Rezension von Björn Backes
Inhalt:
Leere – das Grauen für jeden Schriftsteller. Wo sind sie nur hin, die Gedanken und Inspirationen? Eine junge Dame sucht gerade ebenfalls danach, ganz zum Unmut ihres Katers Jankel, der gerne gekrault werden möchte und den Druck seiner Besitzerin nur schwer ertragen kann. Aber immerhin ist ihr gedankliches Chaos auf der Unordnung auf ihrem Schreibtisch reflektiert, denn genau hier fühlt Jankel sich wohl.
Währenddessen macht sich ein kleiner Gedanke auf die Suche nach einer Person, die ihn denken könnte. Er entdeckt ein trauriges Kind, einen grübelnden Mann und schließlich die verzweifelte Schriftstellerin. Wer könnte den kleinen Gedanken wohl besser brauchen als sie?
Rezension:
Einen Gedanken zu personifizieren und dabei in dessen eigene Gedanken hineinzuschauen, diese Aufgabe hat sich Monika Feth in ihrer illustrierten, kleinen Geschichte „Der kleine Gedanke“ gestellt. In einer recht abstrakten Handlung beschreibt sie das Dilemma einer Schriftstellerin, der die nötigen Einfälle ausbleiben, die ausschließlich über einen kreativen Gedankenanstoß entstehen können. Parallel hierzu beschreibt sie einen verlorenen Gedanken, der aus Furcht davor, alt und nicht mehr gedacht zu werden, durch die Welt zieht und nach einer Person sucht, die ihn derzeit benötigen könnte. Schritt für Schritt laufen die Wege der beiden Gestalten zusammen, bis sie sich schließlich finden und kreativ vereinen.
Die Story besitzt hierbei einen sehr philosophischen, teils auch sehr schwermütigen Ansatz, der trotz der netten Illustrationen nicht zwingend auf ein jugendlicheres Publikum zugeschnitten ist. Inhaltlich geht die Autorin tiefer, wenngleich sie sich bei der Entwicklung der Handlung ein wenig schwer tut. Denn auch wenn die beiden Extreme später miteinander verschmelzen, so ist ihre Harmonie letzten Endes ein wenig unzureichend dargestellt.
Imposanter ist hingegen die Idee hinter der Personifizierung des Gedachten. Man erhält kurze Einblicke in das Seelenleben verschiedener neutraler Personen und lernt kreative Ansätze über die Gedankenwelt an sich kennen. Dass der Protagonist dabei ausgerechnet die bodenständigste Gestalt des Buches bleibt, ist daher auch der außergewöhnlichste Umstand, verleiht der Story jedoch erst ihren Tiefgang. Denn wenn schon das eigene Gemüt verkopft und versperrt ist, warum sollten dann auch noch die Gedanken in eine Sackgasse rennen?
Es ist jedenfalls interessant, was Monika Feth aus dieser Idee macht und wie sie die Sinnreise des Gedanken beschreibt. Schade st nur, dass das Buch keine echte Quintessenz oder Pointe besitzt, die für eine geschlossene Abrundung sorgen könnten. Nichtsdestotrotz sind die hier erbrachten Gedanken absolut lesenswert und wegen ihrer ungewöhnlichen Art und Weise eigentlich für jeden interessant, dem auch mal der passende Einfall abhanden gekommen ist.
Fazit:
„Der kleine Gedanke“ beschreibt eigentlich ein Dilemma, das in der Realität oft zum Drama avanciert, geht die Sache aber mit einer gesunden Portion Humor, aber eben auch mit dem authentischen Schweremut an. Auch wenn die Zielgruppe entgegen der Erwartungen wohl erst im weiterführenden Schulalter beginnt, sollten auch Kinder aus dieser Geschichte eine Menge Inspiration ziehen können.