Der schwarze Prophet von F. Paul Wilson

Rezension von Carsten Kuhr

 

Die meisten der Repairman Jack Titel sind nach einem sich wiederholenden Grundmuster angelegt. Wilson lässt Jack zwei unterschiedliche Aufträge übernehmen. Wie immer geht es darum, der Gerechtigkeit ausserhalb des Gesetzes auf die Sprünge zu helfen. Diesmal aber verbinden sich die beiden Aufträge zu einem einheitlichen Ganzen, fordern Jacks ganze Kreativität und Glück.

Eine ältere, reiche Dame mit Hund - erinnert uns und Jack das nicht an etwas? - beauftragt ihn ihren Sohn der sich einer kirchlichen Sekte die den Scientologen ähnelt angeschlossen hat wiederzufinden, und einen Kontakt herzustellen. Das sieht zunächst nach einem einfachen, schnellen Job für Jack aus, aber, wie üblich erweist sich der Auftrag im Verlauf des Buches als etwas schwieriger und umfassender als zunächst gedacht. Dann bittet eine mittellose Nonne um seine Hilfe. Nach einem Fehltritt erpresst ein skrupelloser Detektiv die Schwester mit kompromittierenden Photos. Nachdem seine andere Auftraggeberin ihn mehr als reichlich mit Barem ausgestattet hat, lässt Jack sein grosses Herz sprechen. Doch dann erweist sich die Aussage von Anyas Bemerkung, dass es künftig in Jacks Leben keine Zufälle mehr gibt als nur allzu wahr. Hinter der Sekte steckt mehr, als Jack und die Welt bislang vermutet haben – die Andersheit hat ihre Fühler ausgestreckt - und wieder trifft es Jack, der sich als Paladin den Kräften scheinbar chancenlos entgegenstemmt.

 

Der achte Handyman Jack Roman kommt uns ungewöhnlich gewaltbetont daher. Jack war nie Jemand, der notwendige Gewalt nicht anwendete, diesmal aber geniesst er es manches Mal seinen Gegnern Schmerzen zuzufügen - und erschrickt ob dieser unbekannten seiten vor sich selbst. Nicht, dass es seine Opfer nicht verdient hätten, was da auf sie niederkommt, Pädophile, Vergewaltiger und Demagogen, die es sich zur Aufgabe gemacht haben unzählige mehr oder minder glückliche Existenzen aus purer Freude am Bösen oder simpler Habgier zu vernichten haben es nicht besser verdient, aber die selbst gezogenen Grenzen wackeln, werden überschritten, und Jack reflektiert durchaus selbstkritisch über seine Handlungen und deren Motivation. Er ist verletzlicher als üblich, macht Fehler, ist nicht mehr der souveräne Strippenzieher der bisherigen Bände. Dies macht Jack aber nur sympathischer, menschlicher. Wir können seine Unruhe als werdender Vater ebenso gut nachvollziehen, wie seine Verzweiflung ob seiner Unfähigkeit Auftraggeber wie Informanten vor dem Bösen zu schützen. Insoweit ist seine Motivation, die zu dem eingangs erwähnten deutlich kompromissloseren Vorgehen als sonst führt gut fundiert. Nach einem etwas geruhsamen Beginn geht es ab dem zweiten Drittel des Werkes so richtig zur Sache. In einem verzwickten, in sich aber in der Nachschau logischen Plot enthüllt sich vor den Augen des Lesers im Verlauf der Handlung immer mehr von grossen Plan der Andersheit unsere Welt unter ihren Einfluss zu zwingen. Wie bekannt hat F. P. Wilson in »Nightworld« (bislang keine deutschsprachige Ausgabe) den letzten Roman um diesen Kampf - Glaeken und Jack gegen Rasalom im Rahmen seiner anderen grossen Serie, dem »Adversary-Zyklusses« bereits vor Jahren verfasst. Nun hat er ausgehend von dem gemeinsamen Start in »The Tomb« (dt. Die Gruft) bislang acht, ein neunter Roman ist in den USA für April angekündigt eigenständige Jack Romane vorgelegt, in denen der langsam, Stein auf Stein den Weg Jacks zum Finale aufzeigt. Dabei ist ihm das Kunstwerk gelungen, mit fast jedem Buch besser zu werden. So interessant, so nervenzerfetzend »Der schwarze Prophet« ist, die Klasse und Intensität von »Todessumpf« erreicht er leider nicht. Jack agiert wieder in seiner gewohnten urbanen Umgebung, und entgleitet uns damit wieder ein wenig in die gewollte Anonymität.

 

Nach oben