Der Gefangene (Autor: John Grisham)
 
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Der Gefangene von John Grisham

Rezension von Martin Hammerschmidt

 

Rezension:

Ein neuer Grisham der außergewöhnlichen Klasse. Kein Roman, kein Thriller, kein üblicher Grisham eben, sondern ein Sachbuch, dafür eines, das es wirklich in sich hat.

In diesem Buch Der Gefangene geht es um eine grauenhafte Geschichte, die sich wahrhaftig ereignet hat und einem Menschen, den Großteil seines Lebens geraubt hat.

Durch unfähige Anwälte, Richter und voreingenommene Geschworene.

„Der Gefangene“ ist ein Buch über ein lückenhaftes und teilweise sogar ungerechtes Justizsystem, vor dem sich keiner sicher zu glauben vermag.

 

Die Geschichte des amerikanischem Bürgers, Ronald Keith Williamson, ist wirklich geschehen!!!

 

 

Ronald Keith Williamson, von allen nur Ron genannt, träumt als kleines Kind von einer Karriere als Baseballstar, so wie der berühmte Mickey Mantle.

Alles beginnt viel versprechend, denn nachdem er von unzähligen Talentscouts beobachtet wurde, erhält er schließlich einen Vertrag und einen Vorschuss von 50.000 Dollar.

In ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen, beginnt in Rons Leben ein neuer Abschnitt.

Doch dieser ist nicht von Dauer. Etliche Enttäuschungen muss Ron Williamson hinnehmen, bis hin zu einer Verletzung, die das Aus als Profi für ihn bedeutet.

Es beginnt eine Phase der Depression und des Leidens für Ron, der zudem noch dem Alkohol und Drogen verfallen ist. Sein übliches Leben besteht nun aus nächtlichen Kneipentouren, bei dem sich alles um Frauen dreht.

Als er schließlich unter Alkoholeinfluss am Steuer erwischt wird, wird er ins Gefängnis gesteckt.

 

Vier Jahre vorher:

Debbie Carter wird ermordet in ihrem Zimmer aufgefunden. Brutal vergewaltigt, erstickt und erdrosselt wird sie in der Kleinstadt Ada aufgefunden, in der Stadt, in der Ron nachts sein Unwesen treibt.

Staatsanwaltschaft und Polizei ermitteln fieberhaft, um dem kleinen Örtchen die Täter zu präsentieren. Nach jahrelanger Arbeit und keiner Vermutung zu einem Verdächtigen, dümpeln die Untersuchungen so vor sich hin, ohne zu einem Ergebnis zu kommen.

Plötzlich jedoch erhärtet sich der Verdacht gegen den einsitzenden Ron Williamson, wirkliche Beweise gibt es allerdings nicht.

Dennoch kommt es zu einem Prozess, der alle Regeln der Fairness nicht zu kennen scheint.

Einen blinden Anwalt bekommt Ron zur Seite gestellt, seine Krankheiten werden im Prozess nicht einmal erwähnt, geschweige denn berücksichtigt und dem Verteidiger wird Beweismaterial vorenthalten. Zudem kommen noch fadenscheinige Zeugen der Anklage, die eine Lügengeschichte nach der anderen erzählen, um Strafmilderung zu erreichen.

Das wirklich einzige, was ansatzweise zur Schuld Rons beitragen könnte, wären Haare, die aber lediglich „mikroskopisch gesehen“ mit denen von Ron übereinstimmen.

Nichtsdestotrotz wird Ron zum Tode verurteilt und wird in den Todestrakt geschleift, wo er unter grausigen und unmenschlichen Verhältnissen gefangen gehalten wird.

Währenddessen läuft ein Revisionsverfahren nach dem anderen bei den zuständigen Behörden ein, doch alle werden nacheinander abgewiesen.

Als dann das Datum zur Vollstreckung der Todesstrafe feststeht, kann nur noch ein Wunder helfen, einem unschuldigen Mann das Leben zu retten.

 

 

John Grisham ist mit seinem Buch „Der Gefangene“ eine atemberaubende Story gelungen, die dem Leser während des Lesens und auch danach tief unter die Haut geht und unzählige Fragen aufwirft. Nachdem Buch werden sie die amerikanische, aber auch die der anderen Länder mit einem viel kritischerem Blick ansehen, als bisher. John Grisham, ehemals selbst Strafverteidiger, schildert das grausige Leben, welches Ron Williamson hinter sich gebracht hat.

Er beginnt etwas langatmig mit Rons Kindheit, Träumen und Hoffnungen und geht dann etwas detaillierter in Rons momentane Lebenslage über.

Kritisch und voller Unverständnis folgt er den Ermittlungen der Polizei und Staatsanwaltschaft auf Schritt und Tritt und zeigt mehr als nur einmal, dass etwas einfach nicht mit rechten Dingen zugeht, was die Staatsdiener abziehen. Innerhalb des Buches, und ohne den Anhang zu lesen, merkt man, wie strikt John Grisham gegen die Todesstrafe ist, was mehrmals im Buch hervorsticht.

Den Prozess, in welchem Ron zum Tode verurteilt wird, beschreibt Grisham äußerst genau, was das Unverständnis des Lesers nur noch fördert, denn die Anklage hat weder handfeste noch stichhaltige Beweise für eine Verurteilung.

Den Zustand und Lebensablauf eines Insassen in der Todeszelle, kann Grisham deshalb so unglaublich gut beschreiben, weil er einen ehemaligen Freund und Mithäftling Rons mehrmals interviewt hat.

 

In seinem Buch kommt hervor, wie entsetzt Grisham über das ist, was einem unschuldigen Mann angetan wird, wie sein Leben dadurch zerstört wird, dass die Polizei nicht in der Lage ist, ordentlich zu ermitteln, sondern sich nur auf einen Täter zu versteifen. Alles kommt in den Prozessen hervor, die Ungerechtigkeit und die Macht, die der Staat doch immer noch innehat.

 

Mehr als einmal stellt sich Williamson die Frage

„Bin ich schuldig bis meine Unschuld bewiesen ist oder bin ich unschuldig bis meine Schuld bewiesen ist?“

Leider muss er mit ersterem Leben, was ihn schier zum Wahnsinn treibt und zu psychischen Störungen, wie auch Suizidversuchen führt.

„Amerika und gerecht?“ Niemals, sagt Grisham. Zeige den Geschworenen nur ein paar Bilder des Opfers, ihr Blut, ihre Verletzungen und sofort steht in den meisten Fällen das Urteil fest.

Ein weiterer Horror für viele Menschenrechtsorganisationen ist der McAlester-Trakt.

Gegenüber Guantanamo ist das nichts dagegen, so unmenschlich werden dort zum Tode Verurteile behandelt.

 

Fazit:

Ein atemberaubendes Sachbuch, welches dem Leser noch eine sehr lange Zeit beschäftigen wird, vor allem dadurch, dass stets im Hinterkopf behalten werden muss, dass alles wirklich passiert ist. Man kann es einfach nicht oft genug sagen, wie jemand der ein Alibi hat, das Opfer nicht kannte und nichts mit dem Fall zu tun hat, in die Fänge der Justiz geraten kann.

Der Erzählstil Grishams weicht erheblich von dem ab, was er bisher gezeigt hat, schließlich ist das Buch eine Art Biographie, aber nicht weniger spannend. Trotz der nüchternen Sprache fesselt das Buch den Leser sofort. Vor allem wegen des Inhalts, der unglaublich ist.

Alles in allem ist das Buch sehr lesenswert Wer sich freut, ein Sachbuch zu kaufen, wird in den Genuss von Spannung gebracht!

 

Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240426110528c6bb5b98
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Der Gefangene

Autor: John Grisham

Heyne, Oktober 2006

Gebundene Ausgabe, 464 Seiten

ISBN: 3453265319

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 26.01.2007, zuletzt aktualisiert: 18.04.2024 09:19, 3395