Der durstige Löwe (Autorin: Heike Ellermann)
 
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Der durstige Löwe von Heike Ellermann

Rezension von Björn Backes

 

Bereits seit einem Vierteljahrhundert betätigt sich Heike Ellermann als freischaffende Malerin, widmet sich unterdessen der Kinder- und Jugendliteratur und konnte ihre Hingabe für die Kombination aus beiden Segmenten in der Vergangenheit schon häufiger recht erfolgreich ans Publikum bringen. Zweimal wurde sie zudem für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert und schöpfte dadurch neuen Mut, ihren Fundus stetig zu erweitern. Momentan arbeitet Ellermann als Bilderbuchautorin, zuletzt noch hoch gelobt mit ihrem Beitrag „Die blaue Maschine“, der in diesem Jahr bereits in die dritte Auflage geht. Mit „Der durstige Löwe“ hat die Autorin und Künstlerin unlängst ein weiteres kunterbunt illustriertes Büchlein entworfen, welches darüber hinaus noch über eine gesunde Portion Humor verfügt. Eben das, was die Zielgruppe sich von einer solchen Veröffentlichung auch verspricht.

 

Inhalt:

Ein kleiner Löwe trabt, vom Durst getrieben, durch die Wüste und sucht verzweifelt nach einer Wasserstelle. Als er einer Giraffe begegnet, glaubt er, endlich am Ziel zu sein, jedoch verkauft das Tier lediglich Krawatten. Der Löwe schlägt das preiswerte Angebot aus und landet nach anstrengender Reise endlich in einem Gasthaus. Allerdings werden dort nur Gäste mit Krawatte bedient. Der Löwe kämpft sich also zurück durch den Wüstensand, um eine Krawatte zu kaufen. Als er am nächsten Tag jedoch wieder im Gasthaus auftaucht, sind Krawatten nicht mehr gefragt. Stattdessen benötigt er einen Hut. Was nun?

 

 

Rezension:

Die Geschichte um den schier hilflosen Löwen ist vor allem eines: witzig. Das vergebliche Hin und Her, welches ihm durch den Gasthausbesitzer, ein Strauß, auferlegt wird, mag für die Hauptfigur des Bilderbuchs unfair und frustrierend erscheinen, ist andererseits aber auch derart paradox, dass man sich recht zügig dabei ertappt, wie man auf Kosten des armen Tieres über dessen Schicksal lacht. Indes verlässt sich Ellermann nicht bloß in bester Will E. Coyote-Manier auf die wachsende Frustration des Hauptdarstellers, sondern fügt der kompakten Bilderbuchstory ständig neue inhaltliche Nuancen hinzu, um die vereinzelten Phasen der Geschichte nicht sofort abgegriffen dastehen zu lassen. Man hätte das Angebot des Straußen bzw. die Voraussetzung für einen Drink in seinem Hause natürlich noch weiter ausbauen und auch weitere Ideen diesbezüglich einfließen lassen können, jedoch würde sich die Erzählung dadurch auf kurz oder lang in Selbstzitaten verlaufen und an Spannung einbüßen. Einer solchen Entwicklung beugt die Autorin jedoch durch eine sehr leicht nachvollziehbare, aber dennoch abwechslungsreiche Strukturierung vor, die der Geschichte erlaubt, einige Ausschmückungen vorzunehmen, den eigentlichen Plot aber trotzdem zielstrebig und stringent voranzubringen.

 

Dem entgegen sind die Zeichnungen Ellermanns vorerst gewöhnungsbedürftig. Die Bilder sind ein wenig abstrakter skizziert, einzelne Details daher erst auf den zweiten oder dritten Blick ersichtlich. Außerdem sind manche Visualisierungen ein wenig skurril, ja geradezu bizarr ausgefallen. Als der Löwe beispielsweise mitten in der Wüste auf eine exotische Tiergemeinde stößt, deren Mitglieder allesamt mit Sonnenbrillen ausgestattet sind, mutet dies schon seltsam an, charakterisiert aber sehr schön den eigenwilligen, aber eben auch eigenständigen Stil Ellermanns. Wie im Übrigen auch die recht außergewöhnliche Themenwahl.

Diese Individualität zeichnet „Der durstige Löwe“ schlussendlich aber auch als ein besonderes Werk in seinem Genre aus. Die Mischung aus eleganter Graphic Novel, witzigem Plot und unkonventionellem Erscheinungsbild geht in ihrer sehr schönen Aufarbeitung vollends auf, obschon die visuellen Aspekte möglicherweise zu polarisieren vermögen. Aber ist dies nicht erst ein Qualitätsmerkmal einer besonderen Künstlerin?

 

Fazit:

Heike Ellermann hat mit ihrem neuesten Bilderbuch wiederholt eine sehr ungewöhnliche, insgesamt aber wirklich wunderschöne Arbeit abgeliefert. Man fühlt sich der tragischen Titelfigur auf Anhieb verbunden, kann sich aber genauso gut über ihr bedauernswertes Schicksal amüsieren. Ausschlaggebend für die klare Kaufempfehlung ist aber letztendlich sicherlich der außergewöhnliche Stil des Buches, der sich äußerst wohlwollend vom Standard der aktuellen Bilderbuch-Veröffentlichungen abhebt. Wirklich überzeugend, was sich hinter diesem äußerlich so unscheinbaren Titel verbirgt!

 

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Der durstige Löwe

Autor: Heike Ellermann

Gebundene Ausgabe: 32 Seiten

Verlag: Lappan Verlag; Auflage: 1 (Januar 2008)

Sprache: Deutsch

ISBN-10: 3830311338

ISBN-13: 978-3830311331

ab 4 Jahre

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 26.02.2008, zuletzt aktualisiert: 19.02.2015 23:37, 5902