Der Schattenbeschwörer (Autor: Graham T. Taylor)
 
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Der Schattenbeschwörer von Graham T. Taylor

Rezension von Ramona Schroller

 

Klappentext:

Auf geheimnisvolle Weise hat Obadiah Demurral, der Vikar von Thorpe, einen Keruvim erhalten, eine goldene, geflügelte Statue, die ihm die Fähigkeit verleiht, die Schatten der Finsternis zu beschwören. Nur zwei dieser Keruvim gibt es in der Welt - und wenn es Demurral gelänge, auch noch den zweiten zu bekommen, dann hätte er eine unvorstellbare Macht über das Universum. Nur der 13-jährige Thomas, seine Freundin Kate und ein seltsamer Fremder namens Raphah wagen es, sich dem finsteren Vikar in den Weg zu stellen. Sie lassen sich auf einen Kampf ein, der Himmel und Erde in Aufruhr versetzt.

 

Angesiedelt im 18. Jahrhundert an der sturmumtosten Nord-Ost-Küste Englands, entführt G.P. Taylors großer Fantasy-Roman in eine Welt des Abenteuers und der Magie.

 

Inhalt:

Wenn man Thomas gefragt hätte, hätte er sich sein Leben sicher anders vorgestellt. Doch erst kommt sein Vater auf See um, dann brennt die Hütte ab, in der er bisher mit seiner Mutter gelebt hat - mit eben der in ihrem Inneren. Thomas wird gezwungen, als Obdachloser sein Dasein zu fristen. Und er nimmt das Wagnis auf sich und sucht sich eine Höhle in der Nähe seines Heimatortes. Der Schuldige an den Schicksalsschlägen in seinem Leben hat er auch schnell ausgemacht: der Vikar Obadiah Demurral, der seine eigenen, finsteren Machenschaften durchführt.

 

Dann kommt es zu einem verhängnisvollem Schiffsunglück, bei dem ein Fremder sich in Thomas' Höhle einquartiert, ein dunkelhäutiger Jugendlicher namens Raphah. Dieser berichtet ihm, dass er auf der Suche nach dem Keruvim sei, einer kleinen, geflügelten Statue, die über unvorstellbare Macht verfügt. Und diesen Keruvim glaubt Raphah im Besitz des Vikars.

 

Thomas lässt sich nur zu gern auf dieses verhängnisvolle Abenteuer ein. Ein Abenteuer, dass ihn an die Grenzen seines Geistes führt ...

 

Rezension:

Wenn ein englischer Priester mit esoterischer Vergangenheit nach der Feder greift, wird man als Leser neugierig. Was mag dieser jemand wohl so wichtiges aufzuschreiben gehabt haben? Wie setzt er sein Thema um?

 

G.P. Taylor besitzt eine bewegte Vergangenheit und ist dem Ruf der Kirche gefolgt. Als Priester tätig, schreibt er nebenbei Jugendbücher. Dass diese mit christlichen Mythen durchsetzt sind, macht erst einmal wenig. Nur wenn man ein Thema wie dieses auf 400 Seiten durchkaut, da beginnt man sich als erwachsener Leser schon zu fragen, wo die Unterhaltung aufhört und die Mission anfängt.

 

Es ist schade, dass ein Roman, der eigentlich Unterhaltung für Heranwachsende sein will, mit derartigen Dogmen aufwartet wie „Der Schattenbeschwörer". Dabei ist es nicht wichtig, dass Taylor seinen eigenen Berufsstand als von Gott abgefallen bezeichnet und alle Priester damit über einen Kamm schert. Die Botschaft in den Zeilen ist so eindeutig wie ein Keulenhieb: Glaube an Gott, alles andere kommt eh vom Teufel!

 

Eine etwas einseitige Sicht der Dinge, die vor allem, meiner Meinung nach, Heranwachsende stark beeinflussen kann, es vielleicht sogar soll. Taylor macht sich größtenteils nicht einmal die Mühe, näher auf bestimmte esoterische Dinge einzugehen. Er setzt seinen Weg wie mit einer Planierraupe fort. Und dass jemand, der sich selbst mit den Dingen auskennt, die er in seinem Roman so vehement anprangert.

 

Im Gedächtnis geblieben ist mir persönlich vor allem die Tarotszene: Eine Frau legt für den Vikar die Karten, wobei ausschließlich die Bildkarten oder große Arkana zum Zuge kommen. Ihre Deutung geht so weit daneben, dass man sich wirklich fragt, ob der Autor sich überhaupt mit der Materie auskennt. Und Raphah, dieser absolute Gläubige, verdammt die Karten sofort als Teufelswerk. Schon in der Bibel steht ...

 

Selbstverständlich sind Dinge wie das Kartenlegen oder Beschwörungen nicht unbedingt der geeignete Zeitvertreib für Jugendliche. Diese Methoden aber dermaßen zu verdammen halte ich allerdings für mehr als übertrieben. Schon in der Bibel wird das eine oder andere Mal das Los befragt oder eine Totenbeschwörerin befragt, ganz im Gegensatz zu der rigorosen Verdammung all dieser Künste durch Moses. Vielleicht hätte der Autor sich einmal dieses Buch der Bücher besser durchlesen sollen, ehe er diesen Roman verfasste. So führt er nämlich seine eigene Beweisführung ad absurdum - zumindest wenn dieses Buch an einen Leser gerät, der zufällig auch eine Bibel besitzt und diese gelesen hat.

 

Alles in allem ein eher enttäuschender und einseitiger Roman. Die Altersangabe „ab 12 Jahren" würde ich persönlich eher noch zwei Jahre nach hinten schieben in der Hoffnung, dass die Leser dann gefestigt genug sind für diese Lektüre. Wenn die Christianisierung selbst bei Kindern schon die Keule einsetzen muss, kann etwas mit dem Glauben nicht stimmen.

 

Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240420162050b65a7d33
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Buch:

Der Schattenbeschwörer

Autor: Graham T. Taylor

Broschiert: 396 Seiten

Verlag: Arena (Mai 2006)

ISBN: 3401029118

Erhältlich bei Amazon


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Erstellt: 27.07.2006, zuletzt aktualisiert: 05.11.2023 16:44, 2611