Der gestohlene Thron von Holly Black
Reihe: Elfenerbe Band 1
Rezension von Christel Scheja
Es gibt wohl kaum eine andere Autorin, die man mit Elfen so sehr verbindet wie Holly Black. Allerdings schildert die Autorin keine rosaroten Welten mit edlen Geschöpfen, ihre Bewohner der Anderswelt entsprechen eher den Beschreibungen, die man aus alten Mythen und Märchen kennt. Sie besuchte das Land bereits in der Elfenkrone-Reihe, nun setzt sie die Geschichte im ersten Band der Elfenerbe, Der gestohlene Thron, fort.
Oak Greenbriar hat bereits eine Kindheit hinter sich, in der er mehr oder weniger Spielball verfeindeter Gruppen im Wettstreit um die Macht im Elfenreich war. Zwar ist unter der Führung seiner Halbschwester Jude, die den Thron der Hochkönigin hält, Ruhe eingekehrt, hinter den Kulissen schwelt es aber immer noch.
Dennoch ist der inzwischen siebzehn Jahre alte Erbe auf einer Queste, die ihn mit Suren, auch Wren genannt, der gestützten und verfolgten Königin vom Hof der Zähne zusammen führt. Beide tun sich zusammen, auch wenn sie einander erst einmal nicht trauen, aber schon bald zeigt sich, dass sie mehr miteinander gemein haben, als sie dachten.
In der »Elfenkrone«-Trilogie waren Oak und Suren alias Wren noch Nebenfiguren, da kleine Kinder, nun aber übernehmen sie die Hauptrollen in dieser wohl auf zwei Bände angelegten Fortsetzung, die gut ein Jahrzehnt später spielt.
Vor allem der Ich-Erzählerin ist in dieser Zeit übel mitgespielt worden, so dass sie das entsprechende Verhalten an den Tag legt und vorsichtig bleibt, dann aber auch gerne wieder impulsiv handelt und sich in Schwierigkeiten bringt.
Die Geschichte nimmt sich Zeit, das Szenario und die Charaktere einzuführen. Tatsächlich muss man die Trilogie nicht gelesen haben, da die wichtigsten Dinge erklärt werden, allerdings gibt es einen höheren Wiedererkenungswert, wenn man die Welt schon einmal besucht hat.
Nun kommen auch Höfe und Völker ins Spiel, die vorher eher keine oder nur eine geringe Rolle spielten. Die Handlung selbst ist erstaunlich geradlinig und ohne Schnörkel, lebt aber vor allem durch die Figuren und ihr Misstrauen gegenüber dem anderen, gelegentlich gibt es auch einmal überraschende Wendungen.
Alles in allem überwiegt aber das Ambiente, die faszinierenden Beschreibungen einer Welt der magischen Geschöpfe, die nichts harmloses an sich hat, und deren Bewohner nur überleben können, wenn sie zuerst kaltherzig an sich denken und auch boshaft und konsequent gegensteuern, wenn ihnen jemand zu verdächtig vorkommt.
Und auch romantische Herzen können beruhigt sein, selbst sie werden in dem Abenteuer bedient, auch wenn die Liebe zwischen den Hauptfiguren nicht im Zentrum des Geschehens steht.
Fazit:
»Der gestohlene Thron« macht da weiter, wo die »Elfenkrone«-Trilogie aufhörte und bietet ein atmosphärisches Abenteuer, das sich sehr stark alter Mythen und Märchen bedient und damit auch die dunklen Seiten der Bewohner der Anderswelten in den Mittelpunkt stellt, was nicht immer etwas für zartbesaitete Gemüter ist.
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