Der Fluch des Ozeans (Autor: Justin Somper; Die Vampiraten Bd.1)
 
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Der Fluch des Ozeans von Justin Somper

Reihe: Die Vampiraten Bd.1

Rezension von Tanja Elskamp

 

Justin Somper war viele Jahre lang als Kinderbuchlektor und PR-Manager tätig, bis er selbst sich als Autor versuchte. Seine Jugendbuchreihe „Vampiraten“ war sogleich erfolgreich. Allein in England wurde der erste Band bislang fünfzigtausend Male verkauft. Im Dezember 2006 veröffentlichte der Omnibus-Verlag den ersten Band der Serie, „Der Fluch des Ozeans“, in deutscher Sprache, übersetzt von Katja Theiß.

 

Grace und Connor Tempest sind Zwillinge. Zusammen mit ihrem Vater, dem Leuchtturmwärter, leben sie in Crescent Moon Bay. Die beiden Kinder sind außergewöhnlich: Grace verfügt über einen besonders starken und schnell reagierenden Geist, während Connor sich sportlich hervorhebt. Freunde machen sich die Kinder mit diesen Talenten jedoch nicht. Im Städtchen wird recht viel getuschelt, sowohl über die Zwillinge als auch über ihren Vater, der vor Jahren auszog, um etwas von der Welt zu sehen und ein Jahr später mit zwei Kindern zurückkehrte, ohne dass je die Rede von einer Mutter gewesen wäre.

 

Grace und Connor sind jedoch glücklich und lieben ihren Vater, so wie sie auch die Freiheiten lieben, die er ihnen schenkt. Eines Tages aber stirbt der Vater und hinterlässt den Kindern bedauerlicherweise nichts. Alle Habe geht in den Besitz der Bank über und Grace haben nur zwei Optionen: Sie können in das örtliche Waisenhaus ziehen oder sich von dem kinderlosen Bankdirektor und seiner Frau adoptieren lassen. Die Zwillinge können sich mit beiden Möglichkeiten nicht abfinden, und so packen sie je einen Rucksack und stehlen am Hafen ihr eigenes Schiff – das Schiff des Vaters, das nun ebenfalls in den Besitz der Bank übergewechselt ist.

 

Das Glück ist jedoch nicht mit den Kindern. Schon kurz, nachdem sie den Hafen verlassen haben, werden sie von einem Sturm überrascht, der das Schiff zerstört und die beiden Vierzehnjährigen zu Schiffbrüchigen macht.

Connor wird von der Crew eines waschechten Piratenschiffs gerettet. Er lernt schnell allerhand, wird von der Piratin Cutlass Cate in die Klingenkunst eingewiesen und wird nicht nur akzeptiert, sondern schließt sogar echte Freundschaften.

Anders ergeht es Grace. Auch sie wird gerettet, doch auf diesem Schiff schläft man tags und wacht nachts. Grace wird angehalten, ihre Kabine nicht zu verlassen und immer stärker drängt sich Grace die Frage auf, ob sie vielleicht auf einem Vampiratenschiff ist, dem Schiff, von dem Graces Vater seinen Kindern immer in einem Shanty vorgesungen hat.

 

Kann es sein, dass die Legende der Vampiraten Wirklichkeit ist? Akzeptieren die Geschwister den Tod des jeweils anderen oder ist die Verbundenheit der Zwillinge so stark, dass sie nicht aufhören, nach dem jeweils anderen zu suchen?

 

Justin Somper hat sich ein grandioses Thema für seine Buchreihe ausgedacht. „Ich wünschte, ich wäre auf diese Idee gekommen!“, zitiert der Buchdeckel Autor Anthony Horowitz, und dem kann sich der Leser wohl nur anschließen.

Somper verbindet eine abenteuerliche Piratengeschichte – ein Genre, das spätestens seit „Fluch der Karibik“ einen neuerlichen Aufschwung erfahren hat -, mit dem Mythos der Vampire, deren Geschichten schon seit Jahrhunderten Menschen aller Altersklassen faszinieren.

Der Autor wechselt beim Erzählen stets die Perspektive, so dass sich ein klassisches Piratenkapitel, das von Connors Erfahrungen berichtet, stets mit Graces Erleben auf dem Schiff der Vampiraten abwechselt.

 

Besonders gelungen ist neben dem Perspektivenwechsel die Darstellung der Vampiraten. Diese werden von Somper lediglich verhalten dargestellt, so dass zunächst vor allem Ahnungen beim Leser bestehen. Im Verlauf des Buches wird dieser Anteil der Geschichte jedoch stetig ausgebaut und immer neue Details erfahren Grace und der Leser des Buches gleichermaßen – eine wundervolle Art, die Spannung aufzubauen und sie dann nicht nur zu halten, sondern bis zur letzten Seite zu steigern.

 

Wundervoll an diesem Buch ist auch, dass es eine Vielzahl verschiedener, sehr starker Charaktere bereithält, die jederzeit vom Leser als Idol oder Identifikationsfigur herangezogen werden können. Stereotypen sieht man praktisch nicht in diesem Buch; selbst der klassische Piratenkapitän wartet mit kleinen Überraschungen auf.

 

Lobenswert ist auch die Übersetzung. Stellenweise ist diese von der Vorlage her etwas schwierig, wenn beispielsweise Connor Tempest vom Kapitän wegen seines Nachnamens gefoppt wird. Hier muss man schon wissen, dass Tempest das englische Wort für Sturm ist. Dieserlei Hürden hat Übersetzerin Katja Theiß jedoch so souverän genommen, wie man es nun einmal kann.

Negativ hingegen fallen einige Lektoratsfehler auf, bei denen an der einen Stelle mal ein Buchstabe zuviel, an einer anderen Stelle ein Buchstabe zuwenig zu finden ist.

 

Fazit:

Mit der Serie der Vampiraten ist Justin Somper eine Erzählung gelungen, die von der ersten bis zur letzten Seite zu fesseln vermag, die spannend ist, emotional, humorvoll und ein kleines bisschen gruselig zusammen.

Zwar endet das Buch nicht mit einem klassischen Cliffhanger, lässt jedoch viele Fragen unbeantwortet und den Leser spürbar mit dem Gefühl zurück, gerade erst die Einleitung hinter sich gelassen zu haben. Man darf gespannt sein auf die folgenden Teile, die sich derzeit erst noch in der Vorbereitung befinden – vielleicht klärt die Fortsetzung auch die Frage, warum dieses Buch ausgerechnet im 26. Jahrhundert spielt, sind doch an keiner Stelle futuristische Elemente erkennbar.

 

Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240419213428ba0c260f
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Der Fluch des Ozeans

Reihe: Die Vampiraten Bd.1

Autor: Justin Somper

Broschiert: 320 Seiten

Verlag: Bertelsmann, München (Dez. 2006)

Sprache: Deutsch

ISBN: 3570217035

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 20.11.2006, zuletzt aktualisiert: 20.03.2024 15:43, 3080