Der Prinz der Elfen von Holly Black
Rezension von Christel Scheja
Rezension:
Schon in den mit Tony di Terlizzi geschaffenen Spiderwick-Chroniken, bewies Holly Black, dass ihr Blick auf die Feen und Elfenwesen der Anderswelt nicht romantisch verklärt und kindgerecht harmlos ist, sondern an die ursprünglichen Mythen angepasst. Auch in den eigenen Werken ist das zu erkennen, wie Der Prinz der Elfen beweist. Das Buch erschien vor einiger Zeit schon als Hardcover, nun legt cbt eine kostengünstigere Taschenbuchausgabe auf.
Fairfold ist ein verwunschener Ort, in dem magische Wesen mehr als präsent sind. Auch wenn die Bewohner eine gesunde Scheu gegen diese entwickelt haben, sie nutzen das ganze dennoch aus, um Geld damit zu verdienen. Der Tourismus floriert, seit Jahrzehnte zuvor ein Kristallsarg mitten im Wald aufgetaucht ist, in dem ein junger Mann mit archaischer Kleidung und Hörnern ruht – ein schlafender Elfenprinz.
Die Dorfjugend nutzt den Ort als Treffpunkt, trotz der lauernden und manchmal tödlichen Gefahren. Um die wissen auch Hazel und ihr Bruder Ben, die in Fairfold geboren und aufgewachsen sind. Beide sind in besonderer Weise mit der Feenwelt und dem Schlafenden verbunden, vertrauen sie doch letzterem all ihre Geheimnisse an.
Doch als Hazel sechzehn ist, geschieht das Undenkbare: Als die beiden wieder einmal zum Sarg gehen finden sie diesen leer und verlassen vor. Was ist geschehen, und vor allem wer hat ihn befreit. Schon bald erhalten die Geschwister erste Antworten, aber die ziehen sie mit hinein in gefährliche und tödliche Intrigen, die schon viele Jahre lang die Feenwelt in ihrem Bann halten.
Das interessant an Holly Blacks Büchern ist tatsächlich, dass sie in den Beschreibungen erstaunlich nüchtern bleibt und gar nicht erst damit anfängt, die Feen und Elfen zu verniedlichen. Da werden durchaus schon einmal Touristen und Einheimische, die nicht aufpassen von Rotkappen und andere mörderisch veranlagen Feen gemeuchelt, ein Monster streift durch den Wald und die kaltherzige Arroganz der unsterblichen Wesen macht auch vor dem Leben der Menschen nicht halt.
Es mag zwar auch ein wenig die Liebe mitspielen, aber die fällt nicht unbedingt dort hin, wo man sie erwartet und spielt auch nicht die Hauptrolle, wie in anderen Geschichten mit vergleichbarem Plot.
Was Hazel und ihr Bruder erleben ist tatsächlich ein gefährliches Abenteuer – sie verfangen sich in alten Versprechen und Flüchen, aus denen sie nicht so einfach entkommen können und müssen mehr als einmal entscheiden wem nun ihre Loyalität gilt.
In der Hinsicht durchbricht das Buch immer wieder die Erwartungen, die man als Leser an die Geschichte hat und bricht aus den üblichen Handlungsmustern aus. Das gibt dem Geschehen einen ganz eigenen Flair, der aber auch zu gefallen weiß, denn die Helden werden nicht einfach nur auf ihre Liebe und das Schicksal reduziert, sondern müssen aktiv darum kämpfen, dass sie heil aus der Sache kommen und am Ende wenigstens ein bisschen Glück erfahren, das was ihr Leben bisher geprägt hat, nun auch in etwas gutes verwandeln.
Die Figuren sind deshalb nicht passiv und reagieren nur, sondern greifen auch aktiv ein und handeln so, wie man es sich gut bei Jugendlichen diesen Alters vorstellen kann. Die Spannung ist also von Anfang bis Ende gewahrt und macht tatsächlich sogar Lust auf mehr.
Fazit:
»Der Prinz der Elfen« mag zwar vom Titel her erst einmal auf die übliche Romanze mit Märchenmotiven hindeuten, ist aber mehr als das und bietet tatsächlich ein spannendes Urban-Fantasy-Abenteuer, das es von vorne bis hinten in sich hat.
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