Der Schlüsselmeister des Prinzipals (Autor: Mirko Thiessen; Der Bund der Raben Bd. 4)
 
Zurück zur Startseite


  Platzhalter

Der Schlüsselmeister des Prinzipals von Mirko Thiessen

Reihe: Der Bund der Raben Band 4

 

Rezension von Ralf Steinberg

 

Klappentext:

Erneut ist in Norlan Krieg ausgebrochen. Ehemals friedliche Länder wurden durch haronische Spione in Unruheherde verwandelt. Während eine Söldnerarmee im Dienste der Haronen auf das Festland übersetzt, taucht der gefährlichste Diener des Prinzipals wieder auf: sein tot gewähnter Schlüsselmeister, der bereit steht, König Baldhur endgültig von seinem Thron zu stoßen.

 

 

Rezension:

Die Geschichte um den Bund der Raben geht in die vierte Runde. Autor Mirko Thiessen begibt sich wieder in das Reich Norlan, dem eine erneute Invasion durch die Haronen droht.

Während Flick mit seiner Söldnertruppe die Grafschaft Mundis unsicher macht, um im Auftrag des Händlers ein weiteres Reich zugrunde zu richten, erobern abtrünnige Grafen die Burg von Hochkönig Baldhur, als dieser nach Ikilia eilt. Dort hatte Flick bereits Chaos gestiftet und nur wenig blieb von der alten Ordnung übrig.

Mariana und Carina hingegen suchen immer noch den Leidenden und stoßen während ihrer Suche nicht nur auf neue und mächtige Feinde, sondern auch auf alte Bekannte, die zu wertvollen Verbündeten werden.

Und es gibt da noch den Schlüsselmeister des Prinzipals, der in erstaunlicher Tarnung umherreist und dessen Rolle vollkommen im Unklaren bleibt.

 

Band 4 schließt nahtlos an den Vorgänger an und wirkt durch das Fortführen der Handlungsstränge zunächst deutlich fesselnder.

Es gibt jedoch immer noch ein Ungleichgewicht zwischen Szenen, die die Handlung vorantreiben und nebensächlichen. So werden Schlüsselmomente nur nebenbei erwähnt. Etwa die Einnahme des Numilentrankes durch Marianna und Carina, die Begegnung des Schlüsselmeisters mit dem Neuen Raben Baron Krok, die Befreiung der Burg Zadar durch Baldhur oder Albertos Untersuchung des Todes von Raul.

Hier werden Spannungsmomente zugunsten von Reisebeschreibungen oder ausufernden Diskussionen verschenkt. Es ist schade, dass der titelgebende Bund der Raben nur noch am Rande auftaucht. Thiessen könnte hier durchaus die Handlung verdichten.

Interessanter ist hier schon die Konzentration auf die persönlichen Aspekte der Figuren. Immer noch sehr stark ist die Charakterisierung von Flick, der erneut Tiefe gewinnt und sich zunehmend zum wichtigsten Handlungsträger entwickelt. Ähnlich intensiv erleben wir die menschenfreundliche Gesinnung Albertos oder die Fehler Mugrats, der immer wieder über haronische Fallen stolpert.

Schwächer fallen die Frauenfiguren aus. Weder Carina noch Marianne oder Susanna erhalten großartige Szenen, lediglich die grausige Begegnung mit den Kintiki, wirft ein Glanzlicht auf die Handlung um die Sache nach dem Leidenden. Zwar wird es jetzt deutlicher, dass Thiessen mit Marianna ein unerfahrenes und zu Fehleinschätzungen neigendes Kind konzipierte, aber die Mischung aus Messias, Kriegerin und junges Mädchen verliert sich zu sehr in Nebensächlichkeiten. Während der innere Kampf Flicks durchaus nachvollziehbar dargestellt ist, erleben wir Marianna eher aus der Ferne und ohne rechte Motivation. Der sich anbahnende Konflikt mit ihrer Halbschwester wird hier hoffentlich mehr Dynamik hineinbringen.

Schwierig ist auch die Beurteilung von Georgio, dem Verräterkind. Von der unverständlicher Weise trotzigen Geisel, über den erstaunten Liebhaber und getäuschten Sohn hin zum reuigen Sünder geht die Palette der Charakterisierungen. Bisher erscheint diese Figur etwas überladen und eine abschließende Rolle innerhalb der Geschichte ist noch nicht abzusehen.

 

Den Hintergrund seines Epos baut der Autor ein wenig aus. So erfahren wir etwas Neues über die Numilen und auch die Probleme in Norlan unter Hochkönig Baldhur werden thematisiert. Hier erkennt man das Dilemma, sympathische Handlungsträger zu feudalistischen Herrschern und Machthabern zu machen, die in Amt und Würden bleiben wollen. Man kann gespannt sein, ob Thiessen hier in den beiden Abschlussbänden weiterhin am Ball bleibt und seiner Geschichte gesellschaftskritische Töne verpasst.

 

Vielleicht sollte auch erwähnt werden, dass Thiessen ohne Zweifel ein guter Erzähler ist und stilistisch durchaus überzeugt.

Während also der Roman durch ein strengeres Lektorat sicher an Qualität gewonnen hätte, sind die Verarbeitung und das Korrektorat makellos. Das Titelbild stammt erneut von der Schwester des Autors, Vivien Thiessen und reiht sich gewohnt in das Reihenbild ein.

 

Fazit:

Mit Band 4 gelingt es Mirko Thiessen deutlich mehr Handlung und vor allem mehr Spannung in das Geschehen zu bringen, als in dem eher matten dritten Band. Die Ereignisse um den Krieg gegen den Prinzipal schreiten voran und weitere Geheimnisse drängen auf eine baldige Fortsetzung der Reihe.

Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240426140448a0626a9a
Platzhalter

Buch:

Der Schlüsselmeister des Prinzipals

Reihe: Der Bund der Raben Band 4

Autor: Mirko Thiessen

BOD, Juni 2008

Paperback, 257 Seiten

Titelbild: Vivien Thiessen

 

ISBN-10: 3837042413

ISBN-13: 978-3837042412

 

Erhältlich bei Amazon


Platzhalter
Platzhalter
Erstellt: 04.11.2008, zuletzt aktualisiert: 24.04.2024 09:01, 7667