend zog er die Waffe weiter durch den Leib und hinterließ eine lange klaffende Wunde aus der grünes Blut schoß.

Ein letztes Aufbäumen- dann lag die Bestie in den letzten Atemzügen. Tarrad schaffte es mit Leichtigkeit, sich aus der fürchterlichen Masse zu befreien. Langsam mit einem haßerfüllten Lächeln schlendert der Drachentöter zum Kopf des sterbenden Ungetüms. Sie sahen sich in die Augen aus denen des Drachen floßen Tränen und bildeten einen kleinen Salzsee. Er war um seine Rache betrogen worden. Eine kurze Zeit schauten sie sich gegenseitig an als würden sie etwas besprechen. Dann hob Tarrad das Schwert und hackte ihm den Kopf ab. Eine Fontäne grünen Blutes sprudelte aus dem Stumpf. Der Drache war tot. Tarrad ging zu Eris die den Kampf fassungslos mit angesehen hatte. Ihre linke Seite war nur noch eine eiternde Brandwunde. Sie wußte, dass sie bald sterben würde- die Wunde war zu schwer. Über ihr erschien wieder das harte Gesicht Tarrads.

"Du Bestie, warum hast du uns nicht geholfen?" fragte Eris ihn voller Haß.

"Jeder hat seinen eigenen Kampf zu kämpfen und wer ihn nicht gewinnt, verdient nichts anderes als den Tod." sagte Tarrad gelassen und selbstzufrieden.

"Du bringst den Tod mit! Dich interessiert nur das Abschlachten! Du bist der wahre Drache! Ich verfluche dich!" flüsterte sie mit ersterbender Stimme ,nicht mehr fähig, gegen diesen Mann zu kämpfen, der ihr alles genommen hatte.

Lauthals lachend wandte sich der Drachentöter von ihr ab und verschwand. Eris konnte noch seine Abschiedsworte hören die sie in den Tod begleiteten.

"Leb wohl, Gescheiterte im Kampf des Lebens!!!"

 

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 2024042209110302a041d8
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Die Charaktere dieser Geschichte, sowie alle Handlungen sind geistiges Eigentum des Autors. Alle Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen, Orten oder Handlungen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt. Der Autor verfolgt kein kommerzielles Interesse an der Veröffentlichung dieser Geschichte.

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Erstellt: 28.07.2005, zuletzt aktualisiert: 27.09.2016 09:58, 818